Hofer4Excellence

Wie man gute Entscheidungen trifft

(c) Guenther Peroutka
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„Glauben Sie nie, eine Lage sei alternativlos“, postuliert Pilot, Coach und Autor Peter Brandl beim Karriere-Talk für High Potentials. Und räumt mit allerlei Irrtümern auf.

Betrachtet man die Bilder des Airbus A320, der im Jänner 2009 auf dem Hudson River notwasserte, scheint die Entscheidung des Kapitäns alternativlos. Als wäre eine Landung auf dem Wasser die einzige Option gewesen.

Stimmt nicht, korrigiert Peter Brandl, Pilot, Coach und Autor. Der Captain hätte mehrere Optionen gehabt, doch er traf eine bewusste Entscheidung für eine einzige. „Glauben Sie nie, eine Lage sei alternativlos“, warnt Brandl, „die Frage ist eher, ob Sie kreativ genug sind, Optionen zu sehen.“

In seiner Keynote beim Karriere-Event Hofer4Excellence, der zum siebenten Mal in Kooperation mit der „Presse“ stattfand, räumte Brandl vor hundert High Potentials mit einigen Mythen zum Thema Entscheidungen auf. Etwa jenem, dass wir 60.000 davon pro Tag träfen. Tatsächlich folgten wir primär Gewohnheiten, der „Autopilot“ steuert uns, nicht unsere Ratio.

Selbst die wenigen verbleibenden Entscheidungen werden nicht vernünftig in der Großhirnrinde gefällt, sondern emotional tief drinnen im Zwischenhirn. Das Großhirn rationalisiert sie nur nachträglich, stülpt der Emotion eine vernünftig klingende Begründung über: „Warum fährt ein Spitzenmanager ein 500-PS-Boliden?“, nennt Brandl ein Beispiel. „Bestimmt nicht, weil es ihm ,so ein sicheres Gefühl beim Überholen gibt‘. Egal, wie oft er das behauptet.“

Sein Rat an die High Potentials: „Sie werden in Ihrer Karriere oft in die Situation kommen, Menschen von etwas überzeugen zu müssen. Lösen Sie eine Emotion aus – und dann schieben Sie eine rationale Begründung nach.“

Die Jungtalente wirken angesichts so geballter Entscheidungskompetenz verunsichert. Ob sie das auch können? Brandl beruhigt: Entscheidungen zu fällen, könne man trainieren. Er vergleicht das mit Pilotenschülern, die erst am Simulator üben und dann mit erfahrener Begleitung im realen Leben.

Hofer-Generaldirektor Horst Leitner bestätigt das. Für ihn sind die herausforderndsten Entscheidungen jene, in denen es um Menschen geht. Deswegen lässt Hofer junge Manager früh Verantwortung übernehmen: „Fehler passieren. Dann reflektiert man, lernt und macht es beim nächsten Mal besser.“ Nachsatz: Denselben Fehler sollte man allerdings nicht zweimal machen.

Wolfgang Frisch, als Mitglied der Hofer-Hauptgeschäftsführung u. a. für Finance & Controlling verantwortlich, hat ein einfaches Rezept für die schwierige Entscheidung, welchen Job man denn wählen soll: „Erstens, vertrauen Sie Ihrem Gefühl, zum Beispiel, ob Sie sich diese Führungskraft und diese Kollegen vorstellen können. Zweitens, haben Sie keine Angst vor falschen Entscheidungen. Man kann alles korrigieren. Und drittens: Jetzt ist eine gute Zeit auf dem Arbeitsmarkt. Sie werden etwas finden.“

Christina Holweg vom Institut für Handel und Marketing der WU Wien pflichtet ihm bei: „Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn es Sie in eine Richtung zieht. Aber seien Sie sich bewusst, dass Karriere machen zäh sein kann.“

Abschließender Rat von Peter Brandl: „Wenn Sie sich auf die Dinge konzentrieren, in denen Sie nicht gut sind, werden Sie im besten Fall Mittelmaß. Wenn Sie aber machen, was Sie richtig gut können – dann werden Sie super.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2019)

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