Gen Y: Mehr Führung, aber viel weniger Hierarchie

Zukunft. Das Erbe der Helikoptereltern ist für die Unternehmen eine Herausforderung, sagt Steffi Burkhart, das „Gesicht der Generation Y“.

Die Einteilung der Geburtenjahrgänge in einzelne Generationen darf man durchaus kritisch sehen. Und doch hilft sie bei der Diskussion über die Bedürfnisse aktueller und zukünftiger Mitarbeiter. Eine Autorin, die sich intensiv mit den Generationen Y (Jahrgänge 1980 bis 1995) und Z (1995 bis 2010) beschäftigt, ist Steffi Burkhart – als 1985 Geborene selbst Teil der Generation Y.

Sie sagt, die Generation Z zeige viele Ähnlichkeiten mit ihrer Elterngeneration: „Sie sind wieder traditioneller.“ Etwa wenn es um die Familie gehe, die sie schon in jungen Jahren gründen wollen. Diese Digital Natives wollen, anders als die Generation Y, die Work-Life-Blending mit Freude annimmt, lieber eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit.

Durch ihr Mediennutzungsverhalten lebe diese Generation ein neues Lernen – das Micro Learning, sagt Burkhart. Junge Menschen würden heute nicht mehr ausreichend ausgebildet, sagt sie, und nimmt die Unternehmen in die Verantwortung, entsprechend nachzuhelfen. Im Zuge einer immer stärker werdenden Individualisierung werden Lebensbiografien immer weniger vergleichbar. Vertreter der Generation Y werden im Lauf ihres Arbeitslebens ungefähr sechsmal den Job wechseln und in unterschiedlichen Verhältnissen (selbstständig, angestellt, Teilzeit) tätig sein. Daher brauche diese Generation heute die Fähigkeit, Netzwerke und Kooperationen zu managen, um entsprechend Arbeit zu finden.

Nur einen Mausklick entfernt

Die Generation Y sei auch die erste Generation, die mit sogenannten Helikoptereltern aufgewachsen ist – mit Eltern, die ihnen jede Schwierigkeit aus dem Weg geräumt hätten. Sie wuchsen in Wohlstand auf, und alles Erdenkliche sei „nur einen Mausklick entfernt“, sagt Burkhart. Dennoch oder auch deswegen erlebe sie eine gewisse Orientierungslosigkeit. Wohlbehütet zu sein führe dazu, dass diese Generation als Mitarbeiter nicht an der langen Leine geführt werden, sondern durch Führung Orientierung bekommen wolle. Mit anderen Worten: mehr Führung, aber viel weniger Hierarchie. „Wir kommen aus einer Zeit der hierarchischen Betriebssysteme. Um vorwärtszukommen, müssen diese aber überwunden werden“, sagt Burkhart.

Für Unternehmen bedeutet dies, sogenannte Change-Agents in der eigenen Organisation ausfindig zu machen, damit diese die (jungen) Mitläufer und Zweifler überzeugen können und so wichtige Veränderungen möglich machen.

„Junge Menschen brauchen Vorgesetzte, die sie führen und nicht managen, die sie begleiten, coachen und unterstützen, damit sich diese bestmöglich entwickeln können.“ Jedoch höre sie von Jungen immer, dass ihnen gesagt wird, was sie tun sollen – sie also managen, resümiert Burkhart. Die Frage, die sich Führungskräfte heute stellen sollten, ist: „Mag ich Menschen wirklich?“ (red.)

ZUR PERSON

Steffi Burkhart wird als das „Gesicht der Generation Y“ bezeichnet. Sie hält beim Strategieforum für Sicherheit und Datenschutzrecht eine Keynote und liefert aus der Perspektive ihrer Generation, der Generation Y, fundiertes Wissen zum Wandel der Arbeitswelt.
Die vom Business Circle organisierte Pri-Sec – Privacy & Security – findet am 13. und 14. November in Rust statt.

(Print-Ausgabe, 11.11.2017)

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