Der Wunsch, eine eigene Idee umzusetzen

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Gründen. 30.000 Gründungen gibt es pro Jahr in Österreich. Doch nur die Hälfte hat einen Businessplan ausgearbeitet, sagt Elisabeth Zehetner-Piewald, die Bundesgeschäftsführerin des Gründerservice der Wirtschaftskammer.

Beide Gruppen würden viel Mut beweisen und das Risiko nicht scheuen, sagt Elisabeth Zehetner-Piewald, die Bundesgeschäftsführerin des Gründerservice der Wirtschaftskammer. Und doch gibt es Unterschiede zwischen ihnen: zwischen den Gründern und den Start-ups. Letztere sind hochinnovativ und zeichnen sich durch schnelles Wachstum, auch was die Zahl der Mitarbeiter betrifft, aus.

Allerdings sind Start-ups eine – wenngleich in manchen Fällen prominente – Minderheit: Von den rund 30.000 Gründungen pro Jahr in Österreich (die Personenbetreuer nicht mitgerechnet) sind gerade einmal 1,5 Prozent Start-ups. In Summe sind in Österreich zwischen 2000 und 4000 Start-ups auf dem Markt aktiv. (Übrigens: Ab zehn Jahren nach der Gründung spricht man dann allerdings nicht mehr von Start-up.)

Flexibel und eigener Chef sein

Was beide Gruppen eint, sind das Motiv der Selbstverwirklichung und der Wunsch, eine eigene Idee umzusetzen: den haben drei Viertel der Start-upper und 55 Prozent der Gründer. Je zwei Drittel sagen, sie wollen in der Zeit- und Lebensgestaltung flexibel bzw. ihr eigener Chef sein.

Und auch die Bürokratie müssen beide bewältigen. Allerdings: Die Behördengänge, sagt Zehetner-Piewald, seien heute kein Problem. Ein Einzelunternehmen lasse sich in 15 Minuten anmelden.

Anders steht es um die UID-Nummer (Umsatzsteuer-Identifikationsnummer). Es dauere trotz des Unternehmensserviceportals (USP) noch zu lange, bis sie ausgestellt werde. Die Gründer wünschen sich aus diesem Grund, dass dies in 24, spätestens 48 Stunden erledigt ist. Noch länger dauert es in vielen Fällen, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.

Zehetner-Piewald rät daher, sich ausreichend Zeit zu nehmen, einen guten Businessplan zu erstellen. „Je besser vorbereitet, desto erfolgreicher“ seien Gründungen. 50 Prozent der Gründer haben einen Businessplan ausgearbeitet, weiß sie aus der Praxis. Immerhin, könnte man dazu sagen. Und was ist mit der anderen Hälfte? Sie verpasst jedenfalls die Gelegenheit, sich „kritisch mit dem eigenen Unternehmen auseinanderzusetzen“, sagt Zehetner-Piewald. „Das ist harte Arbeit und zwingt dazu, sich auch mit Themen zu beschäftigen, die man vielleicht gerne beiseiteschieben würde.“

Etwa die zentrale Frage jeder Unternehmung: Kann ich überhaupt von dem leben, was ich da vorhabe? Und man spiele dabei auch gewisse (Krisen-)Szenarien durch und könne sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt mögliche (Gegen-)Maßnahmen überlegen. Eine Anleitung, wie ein Businessplan aussehen kann, gibt es etwa auf der Internetseite des Gründerservice (www.gruenderservice.at).

Nichts liegen lassen

Noch eine Beobachtung aus der Praxis: Oft würden Gründer nicht alle Beratungsmöglichkeiten ausschöpfen. So passiere es, dass (Investitions-)Förderungen zu spät beantragt werden und nicht mehr abgeholt werden können. Dennoch schafft es die Mehrzahl der Unternehmen, sich auf dem Markt zu halten: Nach drei Jahren firmieren noch acht von zehn Unternehmen unter gleichem Namen und gleicher Rechtsform wie bei der Gründung. Nach fünf Jahren sind es noch 70 Prozent. Auch das sollte Lust am Gründen machen.

Übrigens: Gründen, sagt Zehetner-Piewald, sei längst keine Geschlechterfrage mehr. 44,5 Prozent der Gründungen werden von Frauen angestrengt. (mhk)

AUF EINEN BLICK

Von den rund 30.000 Gründungen im Vorjahr entfielen 41,8 Prozent auf Gewerbe & Handwerk (26 Prozent Handel, 18,5 Prozent Information & Consulting, 8,1 Prozent Freizeit, 5,4 Prozent Transport, 0,2 Prozent Industrie.) Rund 80 Prozent gründen als Einzelunternehmer, 12,5 Prozent als GmbH. 32,2 Prozent gründen im Alter von 30 bis 40 Jahren, 29,5 Prozent sind 20 bis 30, 21,8 Prozent 40 bis 50 Jahre alt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2018)

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