Im Zeitalter alternativer Fakten lauern Fälschungen an jeder Ecke. Wie erfolgreich die Flunkerei sein kann, zeigen Erfolgsgeschichten von Elon Musk bis Bruce Springsteen. Doch die Trickserei ist auch riskant.
Ob in der Politik, in den Medien oder im Job: Was Erfolg hat, muss nicht zwingend authentisch sein. Denn was echt ist und was nicht, ist für uns zweitrangig geworden. Kreativ geschönte Wahlkampfkosten, Kanzler-Biografinnen mit frisierten Lebensläufen, jahrhunderttalentierte Auslandsreporter, die Texte frei erfinden und damit Preise gewinnen - die Kunst schamlos zu fälschen und zu flunkern ist heute zur universalen Praxis geworden. Das zeigen nicht zuletzt populäre Neologismen wie die „alternativen Fakten“ von Trump-Beraterin Kellyanne Conway, die es 2017 in Östereich und Deutschland zum Wort des Jahres und folglich in die Umgangssprache schafften. Die Verbiegung und -zerrung der Wahrheit zu willkürlichen Narrativen wirkt seither völlig enthemmt, die Authentizität als überholtes Konzept.
Ein Beispiel konnte man erst kürzlich in der hiesigen Twitter-Szene beobachten: Sowohl Schreibstil als auch Lebenslauf von Judith Grohmann, Autorin der aktuellen Kurz-Biografie „Sebastian Kurz - Die offizielle Biografie“, schlug dort extrem negativ auf. Die 53-jährige Journalistin und Autorin bezeichnete sich selbst - wie später herauskam zu Unrecht - als ehemalige Chefin vom Dienst beim Nachrichtenmagazin „Profil“; auch ihre Karriere bei der „Presse“ und beim „Standard“ war nicht ganz so wie im Lebenslauf angegeben.
Von Relotius bis Hinz
Auch in Deutschland gab es vor kurzem ganz ähnliche Fälle. Die Causa Claas Relotius brachte den renommierten Hamburger „Spiegel“ erheblich ins Wanken und ließt die Journalisten-Branche an sich in einem sehr negativen Licht erscheinen: Über Jahre hatte der hauseigene Autor Relotius unbemerkt ganze Geschichten gefälscht; Menschen, Orte und Begegnungen, die er in seinen Reportagen thematisierte, frei erfunden. Erst durch die Skepsis und konsequente Recherche seines Kollegen Juan Moreno flog der Betrug auf. Die Hochstapelei hatte jedoch großen Erfolg: Denn in der Zwischenzeit hatte das 33-jährige „Jahrhunderttalent“ für seine auch in österreichischen Medien publizierten Texte mehr als 40 Journalistenpreise eingeheimst. Konsequenzen hatte die Schwindelei vor allem für seinen Berufsstand: Die Reportage als journalistische Textsorte steht seither in Verruf.