Ich und der Popstar

Kolumne "Führungsfehler". Alle rieten dem Geschäftsführer ab. Dem Finanzchef war es schade um das Geld. Der Marketingleiter sah keinen Nutzen in der Aktion. Der Geschäftsführer setzte sich durch.

Der Geschäftsführer liebte es, sich als Mann von Welt zu inszenieren. Als Mann mit Stil und Geschmack, als Mann der Visionen. So wie dieser Popstar, den er heimlich bewunderte und der einen Gig in der Stadt haben würde. Dorthin wollte der Geschäftsführer seine Kunden einladen, nicht nur die besten, nein, alle Kunden. Koste es, was es wolle.

Genau da lag das Problem. Der Marketingchef (dem der Popstar nicht besonders am Herzen lag) holte die Kosten ein und erbleichte. Der Finanzchef, eilig zu Rate gezogen, griff sich an die Brust. So viel Geld für einen einzigen Abend!

Der Marketingchef rechnete dem GF vor, was man mit dem Budget sinnvoll anfangen könnte. Der blieb eisern. Er saß am längeren Ast, er setzte sich durch. Die Kunden hatten den Abend bald vergessen, das Unternehmen nicht. Die Extrawünsche des Geschäftsführers fraßen nicht nur das Marketingbudget auf. Am Ende mussten drei Mitarbeiter gehen.

Der Geschäftsführer aber betrachtete noch oft lächelnd das Foto hinter seinem Schreibtisch. Es zeigte ihn und den Popstar, Arm in Arm.

Zwei Männer von Welt.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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