Fringe Benefits: Alles besser als mehr Bruttogehalt

Bei den laufenden KV-Verhandlungen freuen sich Arbeitnehmervertreter über die höchsten Lohnerhöhungen seit langem. Von geldwerten Sachleistungen hätten ihre Leute mehr.

Ein kleines Rechenbeispiel: Für 2012 haben die Metaller plus 4,2 Prozent ausgehandelt. Bei hypothetischen 1.500 Euro Grundgehalt sind das brutto 63 Euro mehr, von denen netto magere 32,33 Euro übrigbleiben (siehe Brutto-Netto-Rechner des BMF). Der Arbeitgeber wiederum hat statt der bisherigen Lohnnebenkosten von 468,90 Euro nun 488,60 Euro zu berappen. Somit kostet ihn die Gehaltserhöhung 82,70 Euro mehr (63+19,70), von denen aber bloß 32,33 Euro bis zum Mitarbeiter durchdringen. Hätte er ihm stattdessen die Monatsmarke für die Wiener Öffis (49,90 Euro) bezahlt, hätten beide etwas davon.

Bis zu 186 Euro pro Jahr darf ein Mitarbeiter geldwerte Leistungen steuer- und versicherungsfrei beziehen. Darunter fallen Firmenweihnachtsgeschenke ebenso wie Fringe Benefits, also geldwerte Nebenleistungen. Sie bringen beiden Seiten mehr als eine Gehaltserhöhung. Allzuviel Zeit sollte man aber nicht mehr verstreichen lassen. Wenn die diskutierte Flat Tax eingeführt wird, wird der Spielraum enger.

Mobilität

Klassiker unter den Fringes ist natürlich das Dienstauto. Wer es beruflich braucht, darf es so gut wie immer auch privat nutzen und bekommt obendrein Versicherung, Benzin, Wartung und Reparaturen, Parkgebühren, Navi und Mitgliedsbeitrag bei den Autofahrergemeinschaften bezahlt. Weil das jede Freigrenze übersteigt, werden 1,5 Prozent der Anschaffungskosten (maximal 600 Euro) als Sachbezug versteuert. Es lohnt sich zu vergleichen, ob Kilometergeld nicht lukrativer ist. Jedenfalls bleibt dem Mitarbeiter mehr im Börsel: Ein Dienstkilometer im eigenen PKW bringt 42 Cent, am Motorrad 14 bzw. 24 Cent (bis/ab 250 ccm), pro mitfahrenden Kollegen kommen fünf Cent dazu. Wenig bekannt ist, dass man auch den Weg zum Kunden per Pedes oder auf dem Fahrrad mit 24 bzw. 47 Cent (bis/ab 6 km) verrechnen kann. Allen, die beruflich in Wien unterwegs sind und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, ist die Jahreskarte um 449 Euro eine willkommene Sachleistung. Damit dieser Betrag übrig bleibt, muss im einleitend genannten Rechenbeispiel das Brutto-Jahresgehalt um 798 Euro erhöht werden.

Handy, Laptop & Computer
iPhone, Blackberry & Co sind für jedes Unternehmen steuerschonend im Aufwand zu verbuchen. Für den Mitarbeiter sind sie ein brutto-für-netto-Nutzen. Hinzu kommt, dass Businesskunden bei Telekom-Anbietern wenig bis gar nichts für Mobiles zahlen, für die Private tief in die Tasche greifen müssen. Gleiches gilt für beigestellte Laptops & Computer für Remote Working vom Home Office.

Zusatzversicherungen
Lohnsteuerfrei bis zu 300 Euro jährlich sind Lebens-, Unfall-, und Zusatzkrankenversicherungen für Mitarbeiter und deren Angehörige. Nachzulesen im EStG §3, Absatz 1, Ziffer 15. Verhandelt der Einkäufer gut, lassen sich mit Gruppentarifen weitere Einsparungen erzielen.

G'sund bleiben
Betriebsärzte sind in jedem besseren Unternehmen zu finden. Meist organisieren sie Vorsorgeuntersuchungen oder gestützte Impfaktionen und sind für die Mitarbeiter vor allen eine zeitsparende Commodity, die sie vor dem abendlichen Anstellen in überfüllten Wartezimmern bewahrt. Fantasievoller sind da schon (privat sehr teure) Raucherentwöhnungs- oder Ernährungsberatungsprogramme, die – klug kommuniziert – Mitarbeitern obendrein den Eindruck vermitteln, der Arbeitgeber wäre an ihrer langfristigen Gesundheitserhaltung interessiert. Gestützte Beiträge in Fitnessstudio und Rückenschule erfüllen diesen Zweck ebenso wie Shiatsu-Masseure oder Yoga-Stunden im Betrieb. In der Top-Liga wird auch gern die Mitgliedschaft im Golfclub finanziert. Sie amortisiert sich normalerweise rasch.

Kinderbetreuung
Seit 2009 sind Kinderbetreuungs-Gutscheine bis 500 Euro pro Jahr und Kind (unter zehn Jahren) nicht nur von der Lohnsteuer, sondern auf beiden Seiten auch von der Sozialversicherung befreit. In Österreich werden sie von Marktführer Sodexo und von Edenred (früher Accor) angeboten und von allen institutionellen Kinderbetreuungsstätten angenommen.


Weiterbildung

Wer einen Kurs um 500 Euro macht, muss brutto um einiges mehr verdienen, um ihn vom Nettogehalt zu finanzieren. Übernimmt hingegen die Firma die Kosten, verbucht sie ihn nicht nur steuerschonend im Aufwand, sondern lukriert vielleicht sogar Förderungen. 70 Prozent oder maximal 10.000 Euro übernimmt etwa das AMS im Rahmen der QfB (Qualifizierungsförderung für Beschäftigte) für Ältere. Auf die WAFF-Seiten durchzusehen lohnt sich ebenfalls.

Billiger einkaufen

Keine Mehrwertsteuer in der Apotheke? 20 Prozent Rabatt lassen sich bei monatlicher Großbestellung locker aushandeln. Zehn Prozent sollten auch bei der kleinen Apotheke ums Eck möglich sein. Sonderkonditionen bei Banken, Anwälten, Buchhändlern, Reisebüros, bei Putzerei, Friseur und Kosmetikerin werden von den Mitarbeitern unterschiedlich bewertet, sind aber bisweilen aufwendig in Koordinierung und Abwicklung (siehe auch Kasten unten). 

Essensgutscheine

Abgesehen von gestützten Kantinenmahlzeiten sind 4,40 Euro pro Tag steuer- und sozialversicherungsfrei, Lebensmittel- und Supermarkt-Gutscheine bis 1,10 Euro pro Tag. Das klingt wenig, läppert sich aber zusammen. Daneben wirken sich auch Kooperationen mit Restaurants und anderen Nahversorgern börselschonend aus.

Firmendarlehen

Wer in Geldnöten ist, kann seinen Chef um ein gering oder gar unverzinstes Darlehen bitten. Bis 7300 Euro unterbleibt der Sachbezug.

Cafeteria Systeme

Hier picken sich die Mitarbeiter aus einem Katalog die subjektiv reizvollen Sachleistungen heraus. Klang das 2009 laut einer Studie des deutschen HR-Consulters Aon Hewitt noch für ein Drittel der 57 befragten Arbeitgeber verlockend, begeistern sich 2011 nur mehr sechs Prozent dafür. Gut ein Fünftel der HR-Chefs gab an, Umfang und Wert der angebotenen Nebenleistungen gar nicht zu kennen. Knapp die Hälfte kann sie in kein Verhältnis zu Markt und Mitbewerb setzen – sprich, für ihr Arbeitgebermarketing nutzen. In Österreich ist das sicher ganz anders.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2011)

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