Karriere und Partnerschaft: Strategie, Ziele und Dates

Herbert Paierl und Linda Villarreal-Paierl
Herbert Paierl und Linda Villarreal-Paierl(c) Michaela Bruckberger
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Wie Linda Villarreal-Paierl und Herbert Paierl erfolgreich Märkte erobern und dabei eine Patchwork-Familie organisieren.

Hinter einem erfolgreichen Mann steht meist eine starke Frau, sagt man. Nur macht diese oft keine Karriere und stellt ihre Bedürfnisse hinter den seinen an. Wie aber organisieren sich Partnerschaften, in denen beide Teile Führungsaufgaben übernehmen?
Ende November vergangenen Jahres hatte Linda Villarreal-Paierl ihre „few hours of fame“, wie die gebürtige US-Amerikanerin augenzwinkernd anmerkt. Ihrem Ehemann, der nach parteiinternen Konflikten als steirischer Landesrat vor fünf Jahren den Hut genommen hatte, daraufhin für eine Zeit nach Kanada ging und inzwischen erfolgreich den Mittelstandsfinanzierer UIAG führt, war von ÖVP-Chef Josef Pröll das Amt des Wirtschaftsministers angetragen worden. Die News-Ticker der Agenturen liefen heiß und überboten sich mit Spekulationen.

Auch wenn der Manager – trotz seiner Zusage – nicht zum Zug kam: Die Episode zeigt das professionelle Zusammenspiel zwischen den beiden Unternehmern. Die 45-jährige Villarreal-Paierl ist Eigentümerin und Partnerin der Pavi GmbH, einem auf internationales Lobbying spezialisierten Strategieberater. Herbert Paierl, geboren 1952 im steirischen Prebensdorf, hält neben seinem UIAG-Vorstandsmandat mittels seiner „pcb – Paierl Consulting Beteiligungs-GmbH“ Anteile an verschiedenen mittelständischen Betrieben wie der Borckenstein AG.

Beim Garnproduzenten überschneiden sich denn auch ihre Geschäftssphären. „Linda führt Projekte im Marketing und Business Development für uns durch“, erklärt Borckenstein-Vorstand Herbert. Ansonsten versucht das Karriere-Couple, beruflich getrennt zu agieren. Kennengelernt haben sie sich 2000 in Graz bei einer Veranstaltung. Geheiratet wurde erst im Jahr 2006 – in Las Vegas.

Ziele klar definieren

Damit der berufliche Alltag erfolgreich verlaufen kann, haben die beiden sich Regeln verschrieben: „Jeder geht seinen eigenen Weg. Unsere beruflichen Ziele sind klar definiert“, sagt sie. „Es darf keine Abhängigkeiten voneinander geben“, ergänzt er. Beide wissen um die Stärken des anderen. „Portfolio-Netzwerkerin mit starker internationaler Ausrichtung“, so definiert Herbert die beruflichen Vorzüge seiner Partnerin. Als „Visionär und Motivator“ beschreibt sie ihn im Gegenzug.

Diese Einschätzung teilen auch berufliche Weggefährten. Franz Hirschmugl, Eigentümer des Instituts für Markenentwicklung in Graz und einer der engsten Wegbegleiter während Herberts Karriereschritten in der grünen Mark, erinnert sich noch heute an ein Zitat von Herbert, als gerade ein Wolkenbruch über einer Veranstaltung hereinbrach. „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Einstellungen“, zitiert Hirschmugl, der den Manager als „unbeugsamen Menschen, immun gegen Verführungen“ bezeichnet. Ähnlich auch Markus Heingärtner: Der Geschäftsführer des Management Clubs, zu dessen Präsident Herbert im Oktober 2007 gewählt wurde, beschreibt seinen „Chef“ als „Strategen, der klar seinen Weg geht“.

Kathryn List, Ehefrau von AVL-List-CEO Helmut, ist eine Freundin der Familie. Sie hat Linda über die „International Women's Association“ in der Steiermark kennengelernt. Linda – die in mehreren Netzwerken wie Career Women's Network oder der American Women's Association auch in leitender Funktion tätig ist – sei eine Stütze für Herbert, so List. Sie gehen beide mit viel Disziplin in geschäftlichen Themen vor. „Respekt für die Situation des anderen, das zeichnet sie aus.“ Der Weg dorthin ist allerdings hart: „Sie haben sicherlich viel voneinander gelernt, was ihnen nun zugute kommt.“ Diese Lernbereitschaft setze aber ein großes Maß an Verständnis voraus.

„Wir sind so etwas wie Komplementärpartner“, sagen beide: „Wir ergänzen uns einfach.“ Natürlich steht nicht immer nur Sonnenschein am Programm. „Es gibt auch Spannungen“, gibt Herbert unumwunden zu. Um damit umzugehen, hat das Paar seine ganz eigene Balance geschaffen.

Der Marathoni – Bestzeit drei Stunden und neun Minuten – geht in der Früh laufen, während sie Frühstück macht. Danach besprechen sie gemeinsam den Tagesablauf. Termine werden verglichen, Aufgaben – für Haushalt und Familie – abgeklärt, mögliche Synergien besprochen. „Es ist entscheidend, die richtige Balance zu finden“, sagt Herbert. Das gelte sowohl beruflich als auch für die Familie.

Private Beziehung steht im Zentrum

„Family first“, wirft Linda, die immer wieder im Gespräch zwischen Deutsch und Englisch wechselt, sofort ein. Die Prioritäten im Hause Paierl sind klar gesetzt. Im Zentrum stehe die private Beziehung zwischen den beiden Managern. „Wir haben auch hier eine strenge Rollenverteilung“, heben beide hervor. Diese ist in der Patchwork-Familie – Herbert brachte zwei, Linda fünf Kinder in die Ehe mit – essenziell. So muss auch der Unternehmensvorstand zu Hause Hand anlegen und Aufgaben übernehmen. „Früher lebten vier, nun noch zwei der Töchter bei uns“, sagt die Managerin: „Wir verfolgen eine klare Open-door-Policy – unsere Kinder können jederzeit nach Hause kommen.“

Trotz aller Bemühungen ist es manchmal schwierig, die überquellenden Kalender der beiden Manager auf einen gemeinsamen Termin hin zu koordinieren. Dann treffen sich die beiden spätabends kurzfristig auf ein „Date“ bei einem Glas Wein. „So halten wir unsere Beziehung gesund“, sagt Linda.

HERBERT PAIERL

Vorstand, Landesrat, Unternehmer – Herbert Paierls Karriereweg war vielfältig. Nach seinem Studium an der TU Wien ging der gebürtige Steirer zuerst an ein Forschungszentrum in Graz. 1981 holte ihn Landeshauptmann Josef Krainer in sein Kabinett. Seit 2004 hat er mit der Politik abgeschlossen – „sag niemals nie“, meint er heute – und ist als Unternehmer tätig. Paierl hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe.

LINDA VILLARREAL-PAIERL

Die 45-jährige US-Amerikanerin ist Eigentümerin und Partnerin der Pavi GmbH. Mit ihrem Unternehmen ist sie auf internationalem Niveau unter anderem für Strategieberatung, Marketing und Public Affairs zuständig. Die „Portfolio-Netzwerkerin“ hat in Los Angeles ihre Ausbildung absolviert und ist in zahlreichen Organisationen engagiert. In die Ehe mit Herbert Paierl bringt sie fünf Kinder mit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2009)

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