Porträt

„Mitarbeiter müssen Biss haben“

RW
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Das Neue macht ihn euphorisch, sagt der Tiroler Investor Christian Jäger über sich selbst. Er setzt auf unternehmerisch denkende Mitarbeiter und Handschlagqualität.

Die Methode ist simpel: ein Ankerthema definieren und in Unternehmen rundherum investieren. Im Fall von Christian Jäger ist das momentan das Thema Gesundheit. Denn, sagt der Investor aus Seefeld in Tirol, „Menschen wollen gesünder sein und schöner ins Alter gehen“. Also beteiligte er sich unter anderem an Quanta, das kompakte Hämodialyse-Systeme herstellt, die von Dialysepatienten zu Hause verwendet wie auch in Klinken eingesetzt werden können. Er stieg bei Easy Motion Skin (EMS) ein und sanierte den Hersteller von Trainingsanzügen, in die Elektromuskelstimulatoren eingearbeitet sind. Training mit dieser Ausrüstung ist bis zu 18-mal effizienter als klassische Trainings, sagt der 53-Jährige. EMS schließlich brachte ihn zum Sportmanagement. Als Boxmanager und Promoter führte Jäger 2017 Manuel Charr zum WBA-Weltmeistertitel im Schwergewicht. Heute hat er auch die deutsche Boxweltmeisterin Christina Hammer unter Vertrag. Seine Sportler trainieren regelmäßig in seinem großzügigen Alpen-Chalet-Dorf Wildmoos nahe Seefeld.

Begonnen hat Jäger seine Karriere in der Medienlandschaft Deutschlands, wo seine Familie seit drei Generationen als Vertriebsunternehmer tätig ist. Jäger begann rasch, das Geschäft zu diversifizieren: Er entwickelte Wohn- und Gewerbeimmobilien in deutschen Ballungszentren und gründete die Leonardo-Hotels, die er später an den israelischen Unternehmer David Fatall verkaufte.

Mitarbeitern Kompetenz geben

Auch wenn Jäger das Büro für seine 27 Unternehmen in Seefeld hat, sind für ihn nicht „Räume, sondern Menschen“ zentral bzw. die Zentrale. Denn, sagt er, er wolle Leute „nicht irgendwo einpflanzen“. Also sind seine Führungskräfte zwischen München, Hamburg, Leipzig und Seefeld verteilt und er regelmäßig telefonisch mit ihnen in Kontakt.

„Ich habe die Gabe“, sagt Jäger, „mir Zahlen leicht zu merken.“ Daher gehe er davon aus, dass auch seine Mitarbeiter die Zahlen auswendig parat hätten. Mit den Zahlen im Kopf sei es einfacher, Entwicklungen zu sehen, Entscheidungen zu treffen. „Was ich nicht tue: ins Detail gehen“, sagt Jäger. „Ich gebe früh Kompetenzen an die Mitarbeiter ab.“ Sei alles vorgegeben, wären Menschen mit Gestaltungswillen ja auf verlorenem Posten.

Entsprechend sucht er seine Mitarbeiter aus. „Der Wille der Menschen ist entscheidend. Mitarbeiter müssen Biss und Vision haben. Ich möchte Leute um mich, die unternehmerisch denken“, sagt Jäger. Erst an zweiter Stelle steht für ihn die Qualifikation. Dabei verlässt er sich einerseits auf seine Menschenkenntnis, andererseits darauf, was die Kollegen sagen, die später langfristig zusammenarbeiten sollen.

Fehler dürfen passieren. Gerade am Anfang. Aber man muss sie zugeben und sie ausbessern. Keine Fehler machen zu dürfen würde nur die Angst schüren, Entscheidungen zu treffen.

Ein guter Schutz vor Fehlern sei, nicht übermütig zu werden, nicht ungehemmt auf Wachstum zu setzen und Risken mit Augenmaß einzugehen. Aber, sagt Jäger, er sei „ein unruhiger Geist und kein guter Detailarbeiter“. Neues macht ihn euphorisch. Doch wenn etwas klaglos läuft, verliert er auch rasch wieder das Interesse – und ist schnell wieder dem Neuen auf der Spur. Ob das für ihn interessant ist, stellt er anhand einer Leitlinie fest: „Ich muss mir vorstellen können, was da passiert.“ Und dann kommt es ihm auf die Handschlagqualität seiner neuen Partner an. „Die geht im Geschäftsgebaren sukzessive verloren“, beobachtet er. Deshalb ist er auch kein großer Freund umfangreicher Verträge. Ihm ist lieber, wenn in einfachen Worten das gemeinsame Ziel beschrieben wird. Denn: „Verträge sind zum Vertragen da.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2019)

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