Nur ein verhinderter Fehler ist ein guter Fehler

Die Folgen eines Fehlers auszubessern kostet mehr als ihn zu vermeiden. Dabei hilft ein altes japanisches Konzept.

Menschen sind fehlbar. Um ihre Fehlhandlungen und deren Folgekosten zu verhindern, gibt es zwei Wege: erstens, lückenlose Compliance-Regelwerke, die Fehler bestrafen und Whistleblower belohnen, oder zweitens, Fehlerquellen im Voraus auszuschalten. Die Kosten der Prävention unterschreiten in der Regel die der Schadensbeseitigung bei Weitem.

Ein einfaches Beispiel ist der Bankomat. Er gibt Banknoten erst frei, wenn der Besitzer seine Karte wieder abgezogen hat – die meisten Leute würden das Geld nehmen und die Karte stecken lassen. Der kleine technische Zusatzschritt (Check, ob Karte abgezogen) erspart der Bank die deutlich höheren Folgekosten durch Verlustanzeige und Missbrauch.

Der Japaner Shingeo Shingo hatte dafür schon in den 1980er-Jahren einen Namen: Poka Yoke. Poka bedeutet Fehler, Yoke vermeiden. Weltweit wird sein Konzept im technischen Qualitätsmanagement verwendet: Mit billigsten Vorabsicherungen (Warnlämpchen, Markierungen oder unterschiedlich großen Schraublöchern, in die nur die einzig richtige Schraube passt) werden potenzielle Fehlerquellen ausgeschaltet, bevor ein Schaden entsteht.

Nun entdecken auch Sicherheits- und Compliance-Verantwortliche Poka Yoke. Der Ablauf ist vergleichbar: Zuerst durchleuchten sie die Prozesse nach Schwachstellen (meist nach den Kategorien „Vergessen einer Handlung“, „falsche Wahrnehmung und Interpretation“ und „Ausführungsfehler“, ergänzt um „vorsätzlich systemschädigende Handlungen“). Anschließend schalten sie jeder Fehlerquelle eine passende Sicherung vor. Das lässt sich genauso auf das Selbstmanagement übertragen: Denn auch Erinnerungs-Post-its und Checklisten sind Poka Yoke.

Jochen P. Sondermann:
„Poka Yoke“
Hanser Fachbuchverlag
128 Seiten
10,20 Euro

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