Auf die Crew kommt es an

Robert Gortana
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Porträt. Mit dem Hightech-Unternehmen FACC, das alle namhaften Flugzeughersteller weltweit beliefert, will CEO Robert Machtlinger 2020 die Ein-Milliarden-Euro-Umsatzmarke übersteigen.

Mit 16 Jahren hatte Robert Machtlinger mit dem Flugsport begonnen und später sogar den Berufspilotenschein gelöst. Mit 22 Jahren tauchte er auch beruflich in die Luftfahrt ein. Zunächst von Fischer Ski an FACC ausgeliehen, fasste er in dem 1989 als Fischer Advanced Composite Components gegründeten Unternehmen rasch Fuß.

Heute ist der austro-chinesische Flugzeugkomponentenhersteller Technologieführer für Strukturbauteile und -systeme an Rumpf und Leitwerk, für Triebwerksverkleidungen bis hin zur Innenausstattung von Flugzeugen und Hubschraubern. So gut wie kein Hersteller komme ohne Komponenten aus Ried im Innkreis aus, sagt Machtlinger nicht ohne Stolz.

Wenn Machtlinger über seinen Weg spricht, dann schwingt immer wieder Dankbarkeit mit für das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde. Er dankte es mit Commitment, Einsatz und Umsetzungskraft.

Viele Bereiche des Unternehmens lernte er auf seinen Stationen in der Lehre als technischer Zeichner, später im Manufacturing Engineering, im Projektmanagement und im Sales & Marketing kennen, eher über die Leitung der Sparte Aerostructures 2011 zum Vorstand avancierte und 2017 dessen Vorsitz übernahm.

Zur Caring Company entwickelt

Dabei habe er sich ein Grundverständnis erarbeitet, „wie Abläufe zusammenspielen, um die wesentlichen Entscheidungen richtig zu treffen. Es geht darum, Trends zu erkennen und auf und für das eigene Unternehmen zu übersetzen“, sagt Machtlinger. Und all das in einer Vision darzustellen. Dazu brauche es die „passende Crew, die Vision und Spirit mitträgt“.

Diese Crew werde laufend größer. Seit 2009 habe sich der Mitarbeiterstand verdoppelt, allein im Vorjahr kamen 400 neue Mitarbeiter an Bord, und auch in der nächsten Zeit werden monatlich rund 20 dazukommen. Aktuell sind 100 Stellen ausgeschrieben, von Bauteilentwicklung über Testing, Einkauf und Projektmanagement bis hin zu operativen Aufgaben.

Vor 20 Jahren hätten sich Techniker beim Unternehmen beworben, heute bewerbe sich das Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt, „weil die Ressource hochausgebildeter und motivierter Fackkräfte knapp“ sei, sagt Machtlinger. Dass die Crew mittlerweile auf 3400 Mitarbeiter aus 38 Nationen wachsen konnte, habe mehrere Gründe. Vor 15 Jahren war FACC maßgeblich daran beteiligt, dass in unmittelbarer Nähe eine HTL gegründet wurde, deren Absolventen wertvolle Arbeitskräfte seien, die sich auch nicht scheuten, 35 oder 40 Kilometer täglich zu pendeln – allein 600 davon kommen aus dem benachbarten Bayern.

Daneben kooperierte das Unternehmen intensiv mit Fachhochschulen und Unis, zudem würden Mitarbeiter neue Mitarbeiter werben. Und weil sich FACC als visionäres Unternehmen etabliert habe, ziehe es auch Spezialisten aus dem Ausland an.

Um auch sie langfristig in der Region zu halten, die eine der am stärksten wachsenden Europas ist, entwickelte sich FACC zur „Caring Company“: Dabei gehe es, sagt Machtlinger, nicht nur darum, die Spezialisten, sondern die gesamte Familie zu integrieren. So helfe die Initiative Hotspot Innviertel bei der Wohnungs-, Schul- und Kindergartensuche ebenso wie bei der medizinischen Betreuung. Sogar Freizeitangebote gebe es.

Zur Person

Sich um die Mitarbeiter zu kümmern, ist Machtlinger auch in seiner Führungsarbeit ein Anliegen. Er prägte den Slogan „FACC-Welt“, der für vier wichtige Prinzipien steht: Wertschätzung, Erfolg, Leistung und Teamgeist.Robert Machtlinger (49) ist Vorstandsvorsitzender von FACC. Das Unter-nehmen mit Sitz in Ried im Innkreis ist Technologieführer im Bereich Aerospace und entwickelt und produziert Leichtbausysteme. Machtlinger begann seine Karriere als technischer Zeichner und stieg über Stationen im Manufacturing Engineering, im Projektmanagement und im Sales & Marketing 2000 zum Leiter der Sparte Aerostructures auf. 2011 avancierte er zum Vorstand, dessen Vorsitz er mit Februar 2017 übernahm.

Bedürfnisse richtig deuten

Schließlich geht es in der von ihm ausgerufenen Vision 2020 nicht nur darum, im Geschäftsjahr 2020/21 die Ein-Milliarden-Euro-Umsatzmarke zu übersteigen (2016/17 waren es rund 706 Millionen Euro), sondern als schnell agierendes, lösungsorientiertes Unternehmen die Technologieführerschaft zu behaupten. Denn, sagt er: „Was heute eine Innovation ist, ist morgen Standard.“ Eine große Aufgabe, die laufende Adaptierungen erfordert: „Es ist ein ständiger Lernprozess und man muss Bedürfnisse richtig erkennen, denn was heute gut ist, muss ja nicht auch morgen unbedingt gut sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2018)

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