Studie

Manager fühlen sich agil und flexibel

Hernstein/Die Presse
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Beinahe 80 Prozent der heimischen Führungskräfte sagen von sich, gern zu führen. Knapp 90 Prozent meinen, das agil zu erledigen, ergab der „Hernstein Management Report“.

Wer Arbeitnehmern zuhört, könnte meinen, dass Hierarchien in Österreich im Moment kein gutes Image haben. Doch sehen das jene 1530 Führungskräfte, die für den „Hernstein Management Report“ kürzlich befragt wurden, genauso? „Ganz im Gegenteil“, sagt Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts. „Es scheint die Meinung vorzuherrschen, dass es ohne Hierarchie nicht geht.“ Doch egal wie man es nenne, ob Hierarchie oder Struktur: Was geregelt sein sollte, ist, wie Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden. „Auch in selbstgeführten Einheiten gibt es Hierarchie. Nur ist diese Hierarchie auf viele verschiedene Schultern aufgeteilt, und diese können – je nach Themenstellungen – wechseln.“

Denn mit 56 Prozent laut Angaben der Führungskräfte sind mehr als die Hälfte der Unternehmen sehr (14 Prozent) oder eher (42 Prozent) hierarchisch strukturiert. Unter 40-Jährige beschreiben ihre Unternehmenskultur stärker hierarchisch als erfahrenere Führungskräfte über 40 Jahren.

53 Prozent der Befragten sind sehr oder eher der Ansicht, dass „die meisten Mitarbeitenden ohne Hierarchien nicht arbeiten und Leistung bringen könnten“.

Neben der Hierarchie untersuchte das Hernstein-Institut auch die Flexibilität der Unternehmen. 74 Prozent der befragten Führungskräfte bezeichnen ihr gesamtes Unternehmen als sehr (25 Prozent) oder eher (49 Prozent) flexibel und anpassungsfähig.

87 Prozent bezeichnen die eigene Abteilung als sehr (ein Drittel) oder eher (54 Prozent) flexibel und anpassungsfähig. Ein Drittel schätzt den eigenen Führungsstil als sehr agil ein, weitere 58 Prozent als eher agil.

Heißt das also, dass man anderen weniger Agilität bzw. Flexibilität zutraut als sich selbst? „Hier wurde das Selbstbild der Führungskräfte abgeholt“, sagt Kreitmayer. „Seine eigenen Stärken kann man in der Regel am besten beurteilen. In andere kann man nicht ,hineinschauen‘. Daher traut man sich mehr als anderen zu.“

Übrigens: Inhaberinnen und Inhaber beurteilen den eigenen Führungsstil noch agiler, ebenso Führungskräfte mit generalistischer Verantwortung: Jeweils 43 Prozent bezeichnen den eigenen Führungsstil als sehr agil. Es scheint, dass Kompetenz und Verantwortung die Agilität in der Führung fördern.

Ob agil oder nicht, ob flexibel oder nicht, Führungskräften scheinen ihre Führungsaufgaben überwiegend Freude zu machen. Auf einer Punkteskala von null bis 100 (null heißt, die Führung macht nie Freude, 100 heißt, die Führung macht immer Freude) liegt der Durchschnitt mit 78,5 sehr deutlich im positiven Bereich. Und die Freude an der Führung nimmt mit der Zeit in der Rolle tendenziell zu.

Mitarbeiter wirklich im Fokus?

Interessant ist daher das Ergebnis auf die Frage, welche Führungsaufgaben Führungskräfte im Alltag beschäftigen. Für 14 Prozent stehen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fokus. Organisatorische Themen (neun Prozent) stehen an zweiter Stelle, gefolgt von fachlichen Anforderungen und dem ständigen (Erfolgs-)Druck (jeweils sieben Prozent).

Sind in Zeiten, in denen so oft von „people's companies“ die Rede ist, 14 Prozent viel oder wenig? „In Summe wurden von den Führungskräften bei dieser offenen Frage 23 Faktoren genannt, die dann nach Häufigkeit der Nennung ausgewertet wurden“, sagt Kreitmayer. „Der Faktor Mitarbeitende war der mit Abstand am meisten genannte, gefolgt von organisatorischen und fachlichen Anforderungen oder der Arbeit mit den Kundinnen und Kunden. Es liegt auch klar auf der Hand: Wenn es um Leadership geht, sind es die Mitarbeitenden, die die Führungskräfte beschäftigen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2019)

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