Wie man ein neues Zuhause einrichtet

Neues Arbeiten. Eindrucksvoll wirkt die neue ÖAMTC-Zentrale an der Wiener Tangente. In der Planung war Verbandsdirektor Oliver Schmerold wichtig, die Mitarbeiter intensiv einzubeziehen.

Das ist nicht jederchefs Sache: So zu sitzen wie die Mitarbeiter. Im Großraumbüro. Ohne Chance, hinter einer Türe zu verschwinden. Denn Türen gibt es in der neuen ÖAMTC-Zentrale an der Wiener Südosttangente nur wenige. Jedenfalls keine zu den großen Büroräumen, die sich wie fünf Finger von dem großzügigen Atrium in der Mitte des Gebäudes wegstrecken.

„Es gibt keine harten Barrieren“, sagt Oliver Schmerold. Er ist der angesprochene Chef, genauer der Verbandsdirektor des ÖAMTC. „Die Abteilungen fließen mehr oder weniger ineinander und sind thematisch auf den drei Büroebenen angeordnet.“ Grundlage für die Besiedlung sei die Ablauforganisation gewesen, sagt er. Was fehlt, sind Wände, was wiederum die Flexibilität erhöht, wenn Bereiche wachsen oder kleiner werden. Und da alles offen und transparent ist – ohne dass es an lärmdämmenden Elementen fehlen würde –, kommen die Mitarbeiter auch wesentlich mehr in Kontakt miteinander.

Auch, weil sich Schmerold geradezu wünscht, dass seine Mitarbeiter nicht nur an ihrem eigenen Arbeitsplatz kleben. „Alle können mobil arbeiten“, sagt er. Auch das Restaurant und das Café zählen für ihn zu den Arbeitsplätzen – und sind entsprechend eingerichtet. Und trotzdem hat jeder seinen eigenen Schreibtisch. Desk-sharing war in der Planung durchaus ein Thema, doch die Einsparungen wären bei höchstens zehn Prozent gelegen. Und Desk-Sharing hätte wohl der eigenen Philosophie widersprochen: Ein Club, der Vertrauen und Sicherheit ausstrahlt, will seinen 800 Mitarbeitern eben auch einen sicheren Arbeitsplatz bieten.
Nicht nur das: Die Mitarbeiter waren auch ganz stark in den Planungsprozess einbezogen und lieferten gleichsam das Musterbeispiel, wie man gemeinsam ein neues Zuhause einrichtet. „Am Anfang“, sagt Schmerold, „gab es bei den Mitarbeitern viele Fragezeichen, wie sie sich einbringen können.“ Verbunden mit der Frage: Wie weit können wir uns exponieren? Doch das war rasch klar. Mit den Beratern von M.O.O.CON wurden 80 Mitarbeiter aus allen Bereichen der Organisation zu einem „Mood-Board“ eingeladen – noch lang bevor der Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde. Mit dem Ziel, ein Stimmungsbild zu zeichnen: Wie sehen wir uns? Wie wollen wir gesehen werden? Was muss das neue Gebäude leisten?

Von Callcenter bis Heliport

Danach wurden mit jeder Abteilung die Funktionsanforderungen analysiert – eine umfangreiche Aufgabe, schließlich sind jetzt Mitarbeiter aus ehemals fünf Standorten in Wien (technischer Stützpunkt, Service- und Callcenter, Büro, Heliport für den Christophorus 9) mit durchaus unterschiedlichen Tätigkeiten unter einem Dach vereint. Später kümmerten sich 15 „Nutzervertreter“ aus den Reihen der Mitarbeiter um die Büroplanung und die Frage: Was sollen die einzelnen Arbeitsplätze und die Gemeinschaftsflächen leisten? Die Ergebnisse wurden jeweils im Intranet und in der Mitarbeiterzeitung publiziert. Und noch zwei weitere Rollen übernahmen die Mitarbeiter: In jeder Abteilung wurden ein „Flächenplaner“, „eine Art Klassensprecher“, wie Schmerold sagt, und ein „Planfreigeber“ bestellt, der dafür verantwortlich war, dass das Büro funktions- und budgetgerecht eingerichtet wurde. Parallel erarbeiteten Führungskräfte und Mitarbeiter eine Hausordnung samt Spielregeln für das Zusammenleben.

Nach 20 Monaten Bauzeit zogen im Spätherbst 2016 die ersten Mitarbeiter ein. Sie haben nun nicht nur die Möglichkeit, besser miteinander zu kommunizieren, sondern auch mit den Klubmitgliedern in Kontakt zu treten – nicht nur beim Welcome-Day, der heute, Samstag (III., Baumgasse 129, 9–17 Uhr), stattfindet.

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