Standort Österreich schlafft ab

Steuerquote mit 43 Prozent zu hoch, Regulierung zu stark, Bildung zu unmodern.

Als Wirtschaftsstandort ist Österreich nach der Beratungsfirma Deloitte bestenfalls Mittelmaß, dabei wären die Chancen für Veränderungen derzeit günstig. "Das makroökonomische Umfeld ist das beste seit der Finanzkrise, wir dürfen keine Zeit verlieren", mahnt Bernhard Gröhs, CEO und Partner von Deloitte Österreich, Reformen ein.

Die Steuerquote sei zu hoch, die Regulierung bremse Unternehmer zu stark aus und die Bildung gehöre modernisiert. Weitere Hebel für ein attraktiveres Wirtschaften und die Sicherung von Jobs sind seiner Ansicht nach forcierte Forschung und Innovation sowie verstärkte Digitalisierung.

Andere Länder wie etwa in Skandinavien entwickelten sich weitaus dynamischer. Als Vorbilder nannte Gröhs die Schweiz, Schweden, Finnland, die Niederlande und Dänemark.

Ein „Aufsteiger“ sei Israel, das sich aber noch nicht unter den Top 10 weltweit befindet. Das Land sei ein Spitzenstandort, was Digitalisierung und Innovation betrifft. Tel Aviv und seine Gründerzentren gelten als Silicon Valley - und Israel habe auch eines der besten Gesundheitssysteme."

Nur 3 von 5 Punkten

Über alle untersuchten Standortfaktoren hinweg liegt Österreich laut "Radar 2018" bei nur 3 von 5 Punkten. Beleuchtet wurden diese Faktoren:

  • Bei den Kosten (Steuern und Abgaben) holt sich Österreich nur 1,5 von 5 möglichen Punkten - das ist eine Spur besser als im Jahr davor (1 Punkt). Die Lohnnebenkosten müssten gesenkt und die Kalte Progression abgeschafft werden. Betreffend der Verfügbarkeit von Arbeitskräften zeigt sich ein Verharren bei 2 von 5 Punkten.
  • Beim regulatorischen Umfeld gibt es 2,5 Punkte (2017: 2 Punkte. Negativbeispiel sei die laut Gröhs misslungene Arbeitszeitflexibilisierung.
  • Für das politische und makroökonomische Umfeld erhält Österreich unverändert 3 von 5 Punkten, mit einem positiven Ausblick. Grund sind das starke Wirtschaftswachstum von zuletzt 2,9 Prozent und "der kontinuierliche Rückgang bei der Arbeitslosigkeit". Allerdings baue Österreich eine „gefährliche Sockelarbeitslosigkeit“ auf.
  • Eine relativ gute Bewertung von 3,5 Punkten gibt es für den Faktor Unternehmensinfrastruktur, im Jahr davor gab es hier aber noch 4 Punkte. Gröhs setzt auf die Breitbandinitiative dere neuen Wirtschaftsministerin und früheren A1-Chefin Margarete Schramböck. Wie schwierig ein Vorwärtskommen bei der Infrastruktur sei, zeigten etwa die Dritte Piste für den Flughafen Wien-Schwechat oder der Ausbau der 380-kV-Hochspannungsleitung, essentiell für energieintensive Unternehmen.
  • Recht zufriedenstellend schneidet Österreich mit nach wie vor 4 Punkten im Bereich Digitalisierung, Innovation, Forschung und Technologie sowie mit 4,5 Punkten bei der Lebensqualität ab (2017: 5 Punkte).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.