"Wir brauchen einen IT-Minister"

Die Wirtschaftskammer veröffentlichte den aktuellen Statusreport zur IKT-Ausbildung in Österreich. Vertreter der IT-Branche kritisieren den Umgang der Universitäten mit interessierten potentiellen IT-Nachwuchskräften.

Viele möchten Informatik studieren, nur wenige schließen das Studium ab. Das mag für jeden Einzelnen traurig sein. Für die Unternehmen ist es ein Problem: Denn in Zeiten der Digitalisierung benötigen sie immer mehr ausgebildetes IT-Fachpersonal.

Harte Kritik an Zugangsbeschränkungen der TU Wien

Martin Zandonella, Berufsgruppensprecher der IT des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) präzisiert: Alleine in den Jahren 2011 bis 2015 habe die Zahl der IT-Studenten um etwa 40 Prozent zugenommen. Dass die Absolventenzahl dennoch nicht gestiegen sei, und in Zukunft sogar sinken werde, bereite ihm Sorgen.
Zurückzuführen sei das Problem auf Zugangsbeschränkungen an der Universität Wien und der Technischen Universität Wien. Bei einer Dropoutquote von beinahe 60 Prozent würde das potentielle IT-Fachpersonal die TU bereits in den ersten beiden Semestern wieder verlassen.

Digitalisierung - Herausforderung für Österreichs Unternehmen

Die am 19. Jänner von der Bundesregierung veröffentlichte "Digital Roadmap" deutet 80.000 bis 100.000 neue Jobs im Bereich IT und Telekommunikation (IKT) an. Außerdem ein mögliches Wachstums des Bruttoinlandsprodukts von plus 50 Milliarden Euro bis 2030. Ohne die notwendigen, gut ausgebildeten Absolventen aus dem Bereich der Informatik seien diese Ziele allerdings nicht erreichbar, sagt die UBIT.

„Österreich braucht eine ambitionierte IKT-, Standort- und Bildungspolitik!“, fordert UBIT-Obmann Alfred Harl. Die Regierung müsse auf die Situation des IT-Fachkräftemangels und der gleichzeitigen Reduktion von Studienplätzen reagieren. Zudem fehlten ihm klare Maßnahmen und Richtlinien. Auch die Frage, woher die nötigen finanziellen Mittel herkommen sollen, sei für ihn ungeklärt. Die "Digital Roadmap" enthalte weder Termine noch klare Verantwortlichkeiten, kritisiert Harl. Und er fordert: "Wir brauchen einen IT-Minister.“

Außerdem beschreibt er eine Kluft zwischen Nutzerverhalten der Österreicher und dem digitalen Angebot österreichischer Unternehmen, die es zu schließen gilt: Konsumenten würden im Web fitter werden, Betriebe diesem Trend nachhinken. Mitbewerber kämen von überall, Wettbewerbsnachteile und Kaufkraftabfluss seien die Folge.

Zandonella teilt diese Einschätzung: Österreich hinke nach. „Unsere Systeme sind träge und unflexibel. Es ist gefährlich in welcher Lethargie wir uns bewegen."

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