Was Aquarien und Unternehmen eint

Management. Selbstorganisation ist für viele Unternehmen gelebte Praxis. Am 14. und 15 April spüren die „Freiräume“ in Graz diesem neuen Organisationsstil nach.

Dieses Thema beschäftigt Führungskräfte und Organisationsentwickler momentan wie kaum ein anderes: Ist Selbstorganisation der Schlüssel, um Unternehmen fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen? In Graz widmet sich der Kongress „Freiräume“ am 14. und 15. April neuen Organisations- und Arbeitsformen mit Inputs, Austauschformaten und, weil auch als Unkonferenz angekündigt, spontan initiierten Sessions. Keynotes kommen unter anderem von Watchado-Gründer Ali Mahlodji, „Management-Exorzist“ Niels Pfläging und Michaela Schinnerl-Schlaffer, die sich bei der Drogeriemarktkette DM als Gebietsleiterin mit den Themen Selbstorganisation, Ganzheit von Beruf und Familie und sinnstiftendem Arbeiten auseinandersetzt.
Zu Wort kommen wird auch der Grazer Unternehmer Christian Hlade, der im Jahr 2000 das etwas andere Reisebüro Weltweitwandern gegründet hat. Mit seinem Unternehmen erlebte er wirtschaftliche Erfolge als kleines Start-up samt chaotischer Anfangsorganisation und „Management by Bauchgefühl“. Danach eine Beinahepleite aufgrund fehlender Kennzahlen und „übersozialer Leistungen“ für die Mitarbeiter, ehe er sich entschloss, auf selbstorganisierte Einheiten zu setzen.
Für Hlade bedeutet Selbstorganisation unter anderem,
► nicht ein Chef zu sein, der alle Entscheidungen trifft, sondern der einen Rahmen vorgibt. „Den Chef abzuschaffen ist keine gute Idee“, sagt Hlade, denn Leitung sei notwendig. Er vergleicht das System mit einem Fischaquarium: Die Mitarbeiter könnten sich wie Fische darin frei bewegen, er achte auf Wassertemperatur und -qualität.
► Für den Rahmen zu sorgen heißt für Hlade auch, Jobbeschreibungen und Entwicklungspläne zu entwerfen. Ein konkretes Beispiel: Eine neue Marketingmitarbeiterin bekommt zunächst ein eingeschränktes Pouvoir. Mit der Zeit wird die Entscheidungsbefugnis immer weiter ausgedehnt. Neue Mitarbeiter würden daher zunächst viel Betreuung benötigen, doch der Aufwand lohne sich.
► Für den Rahmen zu sorgen heiße auch, sagt Hlade, die Qualität im Auge zu behalten: Was passt zur Marke und was nicht? Das bedeute für ihn einerseits, ständig die Werte des Unternehmens zu kommunizieren. Andererseits, Qualitätskennzahlen zu etablieren.
► Schließlich bedinge Selbstorganisation auch, sämtliche Zahlen offenzulegen. Ein Schritt, der Überwindung koste. Doch nur so könnten Mitarbeiter nachvollziehen, was das Unternehmen braucht.

Der etwas andere Film

Im Rahmen der „Freiräume“ wird auch der Film „Augenhöhewege“ gezeigt, der Anfang März Premiere feierte. In dem für private Zwecke kostenlos downloadbaren Film werden Unternehmen gezeigt, die unkonventionelle Organisationsformen wählen, und trotzdem oder gerade deswegen erfolgreich sind. (mhk)

► Kongress-Infos: http://freiräume-graz.eu
► Filmdownload: http://augenhoehe-wege.de

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