Unternehmensgründung 2.0: "Einfach machen"

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit zur Selbstständigkeit liegt oft ein weiter Weg. Vier Unternehmer erzählten bei einer Podiumsdiskussion von ihren Erfahrungen.

Unternehmer braucht das Land, aber aller Anfang ist schwer. Über Unternehmensgründung und dem "Unternehmer sein" diskutierte eine prominent besetzte Runde im Forum Mozartplatz auf Einladung der katholischen Studentenverbindung Mercuria. Mut zum Start-up machte Andreas Tschas von STARTeurope. Sein erstes Unternehmen hieß jfdi - ein Kürzel für "just fucking do it". Dieser Einstellung kann auch Albert Gerlach von Gerlach & Co und Christoph Hütter von Eventbutler viel abgewinnen. Zum Erfolg gehört für Gerlach das nötige Glück dazu, aber "wer sich nicht verschließt, der wird dieses Glück früher oder später auch haben." Hütter rät zukünftigen Gründern "die Füße in die Hände zu nehmen und einfach zu machen". Neben Mut braucht es besonders viel Engagement, gerade am Beginn arbeite man unbeschreiblich viel. Die Gründe für das Selbstständigwerden sind hingegen sehr unterschiedlich. "Ich war in einer großen PR-Agentur und habe mir gedacht, das kann ich besser", sagt Christoph Bruckner von der PR-Firma Milestones in Communication. Seine Firma kategorisiert und klassifiziert Kommunikation, so sind Ergebnisse in diesem Bereich für Unternehmen objektiv vergleichbar. Bei seinem früheren Arbeitgeber sei für solche Ideen kein Platz gewesen, denn aufgrund mangelnder Erfahrung war kein konkreter Business-Plan möglich. Die Firma hätte aber auf prognostizierbare Zahlen beharrt.

Gründer vernachlässigen häufig Finanzierung
Grundsätzlich ist aber eine durchdachte Finanzplanung unabdingbar. "70 Prozent der Start-ups klammern die Finanzierung komplett aus", erzählt Tschas, der mit seinem Unternehmen STARTeurope versucht Gründer zu vernetzen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten die Finanzierung aufzustellen. Davon ist auch Hütter überzeugt: "Die Förderungen, die es in Wien gibt, sind sicher nicht schlecht. Man muss nur wissen wie man an die Gelder kommt." Hilfe ist da oft notwendig: "Ich war der Überzeugung das kann und weiß ich eh alles, das war aber nicht der Fall", erzählt Gerlach über seine ersten Schritte als Unternehmer. Der Berufsgruppensprecher der IT-Dienstleister in der Wirtschaftskammer verweist auf die Möglichkeit, sich mit einem geförderten Berater zu treffen, dessen Kosten oftmals sogar zur Gänze übernommen werden. Überraschend gut bewerteten die Podiumsdiskutanten auch die Möglichkeit über Investoren und Business Angels zu Geld zu kommen. "Nach wie vor finden zwar die meisten Investitionen in den USA statt, es gibt aber eine Verschiebung nach Europa und Asien", glaubt Tschas. Als Beispiel nennt er den neu gegründeten Fond "SpeedInvest", der mit einem Gesamtvolumen von zehn Millionen Euro ständig auf der Suche nach neuen Projekten ist.

Bürokratie als größte Hürde
Einig war man sich bei der Kritik an der ausufernden Bürokratie in Österreich, die dringend reduziert werden sollte. "In vielen Fällen, wo die Politik drin ist, geht das auf Kosten der Effizienz", so der Tenor. Für ein junges Unternehmen sei es etwa unmöglich an staatlichen Ausschreibungen teilzunehmen, da diese viel zu kompliziert und juristisch verklausuliert wären. Ein anderer Standortnachteil sei aber zugleich ein großer Vorteil: Da Österreich nur ein kleiner Markt ist, müssen Start-ups schnell international werden. Das sei zwar am Anfang schwierig, eröffne aber viele neue Chancen.

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