Was Erasmus+ jungen Menschen bringt

Auslandspraktika. Dieses Jahr feiert das Mobilitätsprogramm sein 30-jähriges Bestehen. Knapp eine Viertelmillion Österreicher gingen bislang mit Erasmus ins Ausland. Zum Jubiläum berichten Lehrlinge über ihre Erfahrungen.

Was mit elf europäischen Ländern begann, ist 30 Jahre später auf 33 Staaten angewachsen: Rund neun Millionen Menschen haben seit dem Start von Erasmus 1987 am EU-Austauschprogramm teilgenommen. 240.000 Österreicher haben seit dem Beitritt 1992 im Ausland studiert und gearbeitet. Seit 2014 ist das Programm um andere EU-weite Initiativen für allgemeine und berufliche Bildung erweitert. So organisiert der Internationale Fachkräfteaustausch IFA in Wien vier- bis sechswöchige Auslandspraktika für Berufsschüler und lud diese anlässlich des 30-Jahre-Erasmus-Jubiläums ein, Lehrlingsberichte aus verschiedenen Branchen zu hören.

Erfahrungen im Ausland sind wertvoll – privat wie beruflich. Sie machen sich gut im Lebenslauf, weil sie signalisieren, dass Bewerber über einen gewissen Grad an Selbstständigkeit verfügen. Andererseits fördern sie soziale Kompetenzen und Sprachkenntnisse und ermöglichen den Teilnehmern, ihren Horizont zu erweitern.

„Ich habe dort auch Sachen gemacht, die ich in meiner Lehre nicht brauche“, erzählt Dominik Wottke. Er ist Installations- und Gebäudetechniker im vierten Lehrjahr und verbrachte einen Monat auf Malta, wo er sich auch mit Elektrikerarbeit, Trinkwasseraufbereitung und Solarzellen auseinandersetzte. Das Wissen um Letztere sei in Wien zwar nicht gefragt, sagt er, ließe sich in Zukunft aber sicher andernorts anwenden. Trotzdem will er sich erst einmal auf kein weiteres Auslandsabenteuer einlassen. „Es hatte auch Nachteile“, sagt der 21-Jährige. Während seiner Zeit in dem Inselstaat habe er keine Zulagen erhalten.

Zweimal ins Ausland

Über Erasmus+ ist nur ein einmaliger Aufenthalt möglich, jedoch können junge Leute sich bei der Begabtenförderung bewerben, wenn sie erneut ins Ausland gehen wollen. Wie Anna Winter. Sie hat als Bäckerlehrling bei Der Mann in der süditalienischen Kleinstadt Nicotera in einer Konditorei gearbeitet und dabei neue Rezepte und Verarbeitungstechniken für sich entdeckt – und einen neuen Beruf: An die Bäcker- will sie nun eine Konditorlehre anhängen. Zuerst wird sie aber nach Finnland gehen, um noch mehr Praxis in fremder Umgebung zu sammeln.

Zwar sind Erasmus+-Praktika immer mit einem Sprachkurs vor Ort verbunden, dennoch hat Winter durch ihren Italien-Aufenthalt gelernt: „Wichtig ist, dass man vorher schon ein bisschen die Sprache lernt und sich anschaut, was man im Gastland sehen will.“

Beliebteste Destinationen

Wohin die Teilnehmer kommen, hängt davon ab, für welche Berufe es in welchen Ländern freie Plätze gibt. Unter den verfügbaren Stellen können Bewerber ihre Wunschdestinationen wählen. Ein Limit gibt es dabei nicht. Je mehr Wünsche und je umfangreicher die Unterlagen, desto leichter lässt sich mit den jeweiligen Partnerorganisationen im Ausland ein geeigneter Platz finden. Besonders beliebte Destinationen waren laut IFA zuletzt Sevilla und Oslo, sonst eher Kleinstädte – wegen der Nähe zur Gastfamilie.

Spar-Lehrling Sebastian Taborsky verbrachte sein Praktikum bei Coop im südenglischen Portsmouth. Mit überraschenden Erkenntnissen: „Die Regale sind ganz niedrig. Sie haben gesagt, damit auch kleine ältere Damen hinaufreichen.“

Auf einen Blick

Seit 1987 fördert das EU-Austauschprogramm Erasmus Auslandsaufenthalte an Universitäten. 2014 verschmolz es mit anderen Initiativen und heißt seitdem Erasmus+. Insgesamt haben in den vergangenen 30 Jahren rund neun Millionen Menschen im Ausland Erfahrungen gesammelt, 240.000 allein aus Österreich. Zum Jubiläum berichteten Lehrlinge, inwieweit ihr Auslandspraktikum sie ihren beruflichen Zielen nähergebracht hat.

http://www.ifa.or.at

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