Die Angst vor dem Chef

Ist der Chef wirklich der unbeliebteste Gesprächspartner und welche Folgen hat das? Diese Frage wurde in prominent besetzter Runde beim k47-Businesstalk diskutiert.

Für Arbeitnehmer hat ein gutes Arbeitsklima oberste Priorität, so das Ergebnis eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Brand:Trust. Das kollegiale und offene Miteinander wird daher von Unternehmern wie Managern gleichermaßen beschworen. Die Realität sieht allerdings oft anders aus. 88 Prozent der Arbeitnehmer haben laut einer deutschen Studie Angst vor ihrem Chef, erklärt Brigitte Bösenkopf, Generalsekretärin der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie. In Österreich sei die Situation zwar weniger gravierend, aber auch hierzulande empfände rund die Hälfe aller Arbeitnehmer Angst vor ihren Vorgesetzten.

Ein ernstzunehmendes Problem also, über das es sich zu sprechen lohnt. Genau darum ging es beim zwölften k47-Businesstalk am vergangenen Freitag. Neben der Buch-Autorin und Wirtschaftstrainerin Bösenkopf diskutierten Manfred Führer, technischer Direktor SMZ-Ost Donauspital und Einsatzleiter beim Samariterbund sowie der Gastgeber des Abends, Lambert Gneisz, Geschäftsführer der Performer GmbH.

Angst schadet dem Unternehmen


Extreme Stresszustände, vermehrte Krankenstandstage und Burn-Out - die Angst vor dem Chef habe große Auswirkungen auf das Unternehmen, machte Bösenkopf gleich eingangs klar. Unternehmen sollten sich daher um eine gute Feedbackkultur, wertschätzenden Umgang und um Offenheit bemühen. Humorvolle Chefs wären da klar im Vorteil, denn der "Spaßfaktor" sei sehr wichtig für das Arbeitsklima. Bösenkopf betonte allerdings auch, dass der Chef kein "Kumpel" sein solle, sondern eine Respektperson, die auch eine gewisse Distanz einhalten müsse. Angst evoziere aber nicht nur der cholerische Vorgesetzte, Schuld habe oft auch eine schlechte Firmenkultur oder eine besonders strenge Unternehmenshierarchie.

Klare Organisationsstruktur wichtig


Führer stimmte zu und sah in unklaren Zuständigkeiten und schlechten Organisationsstrukturen die Hauptgründe für Angst. Aus ihr würden Machtkämpfe entstehen. Wichtig seien jedenfalls eine ausgewogene Balance zwischen Respekt, Distanz und Kollegialität. Übe der Vorgesetzte nur Druck aus, würde die Situation irgendwann eskalieren. Besonders herausfordernde Situationen gäbe es im internationalen Katastrophenschutz, wo persönliche Ängste oft auf den Einsatzleiter projiziert würden, erzählte Führer abschließend.

Emotionen messbar machen

Besonders viel Angst habe man immer vor dem Unbekannten, erklärte Gneisz. Das gelte für Mitarbeiter wie für das Management. Darum sei es besonders wichtig, für Klarheit zu sorgen. Etwa mittels anonymisierter Mitarbeiterbefragungen, die der Führung ein quantifiziertes Stimmungsbild liefern. Genau darauf habe sich sein Unternehmen, die Peformer GmbH, spezialisiert. Immer wieder genannte Risikofaktoren seien dabei die Angst um den Arbeitsplatz, Mobbing und das Übersehen von wertvollen Mitarbeitervorschlägen. Führungskräfte würden oft von den Ergebnissen der Mitarbeiterumfragen völlig überrascht sein, beschrieb Gneisz den Alltag. Ein Anzeichen dafür, dass sich die Wahrnehmung von Vorgesetzten und Mitarbeitern doch oft grundlegend unterscheidet.

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