Hoch lebe der Elfenbeinturm

Kolumne "Führungsfehler". Am Institut war es üblich, dass der Vorgänger den Nachfolger aufbaut. Nicht in diesem Fall.

Dem Institutsleiter war sein Ego im Weg gestanden. Keiner durfte womöglich besser sein als er, also ließ er sich mit der Nachfolgeregelung so lange Zeit. Bis es zu spät war.

In seiner Not holte der Rektor einen jungen Manager von außen, aus der Wirtschaft. Der galt dort draußen als Koryphäe. Drinnen aber war er ein Niemand, ohne Netzwerk, ohne Verständnis für den Universitätsbetrieb, ohne Akzeptanz im Team.

Letzteres war ein Relikt aus der Beamtenzeit: Weil viele Mitarbeiter noch immer unkündbar waren (oder sich dafür hielten), akzeptierten sie neue Vorgesetzte nicht ohne Weiteres. Schon gar nicht, wenn sie jünger waren. Und schon überhaupt nicht, wenn sie sich allgemein verständlich ausdrückten anstatt mit akademisch-wissenschaftlichen Fachbegriffen um sich zu werfen.

Dem Rektor fiel das alles nicht auf. Während er noch dachte, einen tollen Fisch gefangen zu haben, hatte den die Mannschaft längst zerlegt. Ebenso seinen Nachfolger, erneut einen Mann der Wirtschaft. Erst Nachfolger Nummer drei, ein Mann des Elfenbeinturms, wurde akzeptiert.

Schade, denn bis heute sagt man dem Institut nach, weltfremd zu sein.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Führungsfehler

Wechselseitige Beweihräucherung

Kolumne. Es begann mit der kleinen Bitte einer früheren Mitarbeiterin, ihr doch eine Empfehlung auf LinkedIn zu schreiben. Gerne, sagte man, und schrieb frei heraus, was man an ihr schätzte.
Führungsfehler

Anfängerfehler

Kolumne. Ein Geschäftsführer will ein neues Warenwirtschaftsprogramm, speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Sein Programmierer legt ein Angebot. "Zu teuer", kommentiert der Geschäftsführer.
Führungsfehler

WiFi down

Kolumne. Ein Studentenheim mit instabilem Internetzugang. Nicht, dass heutzutage jemand WiFi brauchen würde.
Führungsfehler

Wenn sich 30-Jährige vor 20-Jährigen fürchten

Kolumne. Noch jede Generation hatte ihre Konflikte mit den nachfolgenden. Glaubt man der New York Times, kommt es diesmal schlimmer: Vor der Generation Z kapitulieren selbst Millennials.
Führungsfehler

Erst denken, dann demonstrieren

Kolumne. Dieser „Führungsfehler“ schließt nahtlos an den vorhergehenden an. Er stammt von einer engagierten Mutter, die an einer „Fridays for Future“-Demo teilnahm. Zur Erinnerung: Dort geht es um die Umwelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.