Serie – Teil 3: Erfolgreich in die nächste Führungsposition. Greifen, sehen, spüren, fühlen – was sagt das Gefühl? Der sinnliche und der fachliche Eindruck vom neuen Unternehmen müssen mit eigenen Vorstellungen kompatibel sein.
Gut, die Entscheidung steht an: Die Motive sind geklärt, die Veränderung ist unausweichlich – nächste Führungsposition, hier komme ich!
Doch nun gelte es, die potenziell neue Position genau unter die Lupe zu nehmen, sagt Siegfried Neubauer, geschäftsführender Gesellschafter der Managementberatung acm quadrat.
Erste Frage: Was ist sichtbar?
Das Sichtbare lässt sich gut daran erkennen, wie offen und transparent das Unternehmen sich mir gegenüber verhält. Es zeigt sich daran, welche Informationen ich erhalte und ob sie mir angeboten werden oder ob ich darum bitten muss. Im Idealfall wird beispielsweise ein Gespräch mit dem Vorgänger angeboten? All das sagt viel über die Unternehmenskultur aus. Darüber hinaus erzählen diese ersten Begegnungen viel über Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Verhaltensmuster. Und noch etwas: Wird Druck erzeugt, eine Entscheidung zu treffen à la „Sie wissen, wir sprechen auch noch mit anderen Bewerbern!“, ist das eher ein Hinweis auf schlechten Stil als auf Dringlichkeit. Wenn ein Unternehmen ehrlich an einem interessiert ist, wird man Dringlichkeit anders formulieren.
Zweite Frage: Wie nehme ich das Sichtbare wahr?
Wer eine neue Führungsposition anstrebt, blickt gerne durch die rosarote Brille. Das führt mitunter dazu, dass Dinge gesehen werden (wollen), die vielleicht gar nicht zu sehen sind. Auch die Gefühle spielen eine wichtige Rolle: Was wollen sie mir sagen? Demut und Anspannung sind ok, ein Mache-ich-mit-links-Gefühl aber sollte ein inneres Warnsignal sein. Wichtig ist auch, dass die künftige Position mit ihren Aufgaben und formalen Kompetenzen geklärt ist. Dass mir klar ist, was wird von mir verlangt und dass dem Unternehmen klar ist, was es von mir erwartet. „Wenn ich jetzt vertröstet werde und mir diese Antworten für später versprochen werden, ist Vorsicht geboten“, sagt Neubauer.
Dritte Frage: Passt, was ich sehe, zu mir?
Bedingung muss sein, dass ich mich mit dem Umgang und der Kultur wohl fühle. Das am ehesten dann, wenn meine Werte und die des Unternehmens kompatibel sind. Wichtig ist auch, dass sich die fachlichen Vorstellungen decken. Allerdings, sagt Neubauer, sei es besser, eigene Vorstellungen klar zu artikulieren als sich nur auf eine abwartende Position zurückzuziehen („Ich schaue mir erst einmal alles an.“) Das bedeute nicht wie der Elefant im Porzellanladen aufzutreten, sondern zuzuhören und Fragen zu stellen.
Schlussbotschaft:
- Das neue Unternehmen ist greifbar/sichtbar/spürbar/fühlbar und ich weiß auch, woran ich das erkenne.
- Das, was ich wahrnehme, passt mit meinen Zielen und Werten zusammen.
- Meine fachlichen Ideen sind mit jenen des Unternehmens kompatibel.
Teil 1: Prolog
Teil 2: Die Ehrlichkeit zu sich selbst
Teil 3: Die Attraktivität des Neuen
Teil 4: Die Herausforderung am Anfang
Teil 5: Virtuoser Einsatz von Werkzeugen
Teil 6: Wirksame Verhaltensprinzipien
Teil 7: Epilog
Siegfried Neubauer, geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat gmbh, ist systemischer Organisationsentwickler und hat langjährige Erfahrung in der Managementausbildung und Beratung sowie als Hochschuldozent. Er war lange für das Malik Management Zentrum St. Gallen tätig und hat profundes Wissen über Strategieentwicklung, Organisationsentwicklung und Führungskräfteausbildung.
Neubauer ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter „Erfolgreich in die nächste Führungsposition“.