Digitalisierung ist Aufgabe des Managements

In heimischen Unternehmen herrscht Aufholbedarf in Sachen Digitalkompetenz. Das ergab eine Befragung von europäischen Topmanagern und Aufsichtsräten.

Obwohl 86 Prozent Digitalisierung als Chance sehen, mangelt es den Topmanagern und Aufsichtsräten österreichischer Unternehmen an digitaler Kompetenz. Lediglich 64 Prozent glauben, dass sich das in den nächsten fünf Jahren ändern wird, ausreichender Datenschutz ist nur für 30 Prozent der Unternehmen ein Thema.

Das ergab die Studie „IT-Security und digitale Kompetenz an der Unternehmensspitze“ von Brainloop und Board Search, für die TQS Research & Consulting im Frühjahr 2017 200 Österreicher in Führungspositionen befragt hat.

Nur ein Prozent der Befragten ist von der Digitalkompetenz heimischer Unternehmen überzeugt, ein Viertel würde Österreichs Betrieben in diesem Fach gerade mal 30 bis 39 von 100 Punkten geben. Dennoch halten 98 Prozent der Befragten eine digital kompetente Führungsetage für unerlässlich für den Unternehmenserfolg, auch wenn 43 Prozent glauben, nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Auf die Frage, ob sie die fortschreitende Digitalisierung als Chance oder Bedrohung sehen, antworten nur vier Prozent mit Letzterem.

Sehr kritisch sehen Führungskräfte das Thema unter ihresgleichen. Sie glauben, Aufsichtsräte der heimischen Wirtschaft verfügen tendenziell über geringe (51 Prozent) oder sehr geringe (25 Prozent) digitale Kompetenz. Unternehmenseigentümern (25 Prozent), Topmanagern (54 Prozent) sowie Marketing- und Vertriebsleitern (67 Prozent) hingegen trauen sie auf diesem Gebiet mehr zu.

Brainloop Austria

Herausforderung Digitalisierung

Obwohl nur 64 Prozent der Befragten optimistisch sind, was den Digitalisierungsprozess im eigenen Unternehmen in naher Zukunft angeht, investieren 70 Prozent in die Digitalisierung des eigenen Geschäfts. Nur 16 Prozent wollen demnächst keine Ressourcen dafür investieren – aus unterschiedlichen Gründen: begrenzte finanzielle Möglichkeiten (37 Prozent), fehlendes Know-how (37 Prozent), Prioritätensetzung des Managements, Aufsichtsrats oder Eigentümers (30 Prozent), Mangel an geeignetem Personal (elf Prozent) sowie Nichtvorhandensein von Markt- und Kundenerfordernissen (26 Prozent).

Wachsam gegenüber Cyber-Attacken

Während 57 Prozent der Befragten die größten Risiken und Herausforderungen für die heimische Wirtschaft in der mangelnden Qualität von Mitarbeitern aller Ebenen sehen, sorgen sich 56 Prozent um Cyber Security im Allgemeinen. 55 Prozent achten auf disruptive Erscheinungen wie alternative Beschaffungs- und Absatzwege, 53 Prozent haben Respekt vor der Transformation von Geschäftsmodellen und -prozessen.

Änderungen im Nachfrage- und Konsumentenverhalten befürchten nur 29 Prozent, regulatorische Änderungen nur 14 Prozent der Top-Manager und Aufsichtsräte. 46 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen über ein systematisches und strategisches Sicherheitsmanagement im IT-Bereich verfügt, 31 Prozent sehen ihr Unternehmen in Sachen Cyber Security und dem Schutz vor Cyber-Attacken zumindest teilweise gut aufgestellt.

Der Aufholbedarf bei organisatorischen Maßnahmen zur Datensicherheit ist den Einschätzungen der befragten Führungskräfte zufolge enorm: Lediglich 30 Prozent der heimischen Unternehmen haben sinnvolle Vorkehrungen getroffen, um ihre Daten zu schützen.

EU Datenschutz-Grundverordnung

80 Prozent der befragten Top-Manager und Aufsichtsräte beabsichtigen, sich intensiv mit der ab dem 25. Mai 2018 gültigen EU Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auseinander zu setzen. Diese versichert Konsumenten und Nutzern in Europa, dass sie nicht ausgespäht werden, sobald sie digitale Services in Anspruch nehmen. 59 Prozent der Befragten sind jedoch nicht mit den Details der DSGVO vertraut. So wollen 18 Prozent der Topmanager und Aufsichtsräte sich selbst elf Monate vor Inkrafttreten nicht damit befassen. Dabei seien geeignete Datenschutzmaßnahmen wichtig, um etwa Industriespionage zu verhindern, sagt Helmut Pöllinger, Geschäftsführer von Brainloop Austria und Auftraggeber der Studie.

Digitalkompetenz als strategische Managementaufgabe

Digitale Kompetenz sei ein Prozess, sagt Pöllinger, eine strategische Managementaufgabe, die nicht einfach an die IT-Abteilung delegiert werden könne. Deshalb sei es wichtig, dass die Führungsebene die IT-Verantwortlichen anhört und sich selbst damit auseinandersetzt, wie digitale Strategien das Geschäftsmodell verändern können. Dazu gehöre auch die Cyber-Sicherheit, rät Pöllinger: „Das Gegenteil von 'Too big to fail' ist 'Too small to be bothered'“.

„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Das sollte auch für den Aufsichtsrat und das Topmanagement gelten“, sagt Josef Fritz, geschäftsführender Gesellschafter von Board Search. „Die Digitalisierung ist die Zukunft und Unternehmen müssen sich damit beschäftigen. Alles, was es dafür braucht, ist ein kluger Kopf, Kreativität und Mut.“ Er rät Aufsichtsräten daher dazu, auch junge Menschen einzustellen, die heute in der Regel über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen.

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