Wer die Arbeit lieber macht, macht sie besser

(c) DI(FH) Robert Fritz // derfritz.
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Motivation. Gern und gut arbeiten ist ok. Doch viel zu selten werde versucht, die Leistungsfähigkeit über die Bande der Arbeitsfreude zu steigern, sagt Gerhard J. Vater, der appelliert, mehr über Sinn und Zweck nachzudenken.

Mit dem Herbstbeginn startet in vielen Unternehmen die Konzeption der Weiterbildungsprogramme des kommenden Jahres. Was Gerhard J. Vater bei einem Blick in diese Angebote auffällt: „Der Fokus liegt meist darauf, die Mitarbeiter zu professionalisieren, um die Arbeit besser zu erledigen.“ Das sei auch in Ordnung.

Bedauerlich findet der Trainer, Berater und Autor aber: Bei den wenigsten Weiterbildungsmaßnahmen gehe es darum, die Arbeit lieber zu machen. Worauf er hinauswill: Arbeit gern und gut zu erledigen sei das Ziel. Aber: Wer die Arbeit „gerner“ macht, macht sie besser. Diese Erkenntnis sollte sich seiner Meinung nach längst herumgesprochen haben. Umso mehr wundere ihn, dass in Weiterbildungsprogrammen selten „die Verbesserung der Leistungsfähigkeit über die Bande der Arbeitsfreude“ gespielt werde. Das koste positive Effekte.

Vater legt nach: „Viele Mitarbeiter beherrschen die Dinge, die sie erledigen sollen, ohnehin. Sie machen ihre Arbeit nur ungern. Dagegen hilft aber keine fachliche Weiterbildung.“

Allerdings: Es muss oft einiges passieren, damit aus Arbeit Freude werden kann. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Sinn, den der Einzelne der Arbeit zuschreibt: bei der Berufswahl wie später als Driver im Berufsleben. Das belegte auch eine jüngste Erhebung des Marktforschungsinstituts Imas. „Der Wille zum Sinn bestimmt unser Leben!“, schrieb schon der Psychiater Viktor Frankl: „Wer Menschen motivieren will und Leistung fordert, muss Sinnmöglichkeiten bieten.“ Sinnvermittlung sei etwas, fügt Vater an, „das Führungskräfte aber nach wie vor für ein Orchideenthema halten“.

Am Sinn vorbeirennen

Doch der Sinn will erst einmal erkannt und die Wahrnehmung für Sinnvolles gesteigert werden. „Wenn ich glaube, Arbeit darf keine Freude machen, renne ich leicht vorbei am Sinn“, sagt Vater. Es geht darum, den eigenen Blick auf die Arbeit zu ändern und Arbeitsfreude als Grundzustand zu akzeptieren. Das soll mit der Vater-Methode gelingen. Ihr Kern ist eine einzige Frage: „Weshalb muss ich mir das antun?“

Vater allerdings stellt die Frage mehrmals. Jedesmal mit der Betonung eines anderen Wortes und damit aus einer anderen Perspektive. Die Frage nach dem „Weshalb“ richtet den Blick auf die eigenen Ziele. Suchte man stattdessen nach dem „Warum“, würde man nach den Gründen für die Arbeit fragen. „Gründe allein sind zu wenig, um uns zu motivieren“, sagt Vater. „Denken Sie besser über Zwecke nach, indem Sie ,wozu‘ fragen. Gründe machen leidensfähig, Zwecke begeistern.“ Wobei Vater davor warnt, Sinn und Zweck gleichzusetzen: Denn nicht jeder Zweck müsse sinnvoll sein.

Betont man bei der Kernfrage das „muss“, fragt man nach dem Antrieb. „Was lässt mich müssen?“ „Das“ konzentriert sich auf die eigene Leistung als Basis für Stolz. „Antun“ fragt nach der eigenen Rolle als Grundstein für Bedeutung für andere. Oder um es mit dem Führungsexperten Lars Vollmer zu sagen: „Echte Arbeit ist immer Arbeit für andere. Alles andere ist nur Beschäftigung.“

Wer von Zweck, Antrieb, Erfolg und Wert seiner Arbeit ein klares Bild hat, macht seine Arbeit lieber und damit besser. Ganz ohne neues Fachwissen. Vater plädiert dafür, in Weiterbildungsprogrammen nicht nur dem „Besserwerden“, sondern auch dem „Liebertun“ Platz zu geben. Denn Profis beherrschen ihren Beruf, weil sie ihn lieben – und nicht trotzdem.

ZUR PERSON

Gerhard J. Vater ist Trainer und Berater in Wien und Autor des Buches „Wie aus Arbeit Freude wird“, in dem er beschreibt, warum man die Perspektive und nicht den Job wechseln sollte. [ sinnvollesbewirken.at ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2018)

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