Ministerin Schramböck hat viel vor: einen neuen Lehrberuf zu etablieren, eine altbekannte Personalreserve zu öffnen und die Unternehmer in die Pflicht zu nehmen.
Da werden einige schön schauen. Bis zu sieben Jahre dauerte es bisher, einen neuen Lehrberuf einzuführen, bis zu zwei Jahre, einen bestehenden an neue Entwicklungen anzupassen. Für Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck dauert das viel zu lang. „Ein Jahr für einen neuen Lehrberuf ist angemessen“, sagt sie. Und wenn das knapp wird? „Ich habe immer die Möglichkeit, eine Verordnung zu erlassen.“
Der neue Lehrberuf, bei dem Schramböck so energisch aufs Gas steigt, heißt Anwendungsprogrammierer und Coder. Bis Ende des Jahres soll die Ausbildung stehen, ab Februar 2019, also ab dem Sommersemester, kann man einsteigen: „In der Wirtschaft reden alle von der Time-to-Market, der möglichst kurzen Vorlaufzeit. Sie will ich auch in der Politik.“ Nachsatz: „Damit nerve ich mein Ministerium jeden Tag.“
Österreich braucht mehr Programmierer. Schon vor den Zeiten der galoppierenden Digitalisierung hatte es zu wenige. So manches Unternehmen beklagt sich, mit 50 zusätzlichen Programmierern 50 Millionen Umsatz mehr machen zu können. Allein, es findet sie nicht. Also will Schramböck die versteckten Reserven mobil machen. Das sind vor allem Mädchen: „Die technischen Berufe sind hardwarelastig. Wenn wir das in Richtung Software ändern, sprechen wir auch wieder Frauen an.“ Noch in den 1980er-Jahren waren acht von zehn Programmierer weiblich, „sie haben wir irgendwo auf dem Weg verloren“. An der Eignung kann es nicht liegen: In Österreich sei nur jeder zehnte Programmierer eine Frau, in CEE aber jeder vierte.
Unternehmerpflicht und Eigeninitiative
Auf ihren Reisen seien ihr „großartige Initiativen“ aufgefallen, alle mit einem Makel: Sie skalieren nicht. Das will Schramböck ändern. In Oberösterreich liefen gerade die Vorbereitungen für eine Coding Academy, die sie bei Erfolg auf andere Bundesländer übertragen will. Ebendort teste man auch eine verkürzte Lehre für IT-nahe Lehrberufe nach der Matura.
Doch was ist mit jenen, die schon im Beruf stehen? „Die Unternehmen haben die Verantwortung, ihre Mitarbeiter weiterzubilden“, sagt die Ministerin kategorisch. Die Angst vor der Digitalisierung sei unbegründet. Eben habe sie in Vorarlberg einen Orgelbauer ausgezeichnet, der es so zum Weltmarktführer brachte (zur Digitalisierung von Facharbeit siehe auch Porträt Gerhard Resch).
Bleibt noch ein Tipp: Wenn der eigene Chef zaudert, dann die Fortbildung lieber selbst in die Hand nehmen!
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2018)