Porträt

Gemeinsamer Spaß steht ganz oben

Thomas Reiter
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Die digitale Erfassung von HR-Prozessen sei verbesserungswürdig, sagt Johannes Kreiner, Geschäftsführer von Sage DPW. Österreichs Unternehmen fehle es an Mut zur Innovation.

Gehe es um die Personalverwaltung, dann seien Österreichs Unternehmen „stabile Prozesse“ sehr wichtig, sagt Johannes Kreiner, Österreich-Geschäftsführer von Sage DPW, einem Anbieter von HR- und Buchhaltungssoftware. „Wissende Mitarbeiter“ würden dort in den Personal- und Buchhaltungsabteilungen die Qualität sicherstellen. Umgekehrt fehle durch diesen „konservativen Zugang“ vielleicht die Innovation. Das heißt, es gibt nach wie vor viel Zettelwerk und wenig Automatisierung. Überhaupt, sagt er, „ist die digitale Erfassung der Prozesse verbesserungswürdig“.

Für die Unternehmen stehe die Sicherheit an erster Stelle, sich Strafen und Nachzahlungen zu ersparen. Finanzverwaltung und Sozialversicherungen hätten 2017 23.500 Unternehmen geprüft und nicht weniger als 338 Millionen Euro nachgefordert, sagt Kreiner.

Mitarbeiter wollen mobil sein

Denn tatsächlich sei es für Software-Anbieter manchmal knifflig, Gesetze auszulegen, was sich an der Diskussion um den Karfreitag bzw. den „persönlichen Feiertag“ zuletzt wieder gezeigt habe. „Die Ankündigungspolitik der Regierung macht es schwierig, das zu programmieren – Sicherheit bringen oft erst die Höchstgerichtsurteile“, sagt Kreiner.

Für (künftige) Mitarbeiter hingegen stehe einfache Bearbeitung der eigenen Daten und mobiler Zugang im Vordergrund. Wer die HR-Prozesse nicht digitalisiere, dem würden die Talente früher oder später etwas pfeifen, ist er überzeugt. Was die Datensicherheit betreffe, die oft als Argument gegen die Digitalisierung gebracht werde, sagt Kreiner, seien gerade in externen Rechenzentren die Daten sehr sicher: vor Angriffen von innen, etwa unbefugten Zugriffen durch die unternehmenseigene IT, wie von außen, denn „ein Rechenzentrum hat immer eine andere Qualität – das wissen auch die Hacker“. Und ihnen soll der Spaß am Hacken vergehen.

Ganz anders ist das beim Arbeiten. Denn hier sollte an oberster Stelle „der gemeinsame Spaß“ stehen, sagt Kreiner: „Er bringt etwas für Kunden, Unternehmen und uns selbst, nämlich, uns weiterzuentwickeln.“ Es klinge trivial, doch Führung heiße, Wege aufzuzeigen, Ziele zu geben, sodass es dann möglich ist, gemeinsam Spaß zu haben.

Auch wenn das bedeute, Konflikte anzusprechen und auch auf den ersten Blick unangenehme Gespräch zu führen. Diplomatisches Geschick helfe dabei manchmal, man müsse aber auch in solchen Situationen authentisch sein.

Zurück zu den Zielen: Mitarbeitern in etablierten Strukturen neue Wege zu zeigen sei oft aufwendig. Da hilft es, wenn das Führungsteam als Einheit auftritt und versucht, innerhalb des Unternehmens Grenzen aufzubrechen. Man brauche, sagt Kreiner, „eine Gesamtstory, statt Abteilungsstorys“. Eine, die erzählt: Was glauben wir, womit die Kunden arbeiten wollen.

Ziel ist eine People Company

Denn sein Ziel ist eine People Company. Eine, in der Mitarbeitererlebnisse, offene Führungs- und Feedbackkultur zu Hause sind. Und die damit ein Unternehmen schafft, das sicher nicht konservativ ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2019)

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