Dem Buchtitel des St. Gallener BWL-Professors Wolfgang Jenewein ist nichts hinzuzufügen. Außer der Begründung, warum unsere Chefs plötzlich so nett sind.
Es liegt ohnehin auf der Hand: Weil es nicht mehr funktioniert, astronomische Zielvorgaben in einen Jahresplan zu schreiben und ansonsten Druck zu machen. Was dabei herauskommt, zeigt der deutsche Abgasskandal. „Die da unten“ wagten es nicht, „denen da oben“ zu sagen, dass sie Unmögliches verlangten.
Obendrein reagiert die „Generation WhatsApp“ auf Druck richtig allergisch. Was helfen da gutgemeinte kollektive Raftingtouren am Wochenende, wenn am Montag alles beim Alten ist?
Schlag also nach bei Martin Luther King. „I have a dream“ funktioniert nun mal besser als „I have a budget.“ Träume sind zweierlei: ein begehrenswertes Ziel („winning the princess“) oder eine herausfordernde Aufgabe („killing the dragon“). Letzteres hat Tücken: Es mobilisiert zwar die letzten Kraftreserven, verbrennt sie aber schnell, wenn das Ziel nicht zu erreichen ist. Audi arbeitete lange Zeit mit „Beat BMW!“ Das wurde gefährlich, als Tesla vorbeizog. Niemand hatte es bemerkt.
Also „winning the princess“. Bloß: Welche Prinzessin ist für alle gleich begehrenswert? Der CFO begeistert sich für 100 Milliarden Umsatz, aber der Rest? Besser, sagt Jenewein, sind Prinzessinnen, die den ursprünglichen Sinn und Zweck des Unternehmens ansprechen. Der war es schließlich, der seinerzeit die Mitarbeiter ins Haus lockte.
Bestes Beispiel: der Werbeclip eines Hörgeräteherstellers. Er zeigt ein gehandicapptes Baby, das mit Hilfe eines Hörgerätes erstmals die Stimme seiner Mama hört - und verzückt lächelt.
Wer solche Visionen hat, braucht keine Peitsche.