Immer diese schwere Entscheidung

Dilemma. Sollen wir uns für A entscheiden? Oder für B? Für beides? Für ganz etwas anderes? Oder für gar nichts, weil wir überfordert sind? Hier sind neun originelle Entscheidungshilfen.

Tausende Entscheidungen treffen wir jeden Tag. Glücklich, wer sich damit leicht tut. Für alle anderen erarbeitete der deutsche Autor und Executive-Coach Elmar Willnauer in seinem Buch „Die richtigen Entscheidungen treffen“ neun – hoffentlich – hilfreiche Methoden.

► Wegweiser-Methode. Die meisten Menschen mögen keine Veränderungen. Darum blocken sie alles ab, was sie aus ihrer Komfortzone holen könnte. Hier können sich Entscheidungsschwache selbst überlisten, indem sie sich jede mögliche Alternative wie einen Weg vorstellen. Woher kommt er, was treibt ihn voran, was ist ihm wichtig? Ergänzt um kurze Kommentare („vernünftiger Weg“, „Weg zurück“) werden die Alternativen „verpersönlicht“ und damit vertraut gemacht.

► Double-T-Methode. Beide Varianten, keine, eine von beiden oder ganz etwas anderes? Wer in diesem Dilemma feststeckt, dem hilft der Sprung auf die Metaebene, wo man sich der Wahlmöglichkeiten bewusst wird. Im nächsten Schritt entwirft man einen Zeitstrahl (immer schriftlich!), auf dem man Parallelen und Muster ähnlicher Dilemmas in seiner Vergangenheit sucht. Wie hat man damals entschieden? War es richtig?

► Gegengift-Methode (besser bekannt als Reframing). Der Rahmen rund um die Entscheidung wird in einen anderen Kontext gesetzt. Haben die Schwächen der aktuellen Situation auch etwas Gutes? Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Und ist das wirklich so schlimm?

► Vier-Felder-Tafel (ähnlich der bekannten SWOT-Analyse). Hier trägt man in den Quadranten eines Koordinatenkreuzes Ist-Stand, Soll-Stand, Widerstände und mögliche Lösungen ein.

► Advocatus-Diaboli-Methode. Vor Heiligsprechungen beauftragte die Katholische Kirche früher Personen, als „Anwalt des Teufels“ Gegenargumente zu sammeln. Auch hier wird gefragt, was gegen die bevorzugten Varianten spricht. Der Spieß lässt sich aber auch umdrehen. Was spricht für einen „Advocatus Dei“ also für die abgelehnten Varianten?

► Prä-mortem-Methode. Bei einer Obduktion wird post mortem nachvollzogen, was zum Tod geführt hat. Hier geht es darum, Fehlentscheidungen zu verhindern, bevor sie passiert sind. Welche Schritte würden garantiert in den Abgrund führen? Im besten Fall führt das zu einer Liste der No-Gos und erhellt die eigenen blinden Flecken.

► Storyboard-Methode. Für Visuell-Kreative: Man nehme sechs Blatt Papier, visualisiere auf dem ersten die Ausgangslage und auf dem letzten den ersehnten Endzustand. Auf den mittleren Blättern lasse man seiner Fantasie freien Lauf, wie man dorthin kommt.

► Mindmap. Alt, aber gut. In die Mitte eines A4-Blatts wird die Frage geschrieben, rundherum wie Blütenblätter Ideen, Alternativen, Infos und Randbemerkungen. Ergibt eine gute Übersicht.

► Loyola-Methode. Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens, ließ sich für seine Exerzitien bis zu 40 Tage Zeit. Ganz so viel braucht man hier nicht, aber doch einen Tag pro Variante. So lange versetzt man sich in jede einzelne hinein, stellt sie sich als bereits realisiert vor und durchlebt sie mit allen Sinnen. Nach dem letzten Tag weiß man, welche sich am besten anfühlte. Für die Kinästheten unter den Entscheidern.

(Print-Ausgabe, 26.08.2017)

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