„Gründen ist nicht schwer“

Porträt. 27 Jahre war Valentin Stalf alt, als er 2013 mit einem Freund die Online- und Smartphonebank N26 gründete. Sie wächst und wächst und wächst. Mit minimalen Rückschlägen.

Dass er etwas mit Banking zu tun haben wollte, war dem Wiener Valentin Stalf (31) schon während des Studiums klar. Nur was, das wusste er noch nicht. Also machte er zuerst seinen Master in Accounting & Finance an der Hochschule St. Gallen und legte dann artig einige Praktika bei Investmentbanken ab.

Bis er davon genug hatte. „Ich wollte nicht nur Präsentationen schreiben. Ich wollte etwas verändern.“ Stalf spricht sehr schnell. Stillhalten ist nicht sein Ding.
Er ließ die „verschlafene Bankenwelt“ hinter sich und ging zum Internet Inkubator Rocket Internet: „Ich war in einer Taskforce, die FinTechs aufbaute. Da ist mir ständig aufgefallen, wie langsam die Bankenindustrie ist. Und dass man doch auch in dieser Branche selbst gründen kann.“

Gründen sei ja gar nicht schwer, sagt er, er habe es oft genug beobachtet. Man setze sich aufs Sofa, überlege, was die Kunden haben wollen und mache das dann. Zu Beginn arbeiteten Stalf und sein Kompagnon Maximilian Tayenthal an einer Taschengeldkarte für Kinder. Dann war den beiden das Projekt „zu klein gedacht“, sie wollten lieber „groß denken und nicht für eine Nische“. Das lerne man bei Rocket schnell, sagt Stalf: „Dort werden ständig Unternehmen gegründet. Und nach einem halben Jahr haben sie 70 oder 80 Mitarbeiter.“

Nacht-und-Nebel-Aufbruch

„Wir gründen eine Bank“, beschlossen die beiden Freunde auf ihrem Sofa. Im Februar 2013 war es dann so weit. Einen Monat danach befanden sie eines Freitags, dass Wien nicht das richtige Pflaster für sie war. In Wien sage einem jeder Tausende von Gründen, warum etwas nicht funktionieren werde, erinnert sich Stalf: „Wir aber müssen den einen Grund finden, warum es funktioniert.“
Am Montag darauf zogen sie nach Berlin. Die erste Woche schliefen sie im Hotel, die zweite in einer Übergangswohnung. Sie arbeiteten in einem Coworking Space, zu zweit an einem Tisch, mit nichts als ihren Laptops und dem Internet. Nach einem Monat stellten sie einen zweiten Tisch dazu, für die ersten beiden Mitarbeiter, und ab dann immer mehr Tische.

Heute hat die Onlinebank N26 (ursprünglich hieß sie Number 26) 200 Mitarbeiter. Axel Springer Plug & Play, der erste ihrer zahlreichen Investoren, stellte bald richtige Büroräume zur Verfügung. 55 Millionen US-Dollar hätten sie inzwischen gesammelt, erzählt Stalf voll Stolz, von so namhaften Investoren wie Battery, Earlybird und Horizon Ventures. Im Juli 2016 erhielt N26 die Vollbanklizenz für ganz Europa (noch ein Punkt, der Stalf an den Wienern stört: „Sie denken nur bis zu den Landesgrenzen, nicht über Österreich hinaus“).

Seither erweitert er das Basisgeschäft zügig. Zuerst bestand es nur aus einem kostenlosen Girokonto mit Maestro- und Mastercard, optimiert für das Smartphone und eröffnet in schlappen acht Minuten, ohne Bank- und Postwege. Rundherum entstehen in rascher Folge immer neue Funktionen: Sparprodukte, Kredite, Überziehungsrahmen, internationale Überweisungsmöglichkeiten, alles in wenigen Minuten durchgeklickt und erledigt. Was er nicht selbst baue, sagt Stalf, beziehe er von Partnern aus aller Welt. Dank dieser schlanken Kostenstruktur könne er sechsmal günstiger anbieten als eine herkömmliche Bank. Was seine (nach eigenen Angaben) über 300.000 Kunden sehr zu schätzen wüssten.

Nachsichtige Kunden

Natürlich geht bei so viel Speed auch einmal etwas schief. So wie der Rauswurf einiger hundert Kontokunden vergangenen Sommer, wegen „ungewöhnlichen Nutzerverhaltens“, so die Begründung. Manche waren täglich zum Bankomaten gepilgert und hätten Minibeträge abgehoben. Trotz des Gratiskontos trug N26 die vor allem in Deutschland happigen Bankomatgebühren von bis zu zwei Euro pro Abhebung, weshalb das rasch abgestellt werden musste. So weit, so nachvollziehbar, doch die Aktion war kommunikativ ein wenig ungeschickt begleitet. Ein Shitstorm war die Folge.
„Wir haben es den Kunden erklärt.“ Stalf wirkt nun ungeduldig. 80 Prozent hätten es eingesehen und wären zurückgekommen. Fehler passierten eben hin und wieder. Da sei doch nichts dabei.

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