„Ich bin bereit für den Aufsichtsrat“

Porträt. Obwohl in die gleichnamige Immobilienunternehmer-Dynastie hineingeboren, musste Jasmin Soravia einige Umwege gehen, bis sie ihre Leidenschaft für die Baubranche ausleben konnte. Sie erwiesen sich als durchaus nützlich.

Jasmin Soravia mag es, wenn viel los ist. Schon als kleines Mädchen saß sie beim Papa, Strabag-Mitbegründer Karl Soravia, im Büro und genoss den Trubel rundherum. Mit ihm inspizierte sie Baustellen und lauschte den Verhandlungen mit den Technikern. Und dem Knarren des Funkgeräts: „In den 1980ern gab es noch keine Handys. Man hat so gut wie nichts verstanden, das totale Chaos. Das hat mir gefallen.“

Eigentlich wollte das technisch und mathematisch begabte Mädchen Hochbau studieren. Der Papa sagte Nein: Weil sich kein Mann auf der Baustelle etwas von einer Frau würde sagen lassen. Er ließ ihr die Wahl zwischen BWL, Jus und Medizin. Sie entschied sich für BWL. Da waren Zahlen dabei.

Rasch landete sie beim Treuhandwesen, „weil es ja doch mathematisch angehaucht ist“. Und beim Steuerrecht. Weil „ich prinzipiell alles zu Ende bringe“, setzte sie einen LL.M. in internationalem Steuerrecht drauf. Es folgten drei Jahre als Revisionsassistentin bei Ernst & Young (heute EY): „Dort habe ich gelernt, Bilanzen zu lesen. Davon zehre ich heute noch.“
Doch dann brach wieder die Liebe zu den Immobilien durch. Sie heuerte bei der familieneigenen Soravia Bauträger GmbH an, als Leiterin für Steuern und Recht. Jetzt war es doch nicht so übel, ein Wirtschaftsstudium zu haben. Und die Steuerberaterprüfung, die sie so nebenbei abgelegt hatte. Aber ein bisschen näher an die Baubranche heranzurücken, das musste doch möglich sein?

Sechs Jahre später bot sich bei der Strabag die Bereichsleitung Immobilien an. Ihre Aufgabe war, nicht betriebsnotwendige Immobilien im In- und Ausland zu verkaufen. Was sie mit großem Vergnügen tat – bis es nichts mehr zu verkaufen gab: „Ich habe mich selbst wegrationalisiert.“ Immerhin: So nebenbei hatte sie die Bauträgerprüfung gemacht. Weil man nie weiß, wofür man es braucht.

Immobilien entwickeln und halten

Im Leben jedes Managers kommt einmal der Punkt, an dem er über die Selbstständigkeit nachdenkt. Bei ihr war das 2011. Die Beratungsgesellschaft eines Bekannten bot unter anderem Immobilien- und Interimsmanagement an. Wieder verkaufte sie Immobilien, wieder rationalisierte sie sich bald weg. Und lernte: Beratung ist nichts für mich. Ich will operativ tätig sein. Ich will Immobilien entwickeln und halten, nicht immer nur verkaufen.

Nach weiteren drei Jahren als operative Geschäftsführerin für Österreich und CEE bei der Conwert Gruppe klopfte ihr Cousin Erwin Soravia an. Ob sie den gesamten Immobilienzyklus miterleben wolle, vom Kauf von Gewerbegrundstücken und deren Umwidmung („so etwas dauert in Wien sehr, sehr lang“) über Baugenehmigung und Bau bis zum Verkauf der neuen Wohnungen. Keine Frage: Sie wollte.

Mit den Technikern diskutieren

Jetzt verantwortet Soravia als Geschäftsführerin von SoReal zwei Prestigewohnprojekte (nebst mehreren kleineren, versteht sich). 600 Millionen Euro beträgt die Investitionssumme der TRIIIPle-Türme auf dem Gelände des ehemaligen Zollamts und der Danube Flats neben der Reichsbrücke. „Mit Wirtschaft und Recht kann ich mich gut einbringen“, sagt sie. Und von Hochbau verstehe sie genug, um mit den Technikern diskutieren zu können, obwohl – das Studium würde sie immer noch reizen.

Zweimal im Monat nimmt sie am Lehrgang Zukunft.Frauen teil. Der ist zwar für Frauen auf dem Sprung in die Geschäftsleitung gedacht, in der sie längst angekommen ist. Das meiste hat sie auch schon irgendwo auf ihrem Weg gehört. Warum dann? „Ich war mein Leben lang in der Immo-Branche. Ich will auch mal Damen aus anderen Branchen kennenlernen.“

Und dann ist da noch die Datenbank für Aufsichtsrätinnen, in die jede Teilnehmerin eingetragen wird „Ich wollte ein sichtbares Zeichen setzen. Dass ich bereit für den Aufsichtsrat bin.“

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