Mehr Gründer, mehr GmbHs

Gründerstatistik. Herbert Rohrmair-Lewis, neuer Vorsitzender der Jungen Wirtschaft, kritisiert übereifrige Gläubigerschützer, die die GmbH-Reform torpedieren.

Auf einen Blick

Ich möchte mutig sein, schärfer werden, der Politik warnende Signale schicken, dass nicht weiter so an den Unternehmern vorbeiregiert werden kann.“ Mit diesem Vorsatz startet der neue Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, Herbert Rohrmair-Lewis, in sein Amt, das er seit 1. Jänner bekleidet.

Rohrmair-Lewis präsentierte am Donnerstag gemeinsam mit Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl die Gründerzahlen für 2013 – die in den letzten Wochen im Rahmen der Aufregung um die wieder zurückgenommene GmbH light bereits heiß diskutiert wurden. Laut WKO-Gründungsstatistik wagten im vergangenen Jahr 28.565 Neugründer (ohne den Berufszweig der selbstständigen Personenbetreuer) den Schritt in die Selbstständigkeit – um 1640 mehr als noch im Jahr 2012, was einem Plus von 6,1 Prozent entspricht. Für Leitl „ein positives und ermutigendes Signal für die Gesamtwirtschaft“. Besonders erfreulich sei, dass die weiblichen Gründer stark vertreten seien: 2013 lag der Frauenanteil ohne selbstständige Personenbetreuer bei 43,5 Prozent – ein Plus von 1,6 Prozentpunkten im Vergleich zu 2012.

Zankapfel GmbH light

Die fleißigsten Neugründer kommen aus Gewerbe und Handwerk, auf die 41,2 Prozent, gefolgt vom Handel (24,8 Prozent) und Information und Consulting (20,3 Prozent).

Nach Rechtsformen dominieren die Einzelunternehmen mit 77,1 Prozent der Neugründungen. Mit 12,2 Prozent liegen die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs) relativ weit abgeschlagen. Dank der GmbH-Reform (die GmbH light wurde im Juli eingeführt) habe sich im zweiten Halbjahr aber eine Trendwende vollzogen, zeigte sich Leitl erfreut. Nach Jahren des Rückgangs gab es bei den GmbHs 2013 erstmals einen Zuwachs auf 3498 Neugründungen. Auf das zweite Halbjahr entfielen 1900 neue GmbHs, das sei ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2012.

Umso schlimmer sei nun das Zurückrudern der Regierung in Sachen GmbH light im Entwurf zum Abgabenänderungsgesetz: „Das hat unsere Jungunternehmer im Knochenmark getroffen und kommt einer Steuererhöhung durch die Hintertür gleich“, sagte Rohrmair-Lewis. Das Argument der Gläubigerschützer, dass ein Mindeststammkapital von 10.000 Euro zu gering sei, hält er für einen „haarsträubenden Blödsinn“. Diese Argumentation gehe an der Realität vieler Unternehmer vorbei. Jemand, der sich im Bereich EDV oder Softwareentwicklung selbstständig mache, habe abgesehen von der Gründung keinen finanziellen Aufwand und lebe „von der Hand in den Mund“. Da seien 35.000 Euro viel Geld.

Gläubigerschützer als Heckenschützen

Sowohl Leitl als auch Rohrmair-Lewis rechnen aber mit Einsicht der Regierungsparteien und gehen davon aus, dass die bisherige – von der Jungen Wirtschaft ausgearbeitete – Regelung erhalten bleibt. Das wird nächste Woche im Ministerrat entschieden. Leitl sprach von einer kontraproduktiven „Heckenschützentätigkeit der Gläubigerschützer“, die die an sich gute Partnerschaft mit der Wirtschaftskammer belaste. Die GmbH sei heute die modernste Rechtsform. Besonders für schnell wachsende Unternehmen, die Beteiligungen brauchen, sei die GmbH das Mittel der Wahl. Dabei brauchten gerade innovative Unternehmen, die rasch neue Arbeitsplätze schaffen, jede Unterstützung.

Deshalb fordert die Junge Wirtschaft auch weniger Lohnnebenkosten für Gründer: „Wer seinen ersten Mitarbeiter einstellt, sollte im ersten Jahr von den Lohnnebenkosten befreit sein“, sagt Rohrmair-Lewis, selbst Teilhaber und Partner einer Werbeagentur. „Die Belegschaft zu verdoppeln ist ein enormer Schritt. Hier braucht es ein bewusstes Zeichen von der Politik, besonders für Kleinunternehmer – und gerade bei der derzeit angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt.“

Gründer im Plus. Nach einigen Jahren mit rückläufigen Unternehmensneugründungen stieg die Zahl der neuen Unternehmen 2013 um 6,1 Prozent auf 28.565. Die große Mehrheit (77,1 Prozent) bevorzugt die Rechtsform des Einzelunternehmens. 12,2 Prozent haben die GmbH gewählt. Im zweiten Halbjahr, nach Inkrafttreten der GmbH light, die eine Absenkung des Mindeststammkapitals auf 10.000 Euro vorsieht, ist die Zahl der neuen GmbHs um 31 Prozent gestiegen. Die Regierung will diese Erleichterung nun wieder teilweise aufheben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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