Viel Mut, Mut zum Neuen zu haben

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Porträt. Hohe Ziele zu haben, reicht PwC-Senior-Partnerin Christine Catasta nicht. Die Ziele sind wenig wert, wenn sie nicht mit der Unternehmenskultur korrellieren.

Unternehmenskultur, das ist die Summe der für die Mitarbeiter typischen Verhaltensweisen. Also etwas, das man nicht so einfach verordnen kann. Aber etwas, woran man arbeiten kann. „Sowohl intern als auch extern spielt die Unternehmenskultur eine wesentliche Rolle und ist nicht zu vernachlässigen“, sagt Christine Catasta, Senior Partner bei PwC Österreich. Die 61-Jährige steht seit Mitte des Vorjahrs den knapp 1100 Wirtschaftsprüfern, Steuer- und Unternehmensberatern vor. Übrigens als erste Frau an der Spitze eines der Big-Four-Wirtschaftsprüfer (Deloitte, EY, PwC und KPMG) in Österreich.

Wie wichtig Kultur(-arbeit) ist, erlebte sie als Beraterin in vielen Unternehmen. Etwa bei Fusionen: Viele, bei denen die Kultur nicht im Blick war, seien gescheitert, sagt Catasta. Umgekehrt könne sich eine „innovationsfördernde Kultur positiv auf die Produkte und Services eines Unternehmens auswirken – und damit indirekten Einfluss auf den finanziellen Erfolg nehmen.“

Wenig überraschend für sie ist daher auch das Ergebnis einer aktuellen PwC-Studie, die ergab, dass 82 Prozent der Unternehmen ihre interne Kultur „signifikant weiterentwickeln“ wollen, um „weiterhin erfolgreich wirtschaften und wachsen“ zu können.

Weibliches Role Model

Klarerweise gebe es auch in ihrem Unternehmen kulturbestimmende Werte, etwa integer zu handeln, sich um einander zu kümmern, zusammenzuarbeiten, Fragen zu stellen und zu differenzieren. Jedem in ihrem Führungskräfte-Team übertrug sie die Aufgabe, sich eines Wertes besonders anzunehmen: über ihn zu reden, ihn bewusst zu machen und ihn vorzuleben. Und in diesem Prozess Multiplikatoren zu suchen und zu finden. Sie selbst wählte den Wert „Mut zum Neuen haben“. Aus gutem Grund: Sie hatte den Mut, den Unternehmenszweig Beratung bei PwC zu etablieren, Diversität zu thematisieren, zu zeigen, dass flexible Arbeitsweisen klare Vorteile gegenüber dem Präsentismus haben, sich frühzeitig und intensiv mit der Digitalisierung zu befassen und als Mutter zweier Kinder Führungsaufgaben zu übernehmen und so zum weiblichen Role Model zu werden. Diese Veränderungen seien wichtig, in der tendenziell risikoscheuen Branche allerdings keine Selbstverständlichkeit.

Wichtig ist ihr, dass unternehmerische Ziele und Unternehmenswerte korrellieren: Um unternehmerisch erfolgreich zu sein, müssen Strategie und Kulturarbeit gleich viel Aufmerksamkeit bekommen. Eine Unternehmensstrategie erfolgreich umzusetzen gelingt nur, wenn die Unternehmenskultur berücksichtigt wird. Leadership bedeute auch, sagt Catasta, „Ziele und Kulturen zu paaren – und das ist eben keine Selbstverständlichkeit“.

Noch etwas ganz Wesentliches hat Catasta bei den vielen Blicken in verschiedenste Unternehmen gesehen: „Es schlummern so viele Ideen bei den Mitarbeitern.“ Diese aber würden nur zu oft nicht geweckt, „weil die Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter nicht durchlässig ist“. Daher sucht sie das Gespräch unabhängig von Alter oder Hierarchieebene und ist eine Freundin von Reverse Mentoring: Die Angst der Älteren davor, bloßgestellt zu werden, weil sie Jüngere um etwas fragen, schiebt sie weg. „Jeder kann von anderen lernen“, sagt sie.

Letztlich ist auch das nichts anderes als eine Kulturfrage, die das Leben im Unternehmen und das Bild nach außen prägt. Letzteres wird besonders wichtig, weil sie auch Techniker, Programmierer, Naturwissenschaftler etc. als Mitarbeiter gewinnen möchte, „die zunächst nicht an PwC als Arbeitgeber denken“.

Das heißt auch: „Wir müssen kommunizieren, dass wir uns mit digitaler Transformation beschäftigen.“ Schließlich könne auf diesem Gebiet nur gut und glaubwürdig beraten, wer das intern umgesetzt hat, sagt sie. Das bedeute auch, ein entsprechendes Upskilling der bestehenden Mitarbeiter zu fördern.

Nichts darüberstülpen

Etwas wird Catasta nicht müdezu betonen: Selbst wenn (Kultur-) Veränderungen in vielen Fällen idealerweise sehr schnell erfolgen sollten: „Immer schrittweise vorgehen“, statt große, revolutionäre Umbrüche zu vollziehen. Und: „Nichts bloß darüberstülpen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2019)

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