Jeder zweite Manager hält Bilanzbetrug für gang und gäbe

EY befragte 4100 Manager aus 41 Ländern zu geschönten Bilanzen.

Läuft es für die Konkurrenz besser als im eigenen Unternehmen, sind viele Österreicher zunächst misstrauisch. Umfragedaten von EY (Ernst & Young) zeigen, dass jeder zweite heimische Manager glaubt, es sei hierzulande gang und gäbe, Bilanzergebnisse zu frisieren.

Ehrliche Skandinavier

Für die "EY Fraud Survey" wurden 4.100 Entscheidungsträger aus Unternehmen in 41 Ländern befragt, davon 100 Manager aus Österreich.
Obwohl die Zahl derjenigen, die geschönte Finanzzahlen für verbreitet halten, in den letzten zwei Jahren von 68 Prozent auf 49 Prozent gesunken sind, liegt Österreich verglichen mit anderen europäischen Umfragewerten vorn.

Nur Unternehmen aus der Türkei (71 Prozent), Kroatien (66 Prozent) und Slowenien (63 Prozent) wurde noch stärkere Manipulationslust zugeschrieben. Russland und Ungarn teilen sich den Platz mit Österreich, außerhalb Europas liegen die Verhältnisse in Ägypten oder Südafrika mit jeweils 48 Prozent ähnlich.

Zum Vergleich: In Norwegen halten lediglich acht Prozent Bilanztrickserei für verbreitet, in Schweden elf Prozent. 

Rechte und Unrecht

Die auffälligen österreichischen Umfragewerte sind für EY überraschend: "Wir können aus unserer Erfahrung als Wirtschaftsprüfer klar sagen, dass dieses Vorurteil nicht der Realität entspricht", sagt Andreas Frohner, Partner und Leiter der zuständigen Abteilung bei EY Österreich. Die Studie besage nämlich nicht, dass Österreichs Firmen übermäßig häufig ihre Zahlen besser darstellten als sie sind. Sie spiegle nach den angespannten vergangenen Jahren eher die Meinung wider, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könne, es dem Mitbewerber gar nicht so gut gehen könne wie der es darstellt.

Dem EY-Bericht nach sind Österreichs Manager seltener bereit als ihre Kollegen in anderen Ländern, selber zu unlauteren Mitteln zu greifen. 80 Prozent gaben an, in keinem Fall zu "unethischem" Verhalten bereit zu sein. Umgekehrt hat jeder Fünfte hier keine Skrupel. Jeder Zehnte etwa hält das Zurückdatieren eines Vertrags für unbedenklich.

Immerhin, ein Tabu scheint das bewusste Manipulieren des Finanzergebnisses zu sein: Nur jeder 14. österreichische Manager hält das für OK.

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