Die Z-ler: Herausforderung für Unternehmen

Walk & Talk. Beim „Talk auf der Alm“ in Alpbach standen die Arbeitnehmer der Zukunft im Zentrum. Dabei wurde klar:Die 20- bis 25-Jährigen halten Unternehmen einen Spiegel vor. Sie wollen nicht mehr so arbeiten wie frühere Generationen.

Der Befund von Christian Scholz ist treffsicher: „Im betrieblichen Personalmanagement haben wir uns auf die Generation Y eingeschossen.“ So weit so gut: Doch mittlerweile drängt bereits die Generation Z auf den Arbeitsmarkt. Und die nach 1994 Geborenen würden sich deutlich von ihren etwas älteren Kollegen unterscheiden, sagt der Professor für Personalmanagement an der Universität des Saarlands. (Eine Einteilung der Generationen siehe Grafik unterhalb).

Die Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1994, auch Millennials genannt) ist selbst- und karrierebewusst, skeptisch gegenüber Traditionen. „Die Generation Z will in dieses Hamsterrad gar nicht hinein“, sagt Scholz. Sie hasst Ungewissheit, fordert klare Strukturen ein, so wie sie es bei ihren Helikopter-Eltern gelernt hat.“

Scholz weiß, wovon er spricht. Er untersucht die Gruppe der 20- bis 25-Jährigen seit einigen Jahren und hat seine Forschungen in seinem aktuellen Buch „Generation Z“ zusammengetragen.

Diese Generation war dann vergangene Woche auch Thema beim „Talk auf der Alm“ in Alpbach. Dazu hatten „Die Presse“, JTI und Suchocki Executive Search unter dem Motto „Arbeitnehmer der Zukunft – Zwischen Pippi Langstrumpf und Nine to Five“ Unternehmer, Manager und Experten eingeladen. Statt nur dem Manager-Sprichwort vom „Walk the talk“ zu genügen, galt hier tatsächlich: walk and talk – denn der Diskussion auf der Alm ging eine morgendliche Wanderung voraus.

Die Generation Z, so eine der Feststellungen, hält den Unternehmen einen Spiegel vor. Insofern, als sie sie zwingt, aufgrund ihrer Einstellungen u. a. über die Überschneidungen von Privat- und Berufsleben, Arbeitsdruck, Arbeitszeit, Bedeutung von Familie und Freunden, aber auch Gesundheit nachzudenken.

Christian Hohlrieder

Gleich zu Beginn der Diskussion nahm Oliver Suchocki die Rolle des Advocatus Diaboli an. „Unternehmen müssen nicht jedem Trend hinterherlaufen“, sagte der Gründer von Suchocki Executive Search. Eine Ansicht, die auch Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung von Japan International Tobacco (JTI) in Wien, teilte. Es sei unmöglich und auch den eigenen Mitarbeitern gegenüber nicht fair. „Denn ich muss auch sehen, was sie wollen.“

Allerdings müsse man die Wünsche und Anforderungen der Generation Z auch ernst nehmen: „Wir müssen verstehen, wie sie ticken“, sagt Lothert. Unternehmen, die dies am besten verstehen, werden einen Wettbewerbsvorteil haben. Schließlich wolle man ja auch die Topleute in das eigene Unternehmen holen.

Gut und schön, aber deshalb müsse das Projektgeschäft dennoch abgewickelt, müssen Auftragsspitzen bewältigt werden, sagte Robert Massimo, Exportchef des Tiroler Leuchten- und Lichtsysteme-Herstellers Planlicht. Da könne man eben nicht immer auf die Wünsche nach ganz strikten Arbeitszeiten Rücksicht nehmen.

Vieles sei auf dem Arbeitsmarkt im Umbruch. „Wir sind in der Postmoderne angekommen“, brachte es einer der Gäste, Markus Tomaschitz, HR-Direktor bei AVL List, auf den Punkt. Eine der Folgen sei, dass immer weniger Junge Führungsverantwortung übernehmen.

Der Prognose von Massimo und Suchocki, dass aus den Z-lern spätestens dann verantwortungsvolle Mitarbeiter werden, wenn sie selbst Verantwortung für eine Familie tragen müssten, widersprach Scholz: „Wir sollten uns vor der Frage hüten: Wann werden die denn erwachsen?“ Denn die Generation Z empfinde durchaus großes Verantwortungsgefühl – aber eben primär für ihre Peers, für ihre kleine Gruppe, „wie Pippi Langstrumpf das mit ihren zwei Freunden gemacht hat. Sie kümmern sich um die Schwächeren, in einer Intensität, wie das ein Y nie gemacht hätte“.

Daher hätte die Generation Z auch keine Freude mit einem Abschlussrennen nach dem Schulskikurs, denn dabei gebe es Gewinner und Verlierer. „Diese neue Generation will Teil eines Teams sein, nicht Teamchef“, sagte Scholz.

Die große Frage sei daher, wie es gelingt, diese Generation dazu zu bringen, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Dazu fanden die Diskutanten und die Gäste zahlreiche Vorschläge: Die Z-ler brauchen Mentoring, man müsse ihnen Strukturen anbieten. Für die Führungskräfte bedeute das, den Jungen Verantwortungspakete zu übertragen und mit ihnen einen finanziellen Gegenwert auszuverhandeln – Bezahlung werde in Zukunft nicht mehr zwingend nach dem Prinzip Geld gegen Zeit funktionieren. Schließlich handle es sich bei der Generation Z um bestens Ausgebildete, die ja auch bereit seien, zu performen.

Und Unternehmen müssten noch genauer fragen, was die Generation Z unter bestimmten Begriffen versteht: Das Wort Vertrauensarbeitszeit, sagt Scholz, sei für sie ein „ein No-Go. Sie sieht dahinter die organisierte Selbstausbeutung. Die Generation Y fand das noch cool.“

Übrigens: Dieses Veranstaltungsformat mit Walk &Talk, sagt Scholz etwas überspitzt, würde auch der Generation Z gefallen: „Man wandert, dann wird gefrühstückt und geplaudert respektive diskutiert. Und dann kommt ein Auto und bringt einen rechtzeitig zur Mittagssiesta.“

Was die Alteren und Jüngeren wirklich wollen

Natürlich: Diese Zuschreibungen dürfen nicht zum „Schubladisieren“ und zum „Kastldenken“ verleiten. Aber sie können doch ein wenig helfen, die Einstellungen, Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Generationen besser einzuordnen und zu verstehen.

Und sie können auch eine Hilfestellung für Führungskräfte sein, ihre Mitarbeiter besser zu verstehen. Die große Herausforderung – und das zeigte sich auch vergangene Woche beim „Talk auf der Alm“ in Alpbach – ist, die vielen verschiedenen Generationen miteinander in einen Dialog zu bringen. Denn genau dieser kann helfen, Missverständnisse auszuräumen.

(Print-Ausgabe, 03.09.2016)

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