Was Politiker von Managern lernen können

Vergleich zweier Welten. Manager richten ihre Ressourcen auf Ziele aus, arbeiten Pläne ab, denken lösungsorientiert und kollaborativ. Zwei Experten leiten daraus Anregungen für Politiker ab.

Pfründe sichern, nur bis zur nächsten Wahl denken, reflexartig Ideen von Freund oder Feind blockieren, über die Medien kommunizieren – das fällt vielen zum Stichwort „Politiker“ ein. Nicht, dass in der Wirtschaft alles rosarot wäre, aber einiges funktioniert tatsächlich besser. Zwei Experten leiten daraus Anregungen für die Politik ab.

FASresearch-Chef Harald Katzmair ist bekannt für seine politischen Netzwerkanalysen. Für ihn ist ein fehlendes gemeinsames Ziel (wie in der Nachkriegszeit) die Wurzel allen Übels. Er vergleicht die aktuelle Situation mit einer sterbenden Paarbeziehung: „Gebe ich einer Beziehung keine Zukunft, denke ich nur mehr an mich. Mal gewinne ich, mal der andere. Am Ende ist es ein Nullsummenspiel.“

Zwei Themen sieht er besonders umkämpft. Das eine ist das Geld: „Die Budgets steigen zwar ständig, aber sie sind fix verplant. Ohne Geld für Ermessensausgaben kann ich weder Ideen noch Projekte umsetzen. Um diesen Freiraum toben wilde Kämpfe.“

Die zweite Front hat mit dem sinkenden Interesse der Menschen an (Innen-)Politik zu tun. Um ihre Aufmerksamkeit zu erringen, greifen Politiker zu immer knapperen und immer aggressiveren Botschaften: Untergriffigkeit wird wenigstens registriert.

Für Katzmair brauchen Parteien aller Couleurs ein gemeinsames Zukunftsziel. Sie müssen Ressourcen freimachen, um neue Ideen vorantreiben zu können. Dazu können sie frisches Geld ins System pumpen (wohl eher nicht) oder die Fixkosten reduzieren.

Im Vergleich zur Wirtschaft: Dort werden Dinge, die nicht funktionieren, blitzartig eingestellt und das freiwerdende Kapital in neue Projekte gesteckt. Allein in der Verwaltungsreform sieht Katzmair daher „großes Potenzial“.

Ideologien als Hemmschuh

Einen ganz anderen Zugang hat Executive Coachin Regina Jankowitsch, die gleichermaßen Manager und Politiker berät. Auch ihr fallen einige Anleihen ein, die sich die Politik an der Wirtschaft nehmen kann.

Erster und wichtigster Punkt: das Change-Management. Für Jankowitsch sehen sich Parteien in der Rolle der Bewahrer und nicht der Veränderer: „Kein Unternehmen kann es sich erlauben, Trends zu versäumen. Offensichtlichen Wandel nicht aktiv aufzugreifen. Entscheidungen zu fällen, die auf Befindlichkeiten basieren. Mit einer eingeschränkten Vorstellung, wie die Ergebnisse aussehen müssen.“ Bei allem Verständnis für politischen Ideologien: „Was vor 100 Jahren richtig war, muss heute nicht mehr stimmen.“

Punkt 2: das Recruiting. „Würden Parteien ähnlich wie Firmen danach trachten, attraktiv dazustehen, hätten sie kein Nachwuchsproblem.“ Die professionellen Instrumente für Personalsuche und -entwicklung wären in der Wirtschaft längst bewährt, die Politik greife aber nur rudimentär auf sie zurück. Und sie stelle – Punkt 3 – bedingungslose Parteiloyalität über Kompetenz und Lösungsorientierung. Damit verbaue sie sich den Weg zu den oft besser qualifizierten Experten außerhalb des eigenen harten Kerns.

Vierter und letzter Punkt ist für die Executive Coachin der Umgang miteinander. „In der Wirtschaft bedeutet Konkurrenz nicht respektlos, unfair und untergriffig miteinander umzugehen. Sondern anzuerkennen, dass gute Ideen auch außerhalb des eigenen Lagers existieren.“
Zwar erfordere das ein Mindestmaß an Distanz und Lösungsorientierung – das aber auch von Politikern erwartet werden dürfe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.