Wie man im Job richtig glücklich wird

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Die Arbeit, in der man richtig aufgeht. Der Job, der zu einem passt. Hier steht, wie man das findet.

Jeder Mensch will er selbst sein dürfen. Das tun, was ihm am meisten Spaß macht. Hier kommt ein Geheimnis des Lebens: „Das Ihre wird ,glücken‘, wenn Sie es schaffen, Ihre Bedürfnisse mit Ihren Begabungen in Einklang zu bringen“, fand der Schweizer Arzt Remo H. Largo heraus.

Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Fangen wir mit den Bedürfnissen an. Erinnern Sie sich an die Maslowsche Pyramide? Im Unterschied zu dieser sind hier alle Bedürfnisse gleichrangig. Jedes ist so viel wert wie das andere. Sie sind nur unterschiedlich stark ausgeprägt.

  • Körperliche Bedürfnisse: Wer hungrig, durstig oder müde ist, dem geht es nicht gut. Aber manche können ihren Hunger wegdrücken oder arbeiten auch nach nur vier Stunden Schlaf wie ein Uhrwerk. Wie ist das bei Ihnen: Hören Sie auf Ihren Körper? Oder ist Ihr Kopf meist stärker?

  • Geborgenheit und Zuwendung: Wie viel davon brauchen Sie? Fühlen Sie sich angenommen, in der Familie, an der Uni, beim Partner, bei Freunden, im Job? Wie war das früher? Wie viel tragen Sie selbst dazu bei?

  • Anerkennung: Bekommen Sie genug davon? In jedem Lebensbereich? Woran liegt ein Zuviel/Zuwenig?

  • Selbstentfaltung: Lernen, sich weiterentwickeln, wachsen: Wie wichtig ist Ihnen das? Lässt man Sie? Wer oder was hilft Ihnen dabei, was bremst Sie?

  • Leistung: Sind Sie ehrgeizig? Wollen Sie etwas bewegen? Wann fühlen Sie sich unter- oder überfordert? Wo können Sie zeigen, was Sie draufhaben?

  • Existenzielle Sicherheit: Ein Dach über dem Kopf, ein Kasten voller Kleider: Manche brauchen das mehr, andere weniger. Hatten Ihre Eltern Existenzsorgen? Wie gingen sie damit um? Und Sie?

Zeichnen Sie jetzt ein Spinnennetzdiagramm mit sechs Achsen, die Sie mit den Grundbedürfnissen beschriften. Dann tragen Sie ein, wie stark jedes einzelne bei Ihnen ausgeprägt ist. Sind Sie etwa ehrgeizig, kommen aber mit der Besenkammer in der WG aus, dann geben Sie sich einen hohen Wert bei „Leistung“ und einen niedrigen bei „Existenzielle Sicherheit“.

Nächster Schritt: Jetzt untersuchen Sie Ihren Traumjob (oder Ihren jetzigen), wie sehr er diese Bedürfnisse befriedigt. Ist Ihnen etwa Selbstentfaltung wichtig, sind Sie als Buchhalter wohl nicht so glücklich.

Was können Sie gut?

Nun wissen Sie mehr über Ihre Bedürfnisse. Jetzt schauen wir uns Ihre Kompetenzen an. Ihre Noten sind da keine Hilfe. Sie wären vielleicht top in Sprachen, hatten aber keine Zeit dafür, weil Sie immer Mathe büffeln mussten. Am Ende waren Sie in beidem durchschnittlich. Lektion fürs Leben: Richtig glücklich werden Sie nur, wenn Sie sich im Rahmen Ihrer Talente ausleben können.

  • Soziale Kompetenz: Können Sie sich gut in andere einfühlen? Verstehen, was sie bewegt? Interessiert es Sie überhaupt?

  • Sprachliche Kompetenz: Sind Sie gut in Deutsch? Liegen Ihnen Fremdsprachen? Haben Sie schon immer gern geschrieben, egal ob Tagebuch oder Bachelorarbeit? Reden Sie gern vor Publikum?

  • Musikalische Kompetenz: Singen oder tanzen Sie? Spielen Sie ein Instrument? Als Kind? Und heute?

  • Figural-Räumliche Kompetenz: Zeichnen und basteln Sie gern? Wie steht es mit Ihrem Orientierungssinn? Können Sie sich etwas Dreidimensionales vorstellen?

  • Logisch-Mathematische Kompetenz: Sind Sie gut im Rechnen? Habe Sie Ihre Finanzen im Griff? Können Sie selbst programmieren? Dann geben Sie sich hier einen hohen Wert.

  • Zeitlich-planerische Kompetenz: Sind Sie ein Chaot? Oder immer pünktlich und gut organisiert? Planen Sie gern lang im Voraus?

  • Motorisch-Kinästhetische Kompetenz: Fußballer, Grafiker, Chirurgen: Alle drei sind motorisch begabt, aber auf unterschiedlichen Gebieten. Wo liegen Ihre? Worin sind Sie geschickt? Eher fein- oder eher grobmotorisch?

Jetzt zeichnen Sie wieder ein Spinnennetzdiagramm, diesmal mit sieben Achsen, und tragen ein, wie ausgeprägt diese Kompetenzen bei Ihnen sind. Analysieren Sie Ihren Wunschjob: Kann jemand etwa mit schwacher Sozialkompetenz ein guter Arzt werden? Bevor er sich täglich über seine Patienten ärgert: Wäre es da nicht besser, er ginge in die Forschung? Machen, was man gut kann und will.

Jetzt kommen wir zum letzten Schritt: Sie vergleichen Ihren Traumjob (oder Ihren aktuellen) mit Ihren Bedürfnissen und Kompetenzen. Ein guter Immobilienmanager etwa braucht figural-räumliche und zeitlich-planerische Kompetenz. Mit Zahlen sollte er auch umgehen können (logisch-mathematisch). Ob er hingegen musikalisch ist, ist unwichtig.

Umgekehrt ist für einen Künstler musikalische oder figural-räumliche Kompetenz lebenswichtig. Wenn er aber davon träumt, sich mit selbstorganisierten Vernissagen einen Namen zu machen, braucht er auch zeitlich-planerische Kompetenz.

Prinzip verstanden? Dann gehen Sie für Ihren Berufswunsch, Ihren Job durch, wie gut er zu Ihren Bedürfnissen und Ihren Kompetenzen passt.

Noch einmal: „Geglückt“ ist ein Leben, wenn man möglichst viel von dem machen kann, was einem Spaß macht (Bedürfnisse) und was man richtig gut kann (Kompetenzen). Viel Glück!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2018)

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