Ein Einhorn (Unicorn) ist ein Start-up mit mehr als einer Milliarde Dollar Marktwert.
Nur 300 Einhörner sollen sich weltweit tummeln, Gründungen mit außerordentlich hohem Marktwert. Uber gehört dazu (70 Milliarden Dollar) oder Airbnb (30 Milliarden Dollar). Zum Vergleich: Die drei wertvollsten österreichischen Unternehmen, OMV, Verbund und Erste Bank Group, sind je rund 15 Milliarden Euro wert.
Investoren, Gründer und Politiker zerbrechen sich den Kopf: Wie identifiziert man solche Wundergründungen möglichst früh? Und kann man sie aktiv herbeiführen?
Wird es ein Einhorn?
Nikolaus Franke, Akademischer Direktor des Professional MBA Entrepreneurship & Innovation an der WU Executive Academy, analysierte die bekannten Einhörner. Diese schufen jeweils mit innovativen Kombinationen Märkte, die von den etablierten Playern übersehen worden waren. Dort wuchsen sie rasant und sicherten ihre Position über Netzwerkeffekte ab. Als schöpferische Zerstörer ruinierten sie in kürzester Zeit so manchen bestehenden Markt – die Schattenseite des sonst so positiv besetzten Begriffs disruptiv.
Die Erfolgsgeheimnisse von Einhörnern sind also das Erkennen neuer Märkte mit zunächst wenig Konkurrenz, intelligente Innovation (Technologie, Produkt und/oder Geschäftsmodell) mit wenigstens einem Alleinstellungsmerkmal und ein Managementteam, das entschlossen seine Strategie verfolgt und mit einer schwindelerregenden Wachstumsdynamik klarkommt.
Diese Faktoren erlauben laut Franke nur eine Negativselektion. Eine positive ist kaum möglich, weil disruptive Innovation definitionsgemäß neu und riskant ist. Der einzige Weg ist, möglichst viele Einhornbabys zu kreißen – in der Hoffnung, dass wenigstens eines davon ein großes Einhorn wird.
Gute Zuchtbedingungen helfen natürlich auch. Franke nennt eine spielerische Annäherung an Entrepreneurship schon in der Schule, breit gestreutes Gründungswissen, Interdisziplinarität und die Vernetzung von Schlüsseltechnologien (z. B. Healthcare, IoT und KI) mit wirtschaftlich-unternehmerischem Denken.
Und dann müsste man noch dafür sorgen, dass sich die kleinen Einhörnchen entwickeln dürfen – im eigenen Land. Sonst wandern sie aus. (al)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2018)