Lohnlücke adé - Schneller zur Gleichstellung

Frauen, die in westlichen Industriestaaten wie Österreich 2020 ihren Hochschulabschluss machen, könnten die ersten sein, die genauso viel verdienen wie Männer.

Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Accenture könnte der sogenannte "Gender Pay Gap" in weniger als drei Jahrzehnten geschlossen werden - 36 Jahre früher als unter den derzeit herrschenden Bedingungen. Der Effekt wäre in den Schwellenländern sogar noch deutlich größer: Lohngleichheit könnte hier 100 Jahre früher eintreten als bisher – statt im Jahr 2168, bereits in 2066.
Voraussetzung ist, dass Frauen drei spezifische Karriere-Katalysatoren nutzen und Unternehmen, Regierungen und Universitäten diese Entwicklung tatkräftig unterstützen.

"Versteckte" Lohnlücke

Die Ergebnisse der Accenture-Studie „Getting to Equal 2017“ zeigen: Verdient eine Frau 100 US-Dollar, bekommt ein Mann im globalen Durchschnitt 140 US-Dollar, also 40 Prozent mehr. Zusätzlich fällt ins Gewicht, dass Frauen seltener eine bezahlte Tätigkeit ausüben als Männer – im Vergleich sind es nur 50 Prozent der Frauen, aber 76 Prozent der Männer, die sich in einem bezahlten Beschäftigungsverhältnis befinden. Dieses Phänomen verstärkt die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zusätzlich: Rechnet man diesen Faktor hinzu, verdient ein Mann sogar 258 Dollar, während eine Frau nur 100 US-Dollar erhält. Die Studie von Accenture spricht hier von einer 'versteckten' Lohnlücke.

Diese Faktoren benachteiligen

Neben dieser Bestandsaufnahme identifiziert die Studie kritische Faktoren, die Frauen auf ihrem Weg zur angestrebten Lohngleichheit schon von der Universität an benachteiligen, auch in Österreich:

  • Studentinnen entscheiden sich hierzulande deutlich seltener als ihre männlichen Studienkollegen für Studiengänge, die per se ein höheres Verdienstpotential haben
  • Sie haben seltener einen Mentor (45 Prozent vs. 74 Prozent) und
  • streben seltener eine Führungsposition an (41 Prozent vs. 51 Prozent)
  • Darüber hinaus sind sie im Studium weniger engagiert, wenn es darum geht, Programmier- und Computerkurse zu belegen (68 Prozent vs. 83 Prozent).

Überwindung der Lohnlücke

Die Studie benennt – bezugnehmend auf eine entsprechende Accenture-Umfrage aus dem Jahr 2016 – drei wesentliche Katalysatoren, die Frauen zur Überwindung der Lohnlücke nutzen können:

  • Digitale Kompetenz: der Grad der Nutzung digitaler Technologien, dessen sich eine Person bedient, um sich mit Dritten zu vernetzen und auszutauschen, sich weiterzubilden oder zu arbeiten
  • Karriereplanung: die Notwendigkeit für Frauen, sich Karriereziele zu setzen, durchdachte Entscheidungen zu treffen und ihre Karriere proaktiv voranzutreiben
  • Technologische Expertise: die Möglichkeit, sich seine digitalen und technologischen Fähigkeiten mindestens genauso schnell anzueignen wie Männer

Greifen diese drei Karriere-Katalysatoren und unterstützen Unternehmen, Regierungen und die akademische Welt die entsprechenden Bemühungen der Frauen zusätzlich, könnte sich die Lohnlücke weltweit bis zum Jahr 2030 um 35 Prozent reduzieren und das Einkommen von Frauen um 3,9 Billionen US-Dollar steigen.

Zur Studie

Für die Studie wurden rund 28.000 Männer und Frauen einschließlich Studierende in 29 Ländern befragt. Die Stichprobe enthielt gleich viele Männer und Frauen aus drei Generationen (Millennials, Gen X und Baby-Boomers) und bildet einen Querschnitt durch alle beruflichen Karrierelevels sowie aus Unternehmen verschiedenster Größenordnung.

Die Daten aus der Befragung wurden unter der Anwendung ökonometrischer Modelle ausgewertet, um die Treiber für die berufliche Weiterentwicklung und gleiche Entlohnung zu identifizieren und anschließend mit veröffentlichten Statistiken zu Bildung, Beschäftigung, Führung und Forschung sowie Untersuchungen der Weltbank, der OECD, dem Weltwirtschaftsforum und der UN kombiniert. Die Kalkulationen zum Pay Gap basieren auf einem ökonomischen Modell von Accenture, das die Unterrepräsentanz von Frauen gegenüber Männern in bezahlten Arbeitsverhältnissen berücksichtigt.

Folgenden Länder wurden untersucht: Argentinien, Australien, Brasilien, Dänemark, China (inklusive Hong Kong und Taiwan), Finnland, Frankreich, Deutschland, Indien, Irland, Italien, Japan, Mexiko, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Singapur, Südafrika, Spanien, Schweden, die Schweiz, Großbritannien, die USA, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.