Weniger beraten, mehr unternehmen

Porträt. Erik Petraschek hat ein Faible für Veränderung: 15 Jahre war er als Restrukturierungsberater tätig, ehe er sich entschloss, nicht nur Geschäftsführer, sondern Unternehmer zu werden.

Veränderung ist für Erik Petraschek ein wichtiges Thema. Im Beruf als auf Restrukturierung spezialisierter Berater – nach seinem BWL-Studium in Österreich und Frankreich, zunächst bei KPMG und später bei Quelle La Source und Aurelius. Und mittlerweile auch im Leben. Im Laufe der Jahre beschloss er, nicht länger nur der kluge Berater sein zu wollen. Er wollte beteiligt sein, gestalten und selbst unternehmerisch tätig sein. Mit echter Verantwortung. „Beratung ist eher kurzfristig. Es herrscht ein Stück weit Kurzstreckenmentalität. Unternehmertum hingegen ist stets langfristig“, sagt der 44-jährige Niederösterreicher.

Was nicht heiße, dass man gleich Zehn-Jahres-Pläne schmieden muss. Sechs bis 18 Monate wären hingegen ein Zeitraum, für den man seine Vorhaben sinnvoller Weise planen könne. Noch etwas fehlte Petraschek in seiner Tätigkeit: das operative Geschäft. „Die Beratung“, sagt er, „überlasse die Umsetzung nur zu oft anderen.“

Weil Petraschek Dinge realisieren will, machte er sich auf die Suche nach einem passenden Unternehmen. Fündig wurde er beim 1911 gegründeten Druckgusshersteller Heuschkel in Nürnberg, bei dem ein Generationenwechsel anstand. Das auf Aluminium- und Zinkdruckguss spezialisierte Unternehmen beliefert Hersteller von Gartenscheren ebenso wie große Automobilkonzerne.

Und so wurde aus dem Berater und Einzelkämpfer nach einem knapp einjährigen Verkaufsprozess ein Unternehmer und Chef von rund 100 Mitarbeitern. Der Prozess hatte Zeit in Anspruch genommen, da das Unternehmen nicht öffentlich zum Verkauf gestanden war, und die Verkäufer die Suche gerade erst begonnen hatten. Ihm war wichtig, dass der „Übergeber ein gutes Gefühl hat“, sagt Petraschek. Aber auch sein Gefühl, dass das Unterfangen finanzierbar sei und „dass ich das schaffen kann“. Als Berater hatte er zahlreiche Unternehmen in Krisensituationen geholfen, bei Heuschkel sah er, dass das „Unternehmen kein technisches Problem hatte, aber an vielen Stellen wichtige Modernisierungsschritte und damit auch Investitionen anstanden.

Da musste sich etwas ändern, auch wenn die Zahlen nach wie vor positiv waren“, sagt er: „Eine Neuausrichtung war notwendig.“
Es habe, räumt Petraschek ein, schon Mut gebraucht, den Schritt zu wagen: „Manche haben statt Mut zunächst auch Dummheit dazu gesagt.“ Doch aufgrund seiner 15-jährigen Erfahrung als Berater habe er vor allem die Chancen gesehen. „Ich bin eben eher risikobereit.“ Trotzdem sagt er: „Man wirft viel in den Ring: die Karriere, ein geordnetes Leben und schließlich auch Geld.“ Ein Risiko, das viele seiner Beraterkollegen nicht eingehen würden. Das alles verbunden mit der Frage, ob man die Aufgabe bewältigen werde können. Und er meint damit nicht die Methodenkompetenz.

Konferenzzimmer als Büro

Als Petraschek 2014 mit seiner Beteiligungsgesellschaft Auxeos 100 Prozent von Heuschkel übernommen hat, verwandelte er – ganz wie ein Berater – das Konferenzzimmer in sein Büro. Die Belegschaft hatte ihn wohlwollend begrüßt. Auch wenn klar war: „Das Zielergebnis ist eine bessere Zukunft. Das würde harte Arbeit werden.“ Heute ist die Neuausrichtung abgeschlossen, und Petraschek wird die operative Leitung an einen Geschäftsführungsteam aus dem Unternehmen übergeben. Und sich neuerlich verändern: Bei Heuschkel wird er als aktiver Eigentümer weiter arbeiten. Parallel sucht er ein Familienunternehmen, das er übernehmen und entwickeln kann. Am liebsten in Österreich. Denn er selbst ist nach 15 Jahren in Deutschland mit seiner Familie nach Wien zurück gezogen und pendelt lediglich nach Nürnberg.

Vielen Unternehmern fehle oft jemand, sagt er und schlüpft in die Beraterrolle, „der Spaß daran hat, die Vogelperspektive einzunehmen und Veränderungen wirklich umzusetzen. Dazu gehört auch, den Unternehmer intellektuell herauszufordern.“ Umgekehrt, sagt er diesmal in der Rolle des Unternehmers: Berater sollten nicht zu akademisch sein und auf ihren Mehrwert achten.

(Print-Ausgabe, 2.9.2017)

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