Technikergehälter: "Unter 40.000 Euro geht keiner hin"

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Beim Berufseinstieg ist der Unterschied noch nicht so groß. Erst im Verlauf der Karriere macht sich eine höhere Ausbildung bezahlt. Dann aber so richtig.

Er habe gerade mit einem Kunden aus dem technischen Bereich telefoniert, erzählt Gehaltsexperte Conrad Pramböck (Upstyle Consulting). Der meinte, hätte er hundert Mitarbeiter mehr, könnte er hundert Millionen Umsatz mehr machen.

Die Buzzwords, die schon lang in der Wirtschaft herumspuken – Digitalisierung, Industrie 4.0, E-Commerce – werden real. Österreich hat hier etliche Weltmarktführer, Hidden Champions, Nischenplayer. Die könnten noch viel mehr bewegen – wenn sie mehr Techniker hätten. Bloß: Sie finden sie nicht.

Das wirkt sich auch auf die Gehälter aus. Während sich die Einstiegsgehälter für WU-Master bei 35.000 Euro Jahresbrutto einpendeln, dürfen TU-Master 41.000 bis 45.000 Euro verlangen, FH-Master etwas weniger. Pramböck: „Unter 40.000 Euro geht keiner hin.“

Nach dem notgedrungen großzügigen Einstieg geht es aber „konservativer“ weiter. Nach fünf Jahren sind 50.000 bis 60.000 Euro ein guter Richtwert, nach 15 bis 20 Jahren 70.000 bis 80.000 Euro. Der Bonusanteil ist relativ gering, „ein Monatsgehalt on top ist schon viel“.

Glück oder Geld

Wer mehr will, muss mehr bieten. Als spannendste Kombinationen bezeichnet Pramböck „Technik + Kunde“, also technischer Vertrieb oder Consulting, mit einer gehörigen Portion Wirtschafts- und/oder Verkaufswissen.

Oder mit Führungsverantwortung. Es hieße ja, sagt Pramböck, dass Techniker besser mit Maschinen und Computern umgehen könnten als mit Menschen: „Wer beides kann, hat schon gewonnen.“ Wer allerdings Führungsverantwortung übernehme, ohne das Talent dafür mitzubringen, dürfe sich zwar über mehr Geld freuen, zahle aber einen hohen Preis bei Selbstverwirklichung und Lebenszufriedenheit. Das Falsche tun mache unglücklich, jedoch: „Das ist jedermanns eigene karrierestrategische Entscheidung.“

Mit Führungsverantwortung trage dann auch ein Produktionsleiter in einem der größeren KMU mit 500 Mitarbeitern 100.000 bis 120.000 Euro jährlich heim, in einem Konzern 150.000 Euro plus 50.000 Euro Bonus (in Konzernen geht nichts ohne Erfolgsbeteiligung). Macht zusammen 200.000 Euro, vergleichbar mit einem KMU-Geschäftsführer mit 300 Mitarbeitern. Was zu einer weiteren Empfehlung führt: Langfristig macht es einen Gehaltsunterschied, ob man sich in einem kleinen oder großen Unternehmen verpflichtet.

Höhere Ausbildung lohnt sich

Beim Einstieg ist die Differenz noch nicht so groß. Auch ein Lehrabsolvent verdient 30.000 bis 40.000 Euro nach einem technischen Abschluss, ein HTL-Absolvent nicht viel mehr. So mancher fragt sich daher, ob sich eine höhere Ausbildung überhaupt lohnt.

Kurzfristig nicht, lautet die Antwort, langfristig unbedingt. Je höher die Ausbildung, desto steiler steigt die Gehaltskurve in den späteren Jahren. Während Akademiker ihr Gehalt in 20 Jahren verdoppeln, läuft der Zuwachs für HTL-Absolventen ohne Studium schon flacher. Noch viel flacher dümpelt er für Lehrabsolventen durch die Jahrzehnte.

Pramböcks Empfehlung: „Hol bis 30 die Matura nach.“ Oder Vergleichbares wie eine Meister- oder Werkmeisterprüfung. Damit lassen sich langfristig 40.000 bis 50.000 Euro lukrieren, in Einzelfällen bis 55.000 Euro.

Warum Matura bis 30 Jahre? Weil danach aus familientechnischen Gründen nur wenige eine so große Ausbildung berufsbegleitend schaffen. Und ab 40, sagt Pramböck, sei es für die steile Karriere in der Technik ohnehin zu spät.

Wer als Facharbeiter trotzdem mehr verdienen will, dem bleibt nur ein Ausweg: auf Montage zu gehen. Mit Spesen und Diäten lassen sich gut 70.000 bis 80.000 Euro erzielen. Doch wochen- oder monatelang auf Baustellen fern der Heimat zu leben will nicht jeder. Und familienfreundlich ist es auch nicht gerade

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2018)

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