Marcel Koller als Leadership-Vorbild

Zum Abschied des Nationaltrainers zwei frühere Artikel von 2016 über seine Führungsstrategie. Weil sich manches niemals ändert.

Unternehmen und Sportvereine sind sich ähnlich. Beide wollen gewinnen, beide müssen zu dem Zweck gelegentlich starke Nerven beweisen. Und beide profitieren von einem guten Coach. Marcel Koller, der Trainer der heimischen Fußball-Nationalelf, ist so einer. Unter seiner Führung ist der ÖFB erfolgreich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Aktuell rangiert das Team auf Platz elf der Weltrangliste. Für die Europameisterschaft im Juni werden ihm gute Chancen eingeräumt.

Wie hat Koller das geschafft? Und was können sich Manager von ihm abschauen? Diesen Fragen ist Helmut Kasper von der WU Executive Academy nachgegangen. Acht Führungsstärken seien es, die Koller so erfolgreich machen. Kasper hat sie analysiert:

  • Leidenschaft: Begeisterung schaffen. Emotionen wirken wie ein Motivations-Turbo. Sie beeinflussen Einstellung und Wertehaltungen des Teams dauerhaft. Wer seinen Mitarbeitern vertraut und ihnen Verantwortung überträgt, wird mit Top-Einsatz belohnt.

  • Teamgefühl: Jedem Alpha seinen Platz. Stars wie David Alaba, Marko Arnautovic oder Marc Janko stacheln sich zu Höchstleistungen an, weil sie auf unterschiedlichen Positionen spielen und den anderen keine Kompetenzen streitig machen. Im Gegenteil, sie ergänzen sich harmonisch.

  • Vorbild: Respekt durch Charisma. Kollers symbolisches Management ist geprägt von hoher Fachkompetenz, sicherem Auftreten und seiner bodenständigen Art. Koller lebt genau das vor, was er sich auch von seinem Team erwartet. Dafür respektieren ihn die Spieler.

  • Empowerment: Fördern und fordern. Koller ist es wichtig, die Individualität seiner Spieler zu fördern. Er gibt ihnen Freiraum, ermutigt sie, Eigenverantwortung zu übernehmen. Kaspar beschreibt das aus der Perspektive des Teams: "Wenn uns etwas gelingt und wir dafür gelobt werden, setzt das eine Eigendynamik in Gang. Je mehr wir voranbringen, desto mehr strengen wir uns an."

  • Einzelgespräch: Individuen wertschätzen. Koller nimmt sich viel Zeit für Vier-Augen-Gespräche. Je mehr er sich im Team auf den Einzelnen fokussiert, desto mehr bekommt er zurück. Der Spieler empfindet das als besondere Wertschätzung.

  • Strategie: Zur Entscheidung stehen. Marcel Koller weiß, was er will. Er weiß aber auch, was er nicht will. Das erlaubt es ihm, seinen Spielern klare, herausfordernde Ziele zu stecken und sie dafür zu begeistern. Seine Vision zu kennen, ermöglicht es ihm, im Ernstfall schnell zu reagieren.

  • Transparenz: Das „Warum" erklären. Glaubwürdigkeit, Authentizität und Respekt sind Schlüsselwerte. Koller bezieht sein Team in seine Entscheidungen ein und nimmt sich Zeit, das zugrundeliegende „Warum“ zu erklären. 

  • Demut: Auf Augenhöhe kommunizieren. Autoritäre Chefs frustrieren. Koller pflegt mit seiner Mannschaft einen interaktiven, kooperativen Umgang. Es ist die wechselseitige Wertschätzung, die das Team zur Spitzenleistung motiviert. 

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