Was Juristen können müssen: „Lesen, schreiben und darüber sprechen“

Diskussion über gute und schlechte Anwälte, wie viel Spezialisierung man braucht und wann man besser umsatteln sollte.

„Jeder meint, Juristen können schreiben und sprechen. In Wahrheit ist es eine Katastrophe.“ Diese und ähnlich unerwartete Erkenntnisse gewannen dreißig Studierende, die der Einladung des Instituts für Österreichisches und Internationales Steuerrecht zum Privatissimum mit vier Kennern der Anwaltsszene gefolgt waren. Gute Präsentations-Skills wären unerlässlich, meinte etwa Christian Hönig: „Wer darüber hinaus auch noch alles grafisch und in Zahlen unterlegen kann, den lieben die Kunden.“ Er unterscheide grundsätzlich Aufreißertypen und Schreibtischtäter: „Nicht jeder beherrscht den Smalltalk mit den Kunden. Aber die Aufreißer kommen schneller voran und verdienen mehr.“

Was ein guter Absolvent mitbringen müsse, wollte Moderator und Steuerrecht-Professor Josef Schuch wissen. Claus Staringers Präferenz war wirtschaftliches Verständnis: „Wer Telefonie oder die Abläufe in einer Bank nicht versteht, kann darüber auch nicht gut beraten.“ Ob er Allrounder- oder Spezialistentum anstrebe, hänge von der Kanzlei ab. Christian Wimpissinger beschrieb den Trend zum Generalisten, gern auch mit Spezialistenvergangenheit: „Nur dann kann man die Tiefe der einzelnen Gebiete abschätzen.“ Er schätze fächerübergreifendes Wissen: „Wer einmal in einer Steuerberatungskanzlei gearbeitet hat, kann sich ein weiteres Feld aussuchen als ein LL.M. Lawyer.“

Steuerliche Expertise werde dem Klienten übrigens auch höher bepreist, „weil es ja auch mehr zu lesen gibt“.
Einer großen Zahl von Absolventen stünden nur wenige gegenüber, „auf die es ankommt“. Diese könnten sich die Jobs aussuchen und hätten die Chance, ihren eigenen Lebensentwurf zu bestimmen. Wer merke, dass es an Talent mangle, solle besser das Studium wechseln: „Durchpressen hat keinen Sinn.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2012)

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