Selbstsicher? Stärke Deine Stärken

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Inspiration für Millennials #2. Mit Young Science-Botschafter Gerhard Furtmüller die eigene Persönlichkeit entwickeln. Diesmal: Wie redest Du über Deine Stärken?

In der vorigen Woche habe ich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, sich der eigenen Stärken bewusst zu werden, um Selbstvertrauen und Selbstwert aufzubauen. Daher habe ich die letzte Kolumne auch mit der Frage: „Was kannst DU gut?“ geschlossen.

Die Resonanz darauf war für mich überwältigend. Ich erhielt von vielen Millennials, aber auch älteren Generationen gleichermaßen die Rückmeldung, dass die Bewusstmachung und Fokussierung von Stärken eine sehr zentrale Rolle in ihrem Leben spielen. Viele von ihnen haben aber laut eigener Aussagen noch keinen geeigneten Weg dazu gefunden. Zu diesem Thema hat mir unter anderem Regina geschrieben: „Auch wenn ich als Jahrgang 1974 kein Millennial mehr bin, so sind meine Stärken ein großes Thema für mich. Damit angemessen umzugehen, fällt mir oft schwer.“

An Reginas Zitat lässt sich leicht erkennen, dass nicht nur die Generation der Millennials Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Stärken hat, sondern auch vorige Generationen. Dies verdeutlicht umso mehr, dass das Stärken eigener Stärken in jedem Lebensalter von grundlegender Bedeutung ist.

Richtig oder falsch?

Die Selbstsicherheit zu erhöhen, ist ein Prozess, der nur Schritt für Schritt passieren kann. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass Du zuerst Deine eigenen Stärken identifizierst. So weit, so gut, könnte man denken. Ein weiterer, elementarer Schritt ist jedoch, auch darüber sprechen zu können. Das klingt zunächst recht einfach, ist es aber leider nicht! Der Grund dafür liegt darin, dass unser Verhalten über Jahrzehnte darin geschult wurde, unsere Schwächen sichtbar zu machen – nicht aber unsere Stärken.

Ich möchte Dir erneut an meiner Beispielstudentin Lisa zeigen, dass es nicht immer miteinander einhergeht, sich die eigenen Stärken bewusst zu machen und darüber auch zu sprechen. Eine Woche nach unserer letzten Einheit präsentierte Lisa erneut, diesmal über die zentralen Herausforderungen, mit denen Unternehmen im Printbereich gegenwärtig konfrontiert werden. Am Ende der Präsentation fragte ich Lisa wie in der vorherigen Woche: „Was hast Du gemacht?“ Lisa wusste nun bereits, dass Stärken wichtig sind. Daher versuchte sie auch zaghaft in wenigen Sätzen darzulegen, dass ihre Sprache gut verständlich sei. So weit, so gut, dachte ich mir. Dann setzte Lisa jedoch erneut an und begann mit einer nie geahnten Selbstsicherheit wieder darüber zu reden, was ihr denn alles nicht so sehr liegen würde. Daraufhin fragte ich: „Lisa, was war nochmal meine Frage?“ Sie dachte nach, schließlich flüsterte ihr eine Kollegin ins Ohr, dass sie doch über ihre Stärken reden solle ...

Rede über Deine Stärken!

Leider ist die Situation, die ich soeben geschildert habe, die absolute Normalität! Egal, ob ich Lisa, Christopher oder Selina frage, sie haben eines gemein: Bei der Frage nach ihren Stärken werden sie nachdenklich und nur zögerlich kommt eine Antwort. Bei ihren Schwächen zeigen sie hingegen eine nahezu unumstößliche Selbstsicherheit. Das ist sehr bedauerlich, wie ich finde. Denn ist ein Mensch nicht viel mehr, als nur das, was er nicht kann?

Daher frage ich Dich dieses Mal: Wie und mit wem redest Du über Deine Stärken?

Bitte zeige an dieser Stelle keine falsche Bescheidenheit und sprich mit Deinen Freunden über Deine Stärken, nutze alternativ dazu die Kommentarfunktion weiter unten oder schreibe mir ein Mail an gerhard.furtmueller.presse@wu.ac.at.

Privat

Gerhard Furtmüller aka Doktor Furti ist Senior Lecturer am Department für Management der Wirtschaftsuniversität Wien und Young Science Botschafter. An der WU begleitet er jährlich Tausende Millennials auf ihrem Weg ins Berufsleben. Seine Publikationen zum Thema Motivationsaufbau sind u.a. im Harvard Business Review erschienen.

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