Live aus Davos: Die Welt besser machen

APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Davos-Tagebuch. Der Wiener Francis Rafal ist einer von 50 Menschen unter 30 Jahren, die beim World Economic Forum die Stimme der Jungen vertreten sollen. Montag - Tag 1.

Montag, 21. Jänner 2019

06.30 Uhr: Handywecker klingelt. Tag 1 des World Economic Forum (WEF) in Davos startet. Normalerweise trage ich Sneakers und T-Shirt. Dresscode hier ist aber Sakko, Hemd und Anzugschuhe. Für die eisigen Straßen in Davos bringe ich Anti-Rutsch-Sohlen an, die alle Teilnehmer bei der Registrierung bekommen haben. Vom gestrigen Empfang weiß ich, dass am Sonntag zwei Leute durch Stürze mit Knochenbrüchen im Spital gelandet sind. 

07.38 Uhr: -12°C Außentemperatur. Mit Schweizer Pünktlichkeit stoppt der Davos Shuttle Service an der Bushaltesstelle. Vier Kolleginnen und Kollegen von den Global Shapers aus Indien, Südafrika, Sri Lanka und Kanada steigen ebenfalls ein. Die indische Shaperin friert, weil sie das Wetter nicht gewohnt ist. 

07.55 Uhr: Ausstieg beim Kongresszentrum. Wir suchen aber die Buslinie 1, um zu unserem ersten Termin im Hotel Morosani zu kommen. Das Sicherheitspersonal kann uns keine Auskunft geben, deswegen ist Gehen mit Google Maps angesagt. 

08.10 Uhr: Unterwegs kommt uns eine Mutter mit zwei Kleinkindern entgegen. Ich frage in die Runde, was wohl die Einheimischen hier über das jährliche Treffen denken. Eine Shaperin sagt, sie habe gehört, dass viele Leute in Davos zu dieser Zeit absichtlich mit ihren Kindern Skifahren gehen, um der Hektik des jährlichen WEF-Treffens zu entkommen.

08.19 Uhr: Sicherheitskontrolle im Hotel Morosani wie am Flughafen. Auch unsere Namenskärtchen werden digital gescannt. Eintritt nur auf Einladung.

08.55 Uhr: Jetzt geht’s los. Es sind 49 Global Shapers im Raum und Ana vom Global-Shapers-Headquarters in Genf präsentiert unsere neuen Community-Ziele, die 400 Mitglieder innerhalb der letzten sechs Monate erarbeitet haben. Wir fokussieren uns bis 2021 auf die drei Bereiche Klimawandel bekämpfen, Gleichheit und Inklusion beschleunigen und zukunftssichere Bildung und Unternehmertum fördern.

10:35 Uhr: In kleinen Gruppen brainstormen wir, was wir mit unseren lokalen Teams jeweils tun können, um diese Ziele zu erreichen. Für den Bereich digitale Bildung kommt mir die Idee, dass wir in Wien mit meiner Content Creation School Schülern beibringen könnten, wie man Vlogs, Blogs oder Podcasts kreiert, damit sie lernen wie man gesellschaftliche Anliegen effektiv auf Social Media kommuniziert. Vergangenes Jahr haben wir das schon mit 100 Schülern zum Thema Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen gemacht. Skalierung auf 1000 Schüler in einem Jahr und Adaption auf andere Städte sollte möglich sein.

12:30 Uhr: Mittagessen gemeinsam mit den Young Global Leaders, den Mitgliedern der Schwab Foundation of Social Entrepreneurs und UNICEF. Gegenüber von mir sitzt ein echter Prinz. Nach einem Impulsvortrag diskutieren wir das Konzept Globalisierung 4.0 und was wir alle gemeinsam tun können, um mindestens einer Millionen Kindern und Jugendlichen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Jobmöglichkeiten zu verschaffen. 

14:30 Uhr: Ich gehe nach dem Mittagessen gleich zu den UNICEF-Mitarbeitern und stelle ihnen die Idee mit den Vlogging-Workshops für Schüler vor. Ob sie Interesse daran haben? Enthusiastisches Nicken, wir tauschen Visitenkarten. 

15:00 Uhr: Drei Stunden Pause bis zur offiziellen Eröffnungszeremonie. Zeit zum Reflektieren und meine Eindrücke für diesen Artikel festzuhalten. Ziemlich viel über gesellschaftliche Probleme gelernt, an denen getüftelt wird. Die Welt hier wirkt surreal, aber bisher kaufe ich allen bisherigen Begegnungen ab, dass sie aufrichtig an Lösungen für eine bessere Welt interessiert sind. Ich bin gespannt, ob das auch für die CEOs der großen Unternehmen gilt, die ich morgen treffen werde.

Francis Rafal (26) ist Co-Founder und CEO der drei Filmunternehmen Content Creation School, Ninjawerk und Rafal Studios und derzeit Curator der Global Shapers Vienna. Er wurde dieses Jahr als einer von 50 Menschen unter 30 ausgewählt, junge Stimmen beim jährlichen Treffen des World Economic Forum in Davos zu vertreten. Ziel der Global Shapers Vienna ist es, Filterblasen platzen zu lassen. Mit dem Projekt AndereMeinung.at verbinden sie Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, um die politische Polarisierung der Gesellschaft zu reduzieren.

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