Vereinbarkeit

Karriere, wenn der Partner mitspielt

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Wie weit eine Frau es nach oben schafft, hängt auch von ihrem Mann ab. Im Guten wie im Schlechten. Ein Buch stellt sieben Fragen für ambitionierte Frauen.

Geht ein Mann bestätigt, zufrieden und erfüllt durchs Leben, wird er seine Partnerin bei ihren Karriereambitionen unterstützen. Ist er frustriert und unzufrieden, wird er ihr nicht den Rücken stärken. Ist sie erfolgreicher als er, wird er latent oder offen neidig auf sie sein.

So einfach fassen Vanessa Conin, Martina Lackner und Angelika Weinländer die Recherchen für Ihr Buch "Männer an der Seite erfolgreicher Frauen" zusammen. Die drei Managerinnen, Autorinnen und Psychologinnen (jede von ihnen ist alles davon) befragten 21 „Side by Side“-Paare – solche, die sich wechselseitig den Steigbügel halten – und Experten zum Thema. Daraus formulierten sie sieben Fragen. Diese mögen Frauen helfen, ihre Beziehung von vornherein so zu gestalten, dass beide Partner auch beruflich auf Augenhöhe sind.

  1. Wie denkt der Mann? Einen Partner zu finden, dem ihre berufliche Selbstentfaltung so wichtig ist wie seine, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wenn er am traditionellen Rollenbild hängt (er verdient das Geld, sie schupft Kinder und Haushalt), wird es sehr, sehr schwer.

  2. Wie unabhängig ist die Frau? Sie liebt ihren Partner. Aber auch ohne ihn ist sie stark und bringt ihr Leben auf die Reihe: unterschreibt den Mietvertrag, regelt ihre Finanzen, verdient ihren Lebensunterhalt. Hier liegt die Krux: Bis zum ersten Kind schaffen das viele, danach werden sie zur Zuverdienerin degradiert. Damit verschieben sich die Machtverhältnisse – Geld ist Macht. Ist sie dann unzufrieden, färbt das auf die Beziehung ab.
    Bei den seltenen Ausnahmen – sie verdient gleich viel oder mehr als er – fällt auf: Hier hängt sein Selbstwert nicht von Geld und Macht ab. Das schützt aber nicht vor Konflikten, wessen Termine denn nun die wichtigeren sind und wer zurücksteckt.

  3. Sind wir ein Team? In Unternehmen wird Erfolg zunehmend als Teamerfolg verstanden. In Familien noch nicht. Es hilft, den Teambegriff („Side by Side“) auch in die Partnerschaft zu tragen. Noch etwas: Kinder stellen vor allem in den ersten Jahren alles auf den Kopf. Aber irgendwann ziehen sie aus, meist früher als man denkt. Es hilft, sich die Endlichkeit dieser Lebensphase vor Augen zu halten – das relativiert.

  4. Schaffen wir den Rollenschwenk? Pendel der Zeit: In den Nachkriegsjahren standen die Trümmerfrauen ihren Mann. Kaum griff das Wirtschaftswunder, wurden sie zurück an den Herd verbannt. Heute können es Frauen bis ganz nach oben schaffen, aber viele (nicht alle) müssen dafür auf Mann und/oder Kinder verzichten. Immer noch tun sich viele Männer mit ihrer Rolle neben einer erfolgreichen Frau schwer. Ist sein Ego stark genug, auf Veranstaltungen das „+1“ zu sein?

  5. Wer zieht wem nach? Zwar arbeiten fast genauso viele Frauen im Ausland wie Männer, meist aber im Gefolge des erfolgreicheren Partners. Wäre er bereit, seinen Job aufzugeben, um ihrem den Vorrang zu geben?

  6. Schießt das Umfeld quer? Sie werde ein Schreibaby bekommen, wenn sie noch länger arbeite. Das musste sich eine österreichische Managerin anhören, die auch in der Schwangerschaft viel unterwegs war. Später im Kindergarten beschimpfte man sie als Rabenmutter, weil ihr Mann an ihrer Stelle zum Laternenbasteln ging.
    Auch wenn das Paar sich einig ist, beide brauchen eine dicke Haut in Bezug auf ihr Umfeld. Das beginnt oft bei den eigenen Eltern.

  7. Wie teilen wir die Ressourcen auf? Nüchterne Erkenntnis der Autorinnen: Bei aller Romantik funktioniert eine Ehe wie ein Unternehmen. Es geht um die Ressourcen Zeit, Engagement und Geld und um ihre Aufteilung. Jedes Paar muss hier seine Balance finden: Wer zahlt wie viel in welche Ressource ein?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2019)

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