Zu langsam, zu viele Leuchtturmprojekte, zu viel Flickwerk.
Ob Internet der Dinge (IoT), Advanced Analytics oder künstliche Intelligenz: Digitalisierungsansätze gibt es viele. Doch bislang erreichen nur rund 5 Prozent aller Unternehmen weltweit auch tatsächlich ihre Ziele. Die zu langsame Umsetzung von Digitalisierungsprojekten ist nur ein Grund dafür. Häufig finden in Unternehmen einzelne Leuchtturmprojekte statt. Eine systematische, ganzheitliche Digitalstrategie fehlt. Das sind Ergebnisse der Studie "Von der Vision zur Transformation: Digitalisierung ist Chefsache" der internationalen Managementberatung Bain & Company.
"Industrieunternehmen sollten 2 bis 5 Prozent ihres Umsatzes in die Digitalisierung investieren", rät Dr. Jörg Gnamm, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. "Die Investitionen zahlen sich aus. Denn digitale Vorreiter wachsen nicht nur rund 50 Prozent schneller als der Wettbewerb, sondern sind auch bis zu 30 Prozent profitabler." Selbst in der IT, deren Bedeutung durch die Digitalisierung noch einmal zunimmt, sinken die Komplexitätskosten um durchschnittlich 20 Prozent.
Digitalisierung betrifft das gesamte Unternehmen
Die Geschäftsmodelle von Industrieunternehmen werden auf sämtlichen Ebenen erschüttert. Durch digitales Direktmarketing und soziale Medien ergeben sich neue Kontaktmöglichkeiten und Angebotsformen, aber auch Servicealternativen. Der Kundenkontakt gestaltet sich dadurch nicht nur einfacher und kostengünstiger, sondern auch individueller und werthaltiger. Produkte selbst werden ebenfalls zunehmend digital, während gegenwärtige Haupteinnahmequellen unter Druck geraten.
Neue Chancen eröffnen nicht zuletzt Advanced Analytics. So erhält etwa der Hersteller eines vernetzten Kühlschranks nach Zustimmung des Käufers zahlreiche Informationen über den jeweiligen Haushalt, in dem das Gerät steht. Mit diesen Erkenntnissen können Produkte verbessert, intelligente Stromnutzungskonzepte entwickelt oder die Daten gemeinsam mit Lebensmittelhändlern analysiert werden. An digitalen Initiativen mangle es in den meisten Unternehmen nicht, stellen die Autoren fest, allerdings wären die Aktivitäten oft in viele Einzelprojekte zersplittert. Es fehlt eine in sich schlüssige Gesamtstrategie.
Drei Maßnahmen halten sie für unverzichtbar:
Interne Wertschöpfungsprozesse optimieren hinsichtlich Durchlaufzeiten, Qualität und Kosten
Kundeninteraktionsprozesse und Schnittstellen neu gestalten durch die nahtlose Integration aller Kommunikationskanäle (Omnikanal-Ansatz)
Produkt- und Serviceangebot erweitern durch datenbasierte Anwendungen, die einen klaren Mehrwert für den Kunden bedeuten und dadurch neue Erlösquellen erschließen
Neue Geschäftsmodelle entwickeln, etwa IoT-Plattformen, die durch softwarebasierte Anwendungen neue Wachstumschancen eröffnen.
"Alle Unternehmen sollten ihre digitale Transformation jetzt angehen", appelliert Bain-Experte Gnamm. "Denn im digitalen Zeitalter gilt die Winner-takes-it-all-Logik. Wer seine Transformation heute nicht in Gang bringt, wird schon in wenigen Jahren von der Konkurrenz abgehängt."