Robbie Williams einen Burger bringen

Trainee ist nicht gleich Trainee. In der Hotellerie setzt ein Traineeship nach Lehre mit Matura an. Und es verfolgt keinen fixen Plan. Es hängt vom Trainee selbst ab, was er aus sich macht.

So kennen wir das Prinzip Trainee: Eine Organisation nimmt Jungakademiker auf und lässt sie, einem fixen Konzept folgend, durch ihre Schlüsselabteilungen rotieren. Wo es einem am besten gefällt, dort bleibt man nach Programmabschluss und bereichert diese Abteilung mit seinem Insiderwissen.

Im Hotel sieht das anders aus. Zum einen: Ein Traineeship setzt nach Lehre mit Matura an. Zum anderen: Es gibt keinen fixen Plan. Was man aus dem Traineeship macht, reicht vom Raketenstart bis zum Langzeitdümpeln.

Am besten lässt sich das an einem Präzedenzfall erläutern. Der heute 33-jährige Valentin Röttger legte in Köln sein Abitur ab und hängte im dortigen Hyatt Regency eine Ausbildung zum Hotelkaufmann an (ähnlich dem österreichischen Hotel- und Gastgewerbeassistenten) dran. Sie legt zwar den Fokus auf die kaufmännische Seite, „aber wir haben trotzdem im Bankett Tische getragen und in der Küche Zwiebeln geschnitten“, erinnert sich Röttger.

Bei Robbie Williams "zu Gast"

Die Zeit „am Gast“ gefiel ihm, „da erlebt man unglaubliche Geschichten“. Seine liebste: nachts im Roomservice Robbie Williams einen Burger auf das Zimmer gebracht zu haben. „Man kommt zwangsläufig ins Gespräch. Viele Promis brauchen nachts ein offenes Ohr, weil sie da allein sind.“
Auch nach seinem Abschluss blieb Röttger beim Lehrbetrieb, auf seinen Wunsch in der Nachtschicht: „Da treten oft Probleme auf, die bei Tag der Generaldirektor lösen würde. Nachts sind wir die Herren im Haus.“

Er scheint seinen Job gut gemacht zu haben: Nach wenigen Monaten wurde er zum Teamleiter befördert. Was ihn nicht daran hinderte, noch zu studieren, „um für jede Option qualifiziert zu sein“. Nach seinem Bachelor in Tourismus und Hotelmanagement wollte er erneut beim Kölner Hyatt Regency andocken. Der Chef hätte ihn auch zurückgenommen, unterbreitete ihm aber ein noch besseres Angebot: in die Buchhaltung ins Grand Hyatt nach Berlin zu wechseln. Röttger fand das toll: „Da lernt man alles darüber, wie im Hotel das Geld auf das Konto kommt.“
Ob sich der Chef damit nicht ins eigene Fleisch schnitt? „Nein“, widerspricht Röttger, „wenn man Talente nicht fördert, wandern sie zu anderen Ketten ab.“ Das sei typisch für Hotelkarrieren: Jeder gebe an die nächste Generation weiter, was er selbst erlebt hat.

Igel oder Fuchs

In Berlin wurde Röttger ohne Interview eingestellt, einfach, weil man der Empfehlung des Vorgängers vertraute. Ein Jahr später ereilte ihn der Ruf nach Zürich, nun schon als Chef der Buchhaltung, weitere 19 Monate später fragte seine Chefin: „Haben Sie Lust auf Wien?“
Das war 2014. Das Wiener Park Hyatt stand gerade vor der Eröffnung. Als Resident Controller konnte Röttger seinen Finanzbereich von null weg aufbauen.

Seinen Werdegang vergleicht er mit einer Parabel: „Ein Igel kann nur eines: sich einrollen. Ein Fuchs kann viel mehr: beißen, wegrennen, sich einbuddeln.“ So verhielte es sich in der Hotellerie auch mit einem Traineeship: Je mehr man beherrsche, desto mehr Möglichkeiten habe man.

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