Nebenbei die Welt besser machen

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Start-up. „Das Ökosystem für Social Entrepreneure in Österreich hat sich positiv entwickelt“, sagt Lena Gansterer vom Impact Hub Vienna. Zusätzliche Programme sollen die Szene weiter beleben.

Selbstverständlich ist es immer noch nicht: Mit guten Ideen die Welt besser machen – ja. Aber mit genau diesen guten Ideen auch Geld verdienen – ja? Ja, man darf nicht nur, man muss, will man als Social Entrepreneur „Impact“ auslösen. Also Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die gesellschaftliche Herausforderungen lösen oder Fragen der sozialen Inklusion, Umwelt oder Bildung beantworten.

„Das Ökosystem für Social Entrepreneure in Österreich hat sich positiv entwickelt“, sagt Lena Gansterer, die seit dem Frühjahr dem Managementteam des Impact Hub in der Wiener Lindengasse angehört. Denn es gebe Katalysatoren wie eben das Impact Hub, aber auch Unternehmen, die Start-ups fördern. Es gebe Vorgaben ebenso wie gesellschaftliche, demografische und klimatische Veränderungen, die kreative Ansätze verlangten. Und es gebe immer mehr Menschen, die langfristig dächten und Potenziale statt nur Kostenfaktor sähen.

Sechs Domänen


Wissenschaftlich ausgedrückt: Die sechs Domänen eines Start-up-Ökosystems, wie sie der US-amerikanische Wirtschaftsprofessor Daniel Isenberg vom Babson College formuliert hat, sind gegeben: Unterstützung der öffentlichen Hand (1), Financiers (2), eine entsprechende Kultur durch soziale Normen (Risikofreude, Fehlertoleranz, Leistungsambition etc.) und Erfolgsgeschichten (3), Infrastruktur (4), potenzielle Mitarbeiter (5) und Absatzmärkte (6).

Das Beratungsunternehmen Roland Berger hat in einer Studie fünf Strategien dafür entwickelt, was etwa Wien brauche, um für Start-ups interessant zu sein: Großunternehmen sollten stärker aktiviert, ein zentraler Start-up-Campus sollte errichtet, ein neues politisches Mindset geschaffen, junge Wissenschaftler zum Gründen bewegt und unproduktives Kapital mobilisiert werden.

Apropos politisches Mindset: Immerhin, sagt Gansterer, habe es der Begriff „Impact“ ins Regierungsprogramm geschafft. Im Kapitel „Innovation und Digitalisierung“ ist u. a. die „Stärkung von Social Crowdfunding, Impact Investing, Social Entrepreneurship/Ökosozialem Unternehmertum“ vorgesehen.

Zu so etwas wie dem zentralen Start-up-Campus hat sich in den vergangenen acht Jahren der Impact Hub Vienna entwickelt. Er ist Anlaufstelle für Social Entrepreneurs, Experten und Financiers, Co-working-Space, Wissensdrehscheibe und idealer Ort, Mitstreiter bzw. Mitarbeiter für die eigene Idee zu finden. Knapp 600 Mitglieder zählt der Impact Hub in Österreich, über das internationale Netzwerk weltweit rund 17.000.

Auch Partner für Corporates


„Jährlich begleiten wir 100 Ventures“, sagt Gansterer, also Gründungen, die an einem der Programme teilnehmen. Etwa am Investment Ready Program oder an diversen Accelerator-Programmen – fünf sind es derzeit, 2019 sollen es zehn sein. „Wir sehen uns nicht als Berater, sondern als Experten im Early-stage-Support. Wir unterstützen Social Entrepreneure dabei, ihre Innovationen zu skalieren, und entwickeln Programme – auch gemeinsam mit großen Unternehmen“, sagt sie. Wichtig sei, dass es immer einen Impact gebe.

Neben dem qualitativen Wachstum strebt der Impact Hub in den nächsten drei Jahren auch in die Bundesländer: „Wir wollen den Hub für ganz Österreich zugänglich machen“, sagt Gansterer. Über lokale Partner und über ein größeres digitalisiertes Angebot.

Veranstaltungstipp: CEE Impact Days, 4./5. Oktober in Wien, Konferenz für Investoren und Innovatoren aus Zentral- und Osteuropa, u. a. mit Finanzminister Hartwig Löger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2018)

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