Zusammen ist man weniger allein

Nicht nur Angestellte, sondern auch Freiberufler wollen mehr Flexibilität. Selbstständige Gruppenpraxen sind Zukunft für Freie Berufe.

Bei den künftigen Anwälten, Ärzten und Co gibt es einen Trend, sich gemeinsam selbstständig zu machen, zeigt eine aktuelle Umfrage zur Zukunft der Freien Berufe. Auch der oberste Kammervertreter der Freiberufler, Kurt Frühwirth, glaubt, dass Kooperationsformen wie Gruppenpraxen ein immer wichtigeres Modell werden. Der Nachwuchs sei zwar gesichert, es gebe aber ein Verteilungsproblem.

"Viele bleiben im städtischen Raum, weil es keine Anreize gibt, sich am Land niederzulassen", sagte Frühwirth, Präsident der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs (BUKO), bei der Präsentation der Umfrage. Dafür wurden über 600 Studenten der Fachrichtungen der Freien Berufe befragt.

Start-up-Förderung für Freie Berufe

Damit es auch in Zukunft Arztpraxen, Apotheken und Kanzleien am Land gibt und junge Menschen dort ihre berufliche Zukunft aufbauen können, müsse die Politik endlich entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Die Zusammenarbeit von Freiberuflern müsse erleichtert werden, beispielsweise soll es möglich werden, dass Ärzte andere Ärzte anstellen können. Frühwirth will unter anderem auch Start-up-Förderungen für Freie Berufe.

Die junge Generation wäre durchaus bereit, außerhalb der Städte und Speckgürtel zu arbeiten: Laut der Umfrage können sich 46 Prozent der befragten Studenten vorstellen, am Land zu arbeiten. Besonders bei den Medizinern und Pharmazeuten ist der Anteil mit 60 Prozent hoch. Bei den Juristen können sich hingegen nur 35 Prozent mit einem Arbeitsplatz im ländlichen Raum anfreunden.

Mehr als 80 Prozent der Befragten können sich auch gut vorstellen, sich mit anderen, die den gleichen oder einen ähnlichen Beruf ausüben, gemeinsam selbstständig zu machen. Mit solchen kleinen, effizienten Einheiten kann die gewünschte Arbeitszeitflexibilisierung erreicht werden, so Frühwirth. "Die junge Generation setzt mehr auf Work-Life-Balance." Die Vereinbarkeit von Job und Familie stehe im Vordergrund, auch bei traditionellen Workaholics wie Anwälten und Ärzten. Zudem gebe es im Nachwuchs immer mehr Frauen, da werde Teilzeit zu einem größeren Thema. Auch interdisziplinäre Kooperationsformen wären wünschenswert.

Lieber keine Liberalisierung

Eine Liberalisierung lehnen die Vertreter der Freien Berufe sowie über 70 Prozent der befragten Studierenden jedoch ab. Die Unabhängigkeit müsse gesichert werden. Mit einer Liberalisierung würden die Freien Berufe auch für ausländische Konzerne und Finanzinvestoren zugänglich werden. Große internationale Konzerne könnten sich so beteiligen.

Die haben entsprechende Strukturen und können hohe Flexibilität bieten, sagt Frühwirth. Auch mit der Abnahme der unliebsamen und aufwendigen Administration werde geworben. "Wenn einem das abgenommen wird, ist die Bereitschaft da, Beteiligungen zuzulassen." Dadurch würden letzten Endes aber auch für die Kunden und Patienten Nachteile entstehen, sagte Frühwirth. Große Unternehmen würden eher in den Städten bleiben, er plädiert für den Fortbestand kundennaher, kleiner Praxiskooperationsformen.

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