Freunderlwirtschaft bei der Jobsuche

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Gute Kontakte sind nützlich, wenn man schnell und unkompliziert ein Praktikum oder eine Fixanstellung ergattern will. Das ist so verwerflich wie verständlich.

In Österreich läuft alles über Kontakte, heißt es immer. Das beginnt beim Praktikumsplatz, der ganz zufällig an die Nichte des Abteilungsleiters geht und endet noch lange nicht bei der Gymnasium-Direktorin, die die Position offiziell bekommt, weil sie die Beste war und inoffiziell, weil sie zur richtigen Partei gehört. Aber was bringt es wirklich, jemanden zu kennen, der beim Wunsch-Unternehmen arbeitet, oder selbst bei einer bestimmten Partei zu sein? Stehen einem alle Türe offen, wenn man die Kontakte spielen lässt?

Wen kennen, der wen kennt

Gut befreundet zu sein mit einem normalen Mitarbeiter bringt wenig. Gut befreundet oder gar verwandt zu sein mit jemandem, der wiederum gut befreundet mit dem Personalchef ist, kann viel bringen. Kurz: Man braucht einen Kontakt, der weiß, zu wem er gehen muss - und auch zu diesem gehen kann. Und wenn der Personalchef dann vom geschätzten Mitarbeiter gebeten wird, doch auch mal die Nichte zum Bewerbungsgespräche einzuladen, wird er ihm das kaum ausschlagen. Netten Kollegen kann man ja mal einen Gefallen tun. Oder man kennt den Personalchef persönlich. Das ist natürlich noch besser.

Bei der gleichen Partei oder gemeinsam im Verein

Vereine oder Parteien sind wie Brüderschaften – man teilt gemeinsame Vorstellungen und arbeitet für das gleiche Ziel. Oft muss man die Person, der man einen Gefallen tut, gar nicht gut kennen. Es reicht, wenn man weiß: Die ist bei derselben Partei, in derselben Studentenverbindung oder im selben Fußballverein. Und wenn Gleichgesinnte auf Jobsuche sind und man in der Lage ist, ihnen da zu helfen, wird man das wohl auch tun. Denn wie heißt es so schön: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Das klingt zwar verwerflich, ist aber eigentlich nur menschlich. Man wird versuchen, die zu unterstützen, mit denen man sich verbunden fühlt: Egal ob aufgrund von Freundschaft, Vereinsliebe oder Parteiinteresse.

Mitarbeiter suchen Mitarbeiter

Freunderlwirtschaft gibt es auch im professionellen Stil. Vielen Unternehmen fehlen Fachkräfte. Deshalb werben sie über bestehende Mitarbeiter neue Mitarbeiter an. Das funktioniert so: Die Angestellten könnten Freunde oder Bekannte als neue Mitarbeiter vorschlagen. Bewähren sie sich, bekommt der Mitarbeiter, der die Neuen angeworben hat, eine Prämie. Wie Personalchefs verhindern, dass das Konzept ausgenutzt wird, um Geld zu kassieren? Erstens wird die Prämie nur ausbezahlt, wenn die neuen Mitarbeiter eine gewisse Zeit lang bleiben und ihren Job gut machen. Und zweitens: Wenn man selbst Mitarbeiter vorschlägt, will man ja, dass diese qualifiziert sind. Man bürgt für sie – und hat einen Ruf zu verlieren.

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