„Ich bin 100 Prozent Unternehmer“

(c) Stanislav Jenis
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Porträt. Samuel Koch ist 23 Jahre alt, Jungunternehmer und Organisator der Start-up-Challenge. Mit ihr will er einer „Generation von Practitioners“ das Unternehmertum näherbringen.

An Ideen mangelt es Samuel Koch ((@samandrewkoch) nicht. Am 1. April hat er Galacta gestartet, mit dem Ziel, das Thema „Digitalisierung“ in Form von Kursen an Unternehmen und deren Mitarbeiter zu bringen. „Dafür reicht es nicht, rein technische Lösungen zu bieten, selbst wenn diese mit gewissen kreativen Elementen bereichert werden“, sagt der 23-jährige angehende Software-Engineer. Er möchte bisherige Lernkonzepte sprengen, wie er sagt, Wissen „demokratisieren“ und durch ein emotional-ansprechendes Konzept, das auf drei Blöcken beruht, zugänglich machen: Im Classroom werden Inhalte filmisch aufbereitet, in Workshops wird das Erlernte gefestigt und im Project an konkreten Fallbeispielen vertieft. Derzeit wird noch entwickelt, aber die ersten Kunden hätten bereits Interesse angemeldet.

„Ich bin 100 Prozent Unternehmer“, sagt Koch. Nicht erst während des Studiums habe er oft darüber nachgedacht, wie seine Unternehmungen aussehen könnten. Der Profit, sagt er, sei dabei nicht entscheidend.

Das galt auch, als er mit Matthäus Konradsheim gemeinsam die Start-up-Challenge startete. Mit ihr, sagt Koch, solle „den Jungen das Unternehmertum nähergebracht werden“. Wissend, dass es nicht für alle das Richtige ist.

Anwenden, ausprobieren

Gemeinsam mit erfahrenen Mentoren soll den jüngsten Visionären des Landes geholfen werden. „Wir wollen eine Anlaufstelle für Fragen sein“, sagt Koch. Und zwar für die „Generation von Practitioners, die anwenden, ausprobieren und kreativ sind“. Daneben werden in einem Businessplan-Wettbewerb für 14- bis 19-Jährige besondere Vorhaben im Rahmen der YEC (Young Entrepreneurs Conference) im steirischen Deutschlandsberg (vom 25. bis 27. Mai 2018) ausgezeichnet. „Es soll das Forum Alpbach für Schüler werden“, sagt Koch. Und den „Juwelen unter den jungen Entrepreneuren einen Schub geben“. Einer von ihnen ist der erst 14-jährige Moritz Lechner, der das Start-up Freebiebox betreibt.

Es ist die andere Herangehensweise, die junge Unternehmer ausmacht. „Start-up ist ein positives Mindset, mit der Absicht, den Status quo gesund zu verändern.“ Gesund, weil Veränderung nicht immer das Beste ist. Das Mindset bedeute auch, Dinge auszuprobieren. „Bis 30 brauchst du keine Sicherheit“, sagt Koch. Wenn morgen alles zusammenbreche, sei das keine Tragödie. Man brauche Begeisterung und trotzdem eine „gesunde Distanz zu den Dingen, die man macht“, weil Dinge sehr schnell kaputtgehen.

Noch etwas zeichnet Koch und die junge Unternehmergeneration aus. Er versuche, eine „Personal Brand“ aufzubauen, um sich und seine Produkte und Dienstleistungen zu positionieren. In diesem Spiel um Aufmerksamkeit sei es wichtig, wertvolle Inhalte zu liefern – nicht nur digital, sondern auch im persönlichen Gespräch. Oder auch in Form eines Buches. Er arbeitet gerade an einem, das im Februar 2019 erscheinen soll.

Erfolg über Nacht?

Wichtig sei auch, sich selbst kennenzulernen und für sich die Frage „How to be real in a fake world?“ beantworten zu können. „Echt“ zu sein, das habe auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun, das schon nötig sei. Genauso wie Geduld: Der Erfolg stelle sich nur in Ausnahmefällen über Nacht ein. „Vor 40 bist du kein gemachter Mann“, auch wenn einem viele einzureden versuchten, dass alles so schnell gehe.

Dabei brauche manches eben Zeit: „Ich habe vieles, aber keine Erfahrung“, sagt er. Das treffe auch auf das Thema „Führung“ zu. Alles sei ein Abenteuer: Mitarbeiter abzuholen, wo sie seien, ihnen Ziele, Sinn und Leidenschaft zu vermitteln und ihnen Verantwortung zu geben. Keinen „Bullshit“ zu erzähle, positiv frech zu sein, zuzuhören und nicht stur mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

„Den Sprint kann man verlieren, den Marathon möchte ich gewinnen“, sagt er. Dass er so reflektiert ist, könnte damit zusammenhängen, dass er aus einer Unternehmerfamilie stammt – als eines von sechs Kindern: „Man lernt, miteinander auszukommen, geduldig zu sein.“ Und: „Ich glaube an das, was ich tue.“ Zweifel sind ihm fremd, „weil ich immer auf Distanz zu den Dingen bin“.

ZUR PERSON

Samuel Koch (23) stammt aus einer Unternehmerfamilie und wuchs mit fünf Geschwistern in der Nähe von Deutschlandsberg auf. Dort findet vom 25. bis 27. Mai auch die YEC (Young Entrepreneurs Conference) im Rahmen der Start-up-Challenge statt, die eine Art Forum Alpbach für Schüler werden soll. Zudem gründete er kürzlich gemeinsam mit Eduardo Bayo das Unternehmen Galacta, das Skills für die Digitalisierung vermitteln soll. www.startupchallenge.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2018)

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