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Fachkräfte dringend gesucht – wie viel zählen heute noch Interesse & Leistung?

Blog "fach-kräftig", Folge 3. In diesem Blog nähert sich wöchentlich eine Top-Führungskraft dem Thema Fachkräfte aus der Perspektive ihrer Branche und ihres Unternehmens. Diese Woche: Sebastian Beinl, HR-Leiter Engie Austria.

Wenn es keinen Markt für Fachkräfte gibt, nimmt die Bedeutung der Ausbildung zu. Doch wenn Viele um Wenige konkurrieren wird die Verlockung groß, die falschen Signale zu senden. Ob es nur darum geht, cool zu sein oder mehr zu bieten, oder ob eine solide Ausbildung und ehrliche Chancen nicht schon ein echtes Angebot sind.

Fachkräfte und Spezialisten, die wir am Arbeitsmarkt nicht finden, müssen wir eben selbst ausbilden und entwickeln. Lehrlinge sind für uns schon seit jeher junge Kollegen, die wir mit Bedacht auswählen und mit Sorgfalt und hohem Engagement ausbilden und entwickeln. Viele Beispiele von Führungskräften, die als Lehrlinge begonnen haben, zeugen von Nachhaltigkeit und (beidseitiger) Loyalität.

Mit Sorge sehen wir eine stetig an Fahrt gewinnende Umkehr des Personalmarktes, gerade bei den Lehrlingen. Unternehmen biedern sich geradezu penetrant bei den jungen Leuten an, versprechen Handys, I-Pads, Führerscheine und wer weiß, was noch kommt (?)…

Statt auf persönliches Interesse und Leistungswillen (im Abtausch gegen faire Lehrlingsentschädigung und eine gute Ausbildung) zu setzen, werden die jungen Leute nach dem Motto „Wer bietet mehr“ mit Versprechen und Geschenken zugedeckt. Können daraus die zukünftigen Mitglieder einer Leistungsgesellschaft erwachsen?

Für unser Unternehmen stellen wir die Perspektiven nach der Ausbildung (Facharbeiter, Spezialist, Meister, Führungskraft, sogar HTL-Abschluss bzw. Studium) ebenso klar dar, wie die tollen Jobaussichten. Weil sich das Klima spürbar verändert und Gebäude in der Zukunft immer stärker gekühlt bzw. klimatisiert werden müssen und gleichzeitig ein schonender und nachhaltiger Umgang damit schon in der Planung immer wichtiger wird. Man kann in unserer Branche also viel Gutes tun.

Wir verlangen aber auch Leistung – im täglichen Arbeiten wie auch in der Berufsschule.

Die Balance zwischen Geben und Nehmen ist für uns ein wichtiger Lerninhalt in der Ausbildung, zählt aber auch im täglichen Zusammenarbeiten im Unternehmen und, wie ich meine, im Leben ganz allgemein.

Sebastian Beinl
Sebastian BeinlEngie Austria

Der Autor: Mag. Sebastian Beinl ist HR Director von ENGIE Austria.

Robert Frasch
Robert Frasch

Dieser Blog entsteht gemeinsam mit Robert Frasch, Österreichs Experten für duale Ausbildung. Der Gründer des Ausbildernetzwerks lehrlingspower.at und Herausgeber des Fachportals ausbilden.co.at sorgt mit vielen Projekten für die Steigerung der Qualität in der Ausbildung. Als Key Note Speaker gibt er der Lehre national und international eine professionelle Stimme und macht deren Herausforderungen und Leistungen sichtbar. Mehr über Robert Frasch finden Sie im Internet unter www.robertfrasch.com

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